Hi faustokafetti,
es ist ja kein Wunder, dass Dir die Orientierung bei Snares schwer fällt: Es ist für uns eines der wichtigsten Instrumente am Set, dabei auch noch teuer und es gibt unendlich viele Möglichkeiten.
Ich schreib Dir mal, wie ich zu meinen beiden Lieblingssnares gekommen bin: Durch teure Fehlkäufe bei hohen Budget und praktisch keiner Hörerfahrung. So geht meine Geschichte:
Meine erste Snare war eine geliehene Sonor Phonic 14x8. Soll eine tolle Snare sein, meine hab ich nie zum klingen gebracht, sie hat mir gar nicht gefallen. Ich hatte aber auch noch keine Ahnung von Fellen und Stimmen. Jedenfalls klang sie immer topfig und tot.
Daher: Einfach besseren Sound kaufen! Also bin ich in den Laden und hab mich umgeschaut, hab mich "beraten" (verkaufen) lassen und bin mit einer Sonor S-Class Stahlsnare nach Hause, mit der ich dann ebenfalls nie warm wurde: Passabler Grundsound, exzellente Rimclicks, aber leider ein (zumindest bei mir!) grausiger Rimshotsound. Ein Obertonringen, das auch mit zwei Moongels nicht in den Griff zu bekommen war. Ein eiskalter Sound - boah. Not my style. But my 300 EUR gone.
Daher: Jetzt war RICHTIGES kaufen! Holz natürlich, weil Stahl so kalt ist. Und diese Yamaha Dave Weckl, die ist cool: Sieht geil aus und hat sogar zwei Teppiche. Und Dave Weckl spielt die ja auch. Und ich jetzt. Und bin unglücklich: Am Ende stelle ich nämlich fest, dass der "topfig-muffige" Sound nicht am Raum oder an Fellen oder an mir liegt. Er gehört zu dieser (m.M.n. wirklich gruseligen) Snare. Not my style but my 600 EUR gone.
Macht 900 EUR für zwei Snares, die ich nicht spielen und hören mochte (und später mit grässlichem Wertverlust verkauft habe). Nicht schlecht oder?
Meine nächste Snare (Benny Greb Signature) hab ich so ausgewählt: Ich hab meinen Lehrer mal für eine Unterrichtsstunde in Sachen Hörerfahrung bezahlt und bin mit ihm zu Just Music marschiert. Dort habe ich mir von ihm zeigen lassen, *worauf* man hört, wie (unterschiedlich) man zum Test spielt. Wie man vergleicht. Und … wie schwer das alles ist.
Ergebnis: Obwohl ich Signature Snares nun doof fand, die Benny Greb war flexibel, klang in unterschiedlichen Stimmzonen lebendig und warm. Obertöne, aber nicht zu viel. Schöner Rimclick und endlich ein Rimshot, der sogar bei mir klang. Später kam dann mit einer Ludwig Black Beauty noch mein langjähriger Traum dazu. Für deren Kauf hab ich 14x5er und 14x6,5er, gehämmerte und glatte Versionen mehrere Tage getestet und dabei mit dem Rekorder aufgenommen. Das hat sich gelohnt: Die Unterschiede waren größer als gedacht und meine Wahl macht mir heute noch Freude.
Was ich gelernt habe:
- Viel Geld hilft nicht viel, sondern steigert das Risiko und erfordert mehr Zeiteinsatz
- Es braucht *einige* Besuche im Laden (mit ausreichend Zeit und möglichst zu Tageszeiten mit wenig Publikum)
- Mir hilft, eine Snare aufzunehmen: Einige Frequenzen, die den Grundton überlagern, tauchen da nicht auf. Ich schaffe so leichter, den "Grundsound", den Charakter der Snare zu hören.
- Mir hilft, auch mal mit Gehörschutz zu spielen (nämlich so, wie ich später mein Snare meistens hören werde)
- Sehr hilfreich ist, einen erfahrenen Musiker dabei zu haben
- Wichtig, wichtig, wichtig ist es, *viel* gehört zu haben: Hör also mal bei allen Drummern, die Du kennst (Freunde im Proberaum, Profis auf der Bühne) auf deren Snaresound. Vergleiche so viel Du kannst, um herauszufinden, *welche Elemente* für Deinen Klang wichtig sind: Felle, Material, Spannringe, Teppiche
Ich persönlich bin kein Freund von Gebrauchtkäufen, aber hier könnte es sich für Dich lohnen. Vermutlich wirst Du am Ende eher ein paar Snares haben, von daher macht es vielleicht Sinn es mehr als Lernprozess zu sehen als den "perfekten Kauf für immer" anzupeilen.
Viel Erfolg!
Hajo K
P.S.: @all: Sagt mal, hat Ludwig jetzt RICHTIG einen an der Marmel? Alle, restlos alle Black Beauties liegen jetzt bei >1.000 Euro!
. Für eine zugegeben großartig klingende Snare mit jämmerlicher Hardware. Vermuten die bei uns Drummern einen Lottogewinn? Meine LB417T hab ich vor vier Jahren für 729 EUR gekauft. Heute kostet sie 1.120 EUR. Das sind >50% Preissteigerung, 12,5% pro Jahr!
Wenn's so weiter geht, verkauf ich das Ding, wenn ich in Rente geh und mach von der Kohle ne Weltreise.