Tach!
Nun war ich auf der Suche auf diesen (klasse!) Thread gestoßen und hab das mal als Ausgangspunkt genommen. Meine "Referenz" war mein (leider nun defekter) Ultimate Ears triple.fi 10 - der schön warm, voll und homogen klingt, mir leider aber auch immer ein bisschen zu "unscharf" war.
Geschielt hab ich auf den SE535, und fast wär er's auch geworden. Hier meine persönlichen Testerfahrungen bei der Suche nach dem passenden In-Ear:
Shure SE535 (aktuell 419 €): Sehr klare und doch angenehme Mitten und Höhen - nahezu perfekt. Das Klangbild ist aufgeräumt und räumlich. Das wäre der perfekte Hörer gewesen. Leider gibt es gleich Dinge auszusetzen: Zum einen die drehbaren Kabel. Es ist, auch mit Übung, eine echte Herausforderung, die Dinger ins Ohr zu bekommen: Stets windet sich das Kabel oder der Hörer oder beides weg. Ich vermute, Profis finden da ihren Weg, mir war er zu mühsam. Das absolute Aus ist jedoch das Fehlen des klanglichen Fundaments. Es gibt praktisch keinen Bass. Und das sage ich als Fan von "analytischen" Hörern, als Bass-Boost-Hasser. Aber ein Kontrabass sollte nicht nach Bratsche klingen und ein E-Bass nicht wie eine tiefgestimmte Gitarre. Das geht weder zum bloßen Musikhören noch fürs Monitoring, wo Bass gefragt ist. Wer jedoch als Sänger/Gitarrist auf Signale von Bass Drum oder Bass verzichten kann, für den mag das gehen.
InEar StageDiver
Die Serie überzeugt mich von A bis Z: Das mitgelieferte Case ist schön und zugleich zweckmäßig, es gibt Reinigungstücher, einen qualitativ hochwertigen Klinkenadapter und Latex-Ohrpassstücke. Leider keine aus Schaumstoff a la Comply Foam, die aber als T400 passend separat erhältlich sind. Das austauschbare Kabel ist sehr fein gewendelt und daher anschmiegsam (im Gegensatz zum steifen Ding des SE535). Kritisiert wurde, dass es sehr dünn ist, ich mag das so. Die Passform ist überraschend gut (für mein Ohr) und dichtet schon mit den Latex-Passstücken überraschend gut ab. Mit Comply Foam T400 ist das Ding richtig dicht. Alles wirkt gediegen und professionell. So muss es sein. Gestartet bin ich zunächst mit ...
InEar StageDiver SD3 (aktuell 499 €): Das volle Gegenprogramm zum Shure SE535: Fettester Bass mit sehr sauberer Impulswiedergabe. Junge, Junge, da haut jede Bass Drum rein wie ein Donnerschlag. Leider überschatten die tiefen Bässe und insbesondere die tiefen Mitten restlos alles an Klang, was der Hörer im Prinzip wieder zu geben in der Lage wäre. Ein einziger dumpfer Brei, allerdings mit einer sehr breiten und akzeptabel tiefen Bühne. An Songstellen ohne Bass klingt der Hörer plötzlich sehr schön - er könnte, wenn er dürfte! Tja. Vielleicht ist's dann doch für mich eher der ...
InEar StageDiver SD2 (aktuell 379 €): Stimmt, dieser Hörer kommt ohne Bass Boost aus. Er klingt aber im Vergleich zum SD3 in den Mitten und Höhen irgendwie rauh und insgesamt etwas blechern. Als Monitor mag das taugen, schön ist es nicht. Die Bühne wirkt nochmal breiter als beim SD3, ist aber minimal tief. Ergebnis: Gesangsstimmen kleben am Hirn, scheinen "von innen" zu kommen. Das ist nicht unschön, das ist richtiggehend unangenehm. Also wieder nix, ok, dann ein letzter Versuch mit dem ...
InEar StageDiver SD4 (aktuell 679 €): Tja, wer das Geld dafür über hat (haben will), der wird bestens bedient: Das Fundament und die Impulstreue des SD3 mit ganz leicht geboostetem Bass, aber mit schönen, runden Mitten und klaren Höhen. Alles drin, alles dran - das funktioniert zum Musikhören und fürs Monitoring für meinen Geschmack ausgezeichnet. Der Hörer ist extrem analytisch - ich war (wie andere auch) überrascht, was sich in manchen Songs noch an Details verbirgt. Und dabei habe ich zu Hause schon einen ausgezeichneten sehr neutralen AKG Hörer. Was also will man mehr?
Aus Monitoring-Sicht könnte Drummern und Bassisten vielleicht doch noch ein bisschen Druck fehlen, aus HiFi-Sicht könnte man pinglig festhalten, dass die Höhen etwas scharf und "kratzig" sind. Das fällt mir besonders bei Hihats auf, die dadurch immer ein bisschen zu weit nach vorne kommen. Auch etwas räumlicher (tiefer) könnte das Klangbild gerne noch sein - es ist allerdings schon ordentlich und kein Vergleich mit dem platten Klang des SD2. Im Vergleich zu meinem früheren Ultimate Ears triple.fi 10 ist der Klang fast schon "zu analytisch", es fehlt manchmal die Kohäsion: Ein Orchester wirkt plötzlich nicht mehr wie ein Klangkörper, sondern wie mehrere Instrumentengruppen. So auch in Jazz oder Pop: Es ist fast zu viel der Trennung und Auflösung (perfekt fürs Monitoring natürlich). Aber das ist jetzt wirklich Genöle auf höchstem Niveau. Aber da bewegt man sich ja dann auch preislich.
Mein Fazit: Verflixt, wer schön hören will, muss leiden - monetär jedenfalls. Die StageDiver haben mich von ihrem Sitz und vom ganzen Auftritt sofort überzeugt, leider klanglich erst in der oberen Preisetage. Für den damaligen Preis, würde ich wohl heute wieder zum UE triple.fi 10 greifen, nur ist der leider nicht mehr im Handel. Obwohl ... hm ... wer einmal den SD4 im Ohr hatte, möchte den "warmen Mumpf" des triple.fi vielleicht doch nicht mehr haben. 
Gruß
Hajo K