Beiträge von michagottfried

    Zur Not geht's als "hardcore aged" durch..


    Fotos wären tatsächlich interessant!


    Wie schlimm auch immer die aussieht, würde ich sie im Originalzustand lassen - allerhöchstens Stimmschrauben und Gewindehülsen wechseln.


    Meinst du echt? Verkaufen will ich sie sowieso. Nicht, weil sie schlecht klingt. Ich will mich einfach von ein paar Sachen trennen...

    Ich besitze eine DW Collectors Maple Snare Drum. Tolles Teil, nur die Messing-Beschichtete Harware ist leider komplett korrodiert. Der Kessel ist in super Zustand und das Ding klingt auch toll. Im Grunde will ich mich dennoch von der Snare trennen, denn Geschmack ändert sich ja mal. Ich überlege, vor dem Verkauf die Hardware zu wechseln, denn die aktuelle ist wirklich, inklusive der Stimmschrauben, hinüber. Von DW kostet schon ein einziges, verchromtes Spannböckschen um die 19 €. Das lohnt sich nicht. Kennt Ihr optisch identische oder zumindest technisch passende Alternativen? Außerdem, sollte jemand Lust haben, die Snare selbst zu "Restaurieren", bitte Nachricht, schicke gerne Fotos und Soundbeispiele.

    Seit über 30 Jahren spiele ich jetzt Schlagzeug. Und in diesen 30 Jahren war das Thema Lautstärke immer wieder Diskussionsgegenstand. Mit der Zeit habe ich gelernt, dass das wirklich eine Menge Facetten hat. Und habe auch sehr daran gearbeitet, in der Lage zu sein, für jede musikalische Situation eine sinnvolle Lautstärke und einen passenden Sound zu liefern. Das war ein langer Prozess, heute geht wirklich alles zwischen Zimmerlautstärke und Stadion-Wumms. An den Diskussionen hat sich aber nur zum Teil etwas geändert. Und jetzt mein Punkt: Ich meine, jede Musik, jede Stilistik, hat ihren eigenen Sound, verbunden mit ihrer ganz eigenen Lautstärke. Und das trifft in besonderem Maße auf das Schlagzeug zu, denn es ist das mit der, abgesehen von Blechblasinstrumenten, sicher höchsten potenziellen „Naturlautstärke“. Ein E-Gitarrist kann immer noch mit der selben Bewegung einem Metal-Sound erzeugen. Wir können das nicht. Es ist, so meine ich, das größte Missverständnis und auch der größte Knackpunkt in der ewigen Diskussion. Wenn wir Jazz, Bossa, Balladen spielen, dann verlangt die Musik nach einem sanften, weichen Touch. Das fällt dann unter Musikalität. Spielen wir Rock, verlangt das nach Wumms. Und genauso, wie Bill Stuart, Jeff Hammilton oder Bernard Purdie Meister des Leisen, Subtilen sind, weil sie ihre Stile verinnerlicht haben, so sind es Dave Grohl, Roger Taylor oder John Bonham am anderen Ende des Spektrums. Und niemand, aber auch wirklich NIEMAND würde letzteren sagen, sie mögen doch bitte heute mal ihre übliche Musik mit der selben Intensität spielen, aber bitte mit Besen. Genauso wenig, wie man den „Jazzern“ mal eben eine 24“ Bassdrum hinstellen würde. In der Liga der „Normalsterblichen“, fordert man das aber immer noch viel zu oft ein: Miniläden, die eigentlich keine Musik machen dürfen, buchen Rockbands und wundern sich, wenn die Musik laut wird. Auf Jazzsessions stehen die schlimmsten Rock’n’Roll Kits rum und man muss sich damit arrangieren. Man wünscht sich Vollgas-Musik auf Zimmerlautstärke. Ich meine: Hier braucht es mehr Verständnis und Respekt für das Instrument. Ich meine aber auch: Oft sind die Umstände so, wie sie sind. Ich habe über die Jahre eine Menge Techniken und auch ein bestimmtes Equipment entwickelt, um auch in schwierigen Situationen musikalisch etwas zu liefern, mit dem alle glücklich sind. Aber solche Prozesse beginnen beim Arrangement. Klar kann man Rocknummern so spielen, dass sie auch bei niedriger Lautstärke funktionieren. Aber das muss dann so geplant sein. Und klar kann Jazz auch rocken, selbe Sache. Ich wünsche uns, wenn es drauf ankommt, mehr Selbstbewusstsein, uns nicht aus den absurdesten Gründen als unmusikalische Krachmacher degradieren zu lassen. Und unserem Umfeld mehr Verständnis für den ziemlich speziellen Charakter unseres Instruments. Ich denke, dann haben alle etwas davon. Dem Publikum kann und muss es egal sein, die wollen nur schöne Musik hören. Mir ist das am Ende das Allerwichtigste. Egal ob Vollgas, oder Zimmerlautstärke.


    Ich bin sonst nicht so der Gearhead, aber ich meine, dieses Setup klärt viele Probleme, vor denen wir Drummer, vor allem in kleineren Räumen und in der Großstadt oft stehen: Zu laut, zu viel, kein Platz, schwer zu lagern, schwer zu transportieren. Die aller-aller-allerschönste Lösung für all dies, war aus meiner Sicht das Rick Marotta HipGig von Yamaha. Dummerweise wurde die Serie eingestellt. Als es sie noch gab, konnte ich sie mir nicht leisten. Und gebraucht hat es irgendwie nie gepasst. Und so habe ich mich nach einer Alternative umgesehen. Und meine Variante hier kostet einen Bruchteil des, auch gebraucht immer noch um die 1.500 € teuren Hipgigs, klingt wirklich ähnlich gut und sieht, wie ich finde, auch originell aus.


    Es mag nach nicht viel aussehen, aber es war eine kleine Reise von bestimmt drei, vier Jahren bis ich zu diesem Kompakt-Setup gekommen bin, mit dem ich mittlerweile praktisch alle Gigs spiele, bei denen kein Set gestellt wird. Unmikrofoniert klingt das Ganze perkussiv, aber keinesfalls dünn und ist so genau richtig für Kneipengigs & Co.. Mikrofoniert bin ich immer wieder platt, besonders von dem "Wumms" der Cajon Bassdrum. Ich spiele das Set in beiden Fällen nur mit Rods und Besen. Das liegt auch daran, dass meine aktuellen Bands praktisch ausschließlich mit Akkustikgitarren arbeiten und ich meine, dass sich das immer sehr schön mischt. Für richtig elektrische Musik ist es sicher zu wenig. Aber im Moment bin ich überglücklich mit diesem Aufbau, der klanglich sehr schön ausbalanciert ist und den ich zur Not auch in der Ubahn transportieren kann. Cajon+Snare+Becken auf den Rücken und der Rest kommt in eine rollbare Tasche.


    Mich würden natürlich auch Eure Kompaktsets interessieren, besonders, wenn sie nicht von der Stange kommen.


    Jedenfalls, in meinem Fall ist es nun also dieses:


    Pearl Piccolo Maple Snare 13x3''


    Tama Snare Timbale 10''


    Schlagwerk 2 in 1 Cajon


    Meinl Remote Pedal mit Cajon Platte


    20'' meinl Byzance Thin Hammered Crash


    Istanbul 14'' Traditional Jazz HiHat


    Amedia 6'' Spash


    DW 6000 Harware (ultraleicht, HiHat hier gerade Peal, da im Proberaum)

    Ich meine, lass Dich nicht abbringen und spiel dein Fettes Solo, wenn Du Bock drauf hast. Und auf dem Weg dahin wirst Du eine Menge Dinge lernen, die Dich überhaupt wachsen lassen. Ich meine aber auch, jemand wie Jost Nickel, der zweifellos auch unterrichtet, ist für dich an deinem aktuellen Punkt der Schlagzeuger-Laufbahn etwas überdimensioniert. Denn der ist, da bin ich ganz sicher, teuer und eher ein Lehrer, der professionelle Musiker noch ein bisschen besser machen kann. Ich selbst kenne keinen Lehrer in Hamburg, meine aber, Ketten wie Drummers Focus oder Modern Music School sind eine Überlegung wert, da sie a) einen moderneren Ansatz haben, als viele Musikschulen und b) ein ganz gut überprüftes Qualitätslevel und einheitliches System. Ich hab selbst mal für die unterrichtet. Modern Music School gibt es auch in HH: https://www.modernmusicschool.com/de/hamburg . Klingt ganz vernünftig. Hau also rein und ich finde: Dein Solo müssen wir dann hier mal in der Hörzone zu sehen bekommen!!!


    Vor nun knapp 30 Jahren, noch zu Zeiten der DDR, ging ein ambitionierter, junger Musiklehrer durch die Schulklassen und warb um Interessenten für das örtliche Jugendorchester. Bevor es ein richtiges Instrument gab, musste man ein Jahr lang Blockflöte durchhalten. Genau das Richtige für den blassen, stillen, zerbrechlichen Jungen, der ich damals war. Es war der Anfang der einen Sache, die, auf vielerlei Weise mein Leben bestimmen sollte und das bis heute tut: Die Auseinandersetzung mit Musik. Ihre Vermittlung ist heute mein Beruf. Aber ich habe tatsächlich in diesen 30 Jahren auch nie damit aufgehört, selbst Musik zu machen. Auch wenn ich eben kein Profimusiker geworden bin, wie einst unumstößlich klar. Aber was ist das überhaupt, ein „Profimusiker“? Für mich gibt es nur „Musiker“. Unterschiedlich gute, erfahrene, aktive. Unterwegs in den verschiedensten Richtungen. Und auch über mich selbst meine ich: Ich bin „Musiker“. Punkt. Es sind schwere Zeiten für Musiker, vor allem für die, die von ihrer Musik leben müssen. Selbst in einer so reichen Stadt wie München. Gigs ohne jede Gage sind die Regel, Gigs mit wenig Publikum, mit Leuten, denen die Musik total egal ist, mit grauenhaftem Sound, schlechter Organisation sind häufig. Es sind Momente, in denen man sich fragt, warum zum Teufel man sich das alles überhaupt noch antut. Wo man doch auch mit einem schönen Fläschchen Rotwein auf dem Sofa sitzen und Netflix schauen könnte. Und doch tun wir es weiter. Weil das Glücksgefühl in den Momenten, in denen die Sache funktioniert, mit nichts, aber auch gar nichts zu vergleichen ist. Gestern Abend war so ein Moment. Ein Gig mit einer wunderbaren Band, die auch noch aus Menschen besteht, die man wirklich gerne hat, in einem grandiosen Laden, voll mit Leuten, die sich ein bisschen schick gemacht haben und sich darauf freuen, Musik zu hören. Unsere Musik. Und dann fließt alles, wird leicht, man merkt, dass wir alle zusammen dabei sind, wirklich in diesem Moment und nirgendwo sonst. Und wenn die Leute, so wie gestern Abend, dann zuhören, lächeln, jubeln, dann fühle ich mich auch auf eine Weise angenommen, wie sie schöner nicht sein könnte. Nach dem Gig sinke ich Backstage auf dem Sofa zusammen, es sind Minuten, durchflutet vom Glück und von der Dankbarkeit, nun schon 30 Jahre lang nie zu bequem, rational, gleichgültig oder zu dämlich gewesen zu sein, um auch nur ernsthaft dran zu denken, kein Musiker mehr sein zu wollen.



    Mehr Geschichten um Musik und andere schöne Sachen gibt's von mir auf www.musikgeschmack.blog .

    Hier noch einmal alle Einzelteile:


    Meinl „Two in One“ Cajon


    Schlagwerk Remote Cajon Pedal + Bodenplatte


    DW Ultralight 6000 Hardware


    Pearl M1330 Piccolo Snaredrum 13"x3"


    Becken varriieren:


    Hier Meinl 20“ Thin Hammered Crash, kann auch mal ein 18“ sein


    Istanbul 14'' Traditional Regular HiHat


    Zusätzlich ggf. Istanbul 21‘‘ Mel Lewis Ride


    Ikea Fußmatte, Samsonite Koffer + Spanngurte vom Flohmarkt


    Schon ziemlich lange baue ich an einem guten Set für minimal-Platz mit möglichst wenig Kompromissen. Jahrelang habe ich mir schon die Nase am Yamaha Hip-Gig plattgedrückt. Aber ich finde die Dinger wirklich, wirklich teuer und jetzt, wo sie nicht mehr hergestellt werden, auch nicht in Reichweite. Aber für mich waren sie die bislang konsequenteste Lösung, weil sie gut klangen und am größten Transport- und Platzproblem ansetzen: Der Hardware. Aber: Selber probieren. Seit nun gut drei Jahren spiele ich die Cajon Konstellation oben und muss wirklich sagen: Ich bin damit nun richtig, richtig glücklich und die Mitmusiker und Veranstalter sind es auch. Exrem kompakt (zum letzten Gig bin ich mit der UBahn gekommen), klingt wirklich gut, Lautstärke reduziert und sieht noch interessant aus. Das mag jetzt nicht spektakulär sein, aber ich habe lange an den einzelnen, wenigen Komponenten geschraubt, damit die gut zusammen passen. Es scheint mir wichtig, dass der beschränkte Wumms der BD durch einen ausgewogenen Rest in Balance gehalten wird. Also dünne Becken, ehr eine kleine, flache Snare. Und oft Rods statt Sticks. Das hier scheint mir nun der finale Stand zu sein. Lediglich variiere ich mit den Becken: Manchmal sind es auch mal zwei, ein Ride und ein Crash, oder hier, wenn nur eins, das 20'' Crash, das auch mal ein 18'' sein kann. Und ich habe damit ne Menge gespielt, Jazz, Pop, Blues, Folk-/Singer-Songwriter Sachen.


    Hier gibt es ein Hörbeispiel vom Gig am letzten Wochenende beim Street Life in München...


    Einfach nur aus dem Pult, ohne jede Nachbearbeitung. Natürlich bin ich gespannt, wie ihr das so findet.

    Bislang konnte man die Musik von Louis Cole kaum auf „Platte“ kaufen. Alles von „Knower“, seinem, zusammen mit der Sängerin Genevieve Artadi, ursprünglich als Duo angelegten Projekt, gab und gibt es in erster Linie auf Youtube. Grandiose Feiern des grenzenlosen Talents und zugleich des Bewusstseins der Unschaffbarkeit der selbstgestellten Aufgabe, dem Zauber des Imperfekten. In multi-hunderttausend-Click-Videos von Songs wie „Overtime“, halsbrecherischen Lady Gaga Medleys und wackeligen Handymitschnitten. Es gehört zur Wahrheit, dass davon kaum jemand auch nur seine Miete bezahlen kann.


    Anfang August ist nun Coles neues Soloalbum auf dem ex-Kamasi Washington-Label „Brainfeeder“ erschienen. Und es ist die bislang eindrucksvollste Reflektion eines Allround Künstlers im No-Budget und Spotify-Zeitalter. Cole lebt in der ehemaligen Recording-Hauptstadt Los Angeles. Er ist zuallererst ein begnadeter Drummer, dessen Spiel von Jazz über Black Music bis Elektro die jüngere Musikgeschichte vereint. Und ganz, ganz viel Sound und Attiude, gepaart mit grandioser Spieltechnik und Musikalität. Kurz: Bad-Ass! Lange war das alleine schon eine Basis für eine Karriere. Doch Cole schreibt, produziert, spielt Keyboards und Gitarren, singt, dreht Videos, vermutlich in seiner Garage, konzipiert Streicherarrangements, ist Toningenieur, Texter, Vermarkter, Darsteller in seinen Clips. Und das alles weitestgehend überdurchschnittlich. Das gab es schon zuvor, das bekannteste Beispiel heißt Jacob Collier. Und auch wenn man diesem zweifellos Respekt zollen muss, lebt er doch viel mehr vom Wunderkind-Status, entwickelt, sicher auch aufgrund seines deutlich jüngeren Alters viel weniger Persönlichkeit, während es Cole gelingt, eine wirklich ziemlich einzigartige künstlerische Identität zu verkörpern.


    Es ist anzunehmen, dass es Cole nicht an Selbstbewusstsein mangelt. Jedenfalls scheint das in den Projektionen seiner Person, meist mit Sonnenbrille, freiem Oberkörper und übergroßen Plastik-Goldketten um den Hals. Doch bei näherem Hinsehen, und das ist das wirklich Berührende an „Time“, bricht Cole dieses Image, zweifellos vollkommen bewusst, auf, ohne es zu verleugnen oder aus einer ironischen Distanz vorzuführen. Viele der Songs auf dem Album spiegeln direkt oder indirekt den Existenzkampf von Musikern seiner Generation. Eine frühere Nummer bringt es auf den Punkt: „I am too scared to check my bank account.“ In „Real Life“ macht sich Cole unter anderem Gedanken um sein „future me“. „Trying not to die“ spricht für sich. In „Phone“, einer in ihrer Zerbrechlichkeit wirklich berührenden Smartphone-Ballade, formuliert Cole mit brüchiger Stimme eine der wunderbarsten Liebeserklärungen unserer Zeit: „You always pick up your phone. the weirdest times I call you, you’re there, glowing in my dark room.“ Seine can-do-Attitude gibt er dabei in keinem Moment auf. Und dann gibt es auch noch ein paar richtig dicke Dinger, allen voran den Opener „Weird Part Of The Night“: Dicker Bass, dicke Hook, dicker Groove, wieder einmal gepushed durch eines der besten Selfmade-Musikvideos seit Menschengedenken. Vielleicht die Essenz von Coles Musik und seinem Wirken überhaupt könnte „Things“ sein. Ein nüchterner, aber keineswegs bitterer, sondern, vielmehr scheinbar spielerisch-leichter Blick auf die Unberechenbarkeit unserer Zeit.


    Wenn Daft Punks „Random Access Memories“ die Kulmination der großen Recording-Zeit war, ist „Time“ das bislang relevanteste Manifest des Spotify Zeitalters. Ein Album, das zeigt, was möglich ist, wenn ein auf unglaublich viele Arten talentierter Künstler über 2 ½ Jahre ohne das Ansehen von irgendwelchen Grenzen alle seine Kräfte mobilisiert. Ein Album, das, so abgelutscht es klingen mag, mit jedem Hören immer noch besser und besser wird. Mit tiefen Wurzeln, viel Mut, Witz, Gefühl, aber auch einer zugleich glücklich machenden, bei allem Talent und Können, fast schon kindlich-naiven Verspieltheit. Aber auch ein Album, das in den Grenzen, an die es trotz des überbordenden Talents praktisch permanent und unüberhörbar stößt, und, noch viel wichtiger, in seiner Art, genau das direkt wie indirekt zu thematisieren, auch nachdenklich, wenn nicht traurig macht. Zumindest von Zeit zu Zeit. Aber ganz sicher ein Album eines (hier kommt die überstrapazierteste Vokabel der jüngeren Musikbeschreibung) Ausnahmetalents, dessen Stimme gegen alle Widerstände seinen Weg gefunden hat und es bedingungslos verdient hat, gehört zu werden.



    Artikel + Videos...

    Ich meine, Drummer Louis Cole war hier immer mal in einzelnen Beiträgen Thema, aber noch nicht so ganz in der Breite. Wenn doch, egal. Ich muss hier einfach mal meine fast schon kindlich Begeisterung für diesen in Los Angeles lebenden Drummer, Produzenten und Composer zum Ausdruck bringen. Ich kann mich überhaupt nicht mehr erinnern, wann mich ein Schlagzeuger auf so vielen unterschiedlichen Ebenen so begeistert hat. Chops, Attitude, Sound, Musikalität, Groove, History, Improvisation, Coolness. Der Mann hat für mich einfach alles. Das einige Mal, bei dem ich ihn bisher live gesehen habe, nämlich mit seiner Band "Knower" hat er mich auch auf der Bühne überzeugt. Und vor allem: Er macht sein Ding, ist absolut authentisch. Und ist dabei kein Musician's Musician, sondern einer, der diese ganzen schönen Skills auch noch einen breiteren Publikum öffnet.


    Hier kommen, als kleine Inspiration, mein Top 3 Louis Cole Songs:


    "Weird Part Of The Night"


    "Overtime" (mit Knower)


    "When you're ugly"


    Zugabe: "Blimp"

    Nochmal zum Cajon Set - ich spiele das oft gar nicht mikrofoniert, so auch in diesem Fall (Mikro an der SD war nur zum Aufnehmen) und der Wumms reicht für kleine Läden locker, so lange jetzt keine sehr lauten E-Gitarren dabei sind. Mikrofoniert (Cajon durch das Schalloch) fehlt Dir gar nichts mehr. Der "BD" Sound ist natürlich trockener und mit weniger Tiefenbass, setzt sich aber super durch. Und der Rest vom Kit ist ja überhaupt kein Kompromiss: Normale SD (hier Tama Starphonic Bubinga die sich super warm und tief stimmen lässt), 14" HH und manchmal auch zwei Becken - Ride & Crash, aber auch alleine das 18" Byzance geht super, da crash- und ride- bar. Für mich ist das wirklich die Kompakt-Lösung, die ich immer gesucht habe. Und ich habe davor VIEL ausprobiert.


    Wenn hier jemand meine Rezepte nachkocht, freut mich das natürlich wahnsinnig. Man lebt nicht vom Trommeln allein...


    17:00 Uhr


    Ein trüber Samstagnachmittag im Oktober. München, äußerer Innenstadtbereich. Es nieselt. Gestern Abend war es irgendwie spät, ich bin müde und frage mich, warum ich mir das eigentlich immer noch antue mit dem Musikmachen. Suche im Einbahnstraßengewirr den Auftrittsort.


    17:30 Uhr


    Finde den Laden in Form einer winzigen Boazn (= Eckkneipe). Auf drei Besucher kommt gefühlt ein Flachbildschirm auf dem SKY Übertragungen laufen. Mit zehn Leuten scheint die Kneipe bereits gut gefüllt. Es richt nach abgestandenem Tropfbier und kaltem Rauch. Der Inhaber zeigt uns die Bühne – für vier Mann knappe drei qm. Eher zwei. Gut, dass ich auf alles vorbereitet bin und ein mini-Schlagzeug dabei habe. Doch auch das passt nur mit maximalem Gebastel in die Ecke und keiner darf sich all zu sehr bewegen, sonst passiert ein Unglück. Aber große Freude, die Mitmusiker zu sehen. An der Theke: Ein bärtiger, tätowierter, äußerst gefährlich aussehender, schon ordentlich angetrunkener Hühne, der mit seiner Stimme den ganzen Laden beschallt. Haltung: „Ich hab hier verdammt nochmal Spaß und wenn’s wen stört, kann er gerne herkommen.“ Noch beim Aufbau in unsere Richtung „Spielts jo wos gscheids sonst kennts glei wiada oapacka.“ Oder so ähnlich.


    18:00 Uhr


    Beginn Parkplatzsuche.


    19:00 Uhr


    Ende Parkplatzsuche. Nach 10 min. vergeblichen Versuchen, zu Fuß eine 6-spurige Straße zu überqueren, auf der die Porsche Cayennes gefährlich über Tempolimit vorbei schießen, einen Umweg zurück zum Club gemacht, der mich praktisch an meiner Wohnungstür vorbei führt. Nass, kalt, Hunger.


    19:30 Uhr


    Der Bassist merkt gegenüber dem Wirt an, es sei zugesichert wurden, es gäbe vor dem Gig (der immerhin von 20:00 Uhr – 24:00 Uhr dauern wird – ist ein Kneipenfestival) was zu essen. Der, überrascht, bietet sofort an, etwas zu bestellen. Wir einigen uns auf eine große Pizza für alle vier und hoffen.


    20:00 Uhr


    Der Laden platzt aus allen Nähten. Unser bärtiger Freund von der Theke ist lauter, als der ganze Rest zusammen. Aber viele Leute scheinen neu, quetschen sich irgenwie rein und sind gespannt. Und, ohne Quatsch: Wir spielen super zusammen, es läuft, die Musik fließt, die Abläufe klappen und zumindest wir haben Spaß. Und ein paar Leute, die nah genug dran stehen, um was zu hören, sichtlich auch. Nach zwei Nummern kommt unser bärtiger Freund mit einem Musikwunsch. Irgend ein Schlager. Er habe Eintritt bezahlt und wolle das jetzt hören. Das hätten wir doch wohl drauf. Es klingt nicht wirklich wie eine Frage… Unser Sänger schafft es schließlich, die Situation zu klären: „Das Ding singen wir am Ende zusammen, ok?“. Puh – Gnadenfrist.


    21:00 Uhr


    Wer dachte, es würden unmöglich noch mehr Leute in die winzige Kneipe passen, irrt. Dicke Wassertropfen laufen die Scheiben hinunter. Aufgelöst kommt der Wirt zu uns. Er habe die Pizza total vergessen. Aber er „lässt uns nicht im Stich“. Seine Mutter, so versichert er, sei eine SUPER Köchin, sie macht uns, was wir wollen. Gleich nach dem nächsten Set. Außerdem zieht er heldenhaft einen Hunderter aus der Tasche und drückt ihn dem Sänger in die Hand – hier, für Euch. Vermutlich weiß er nicht, dass er dem Festival noch eine Gage zahlen muss. Warum er nicht einfach JETZT die Pizza bestellt trauen wir uns ob dieser Charme-Offensive nicht mehr zu fragen.


    21:15 Uhr


    Zweites Set. Wir spielen wieder ziemlich wunderbar, aber eben auch eine ehr kunstvolle, ruhige Musik. Die ist stellenweise im Lärm der Leute kaum noch zu hören. Höhepunkt: Bei einem besonders getragenen Song stellt der Wirt wieder die Hintergrundmusik an, weil er denkt, das Set ist zu Ende. Es dröhnt die, den kompletten Abend andauernde, eine 5 Track Rotation aus Reggae Klassikern. Unser bärtiger Freund stellt sich vor uns, macht Luftgitarren-Bewegungen und singt lauthals und in lautmalerischem Pseudo-Englisch mit.


    22:00 Uhr


    Nach dem Set stehen wir etwas angefressen draußen. Eine ganze Reihe von Leuten versichert uns, sie seien noch nie hier gewesen, fänden die Musik wirklich wunderbar und erkundigen sich nach kommenden Terminen. Das tut gut.
    Unser Wirt ist im Rausch. So viel Kundschaft hat er wohl sonst das ganze Jahr zusammen nicht. Irgendwann fragen sich zwei Gäste: „Was zum Teufel RIECHT denn hier so?“. Ein beißender Benzingeruch flutet das kleine, ohnehin schon stickige Lokal. Hinter der Theke füllt der Wirt aus einem großen, unbeschrifteten Plastikkanister Slivovic (Pflaumenbrand) in Glasflaschen um. Auf der verregneten Straße steht ein Schild: „Slivovic 1,50 €“.


    22:15 Uhr


    Drittes Set. Die Luft steht, schon vom Einatmen der giftigen Dämpfe wird einem ganz flau. Dann, nach zwei Nummern, Ansage vom Wirt: Slivovic für alle!!! Große Tabletts mit kleinen Plastikbechern der vermutlich in der serbischen Heimat hausgebrannten Substanz werden an die Gäste verteilt. Es riecht nach Tod und Verderben. Manche nippen dran, manche trauen sich und stürzen das Zeug auch runter. An uns geht der Kelch vorbei – auch besser so bei nüchternem Magen.


    23:00 Uhr


    Pause. Unser Wirt entschuldigt sich wegen des Essens. Einfach zu viel los. Aber er ruft JETZT seine Mutter an und die kocht uns noch was. Nein, das muss sein, keine Widerrede. Serbische Bohnensuppe. Für alle. Garantiert. Wieder hinter dem Tresen genehmigt er sich selbst einen von vielen, vielen Schlucken vom Selbstgebrannten.


    Zehn Minuten später lauter Streit mit einem Stammgast: „Du bist ein Arschloch. Zwanzig Jahre Freundschaft und jetzt das. Raus. Sofort. Raus.“ Ein flaumbärtiger, molliger mitt-Zwanziger trottet traurig aus unserer Slivovic-Sauna in die regnerische, kalte Nacht und bleibt schwankend und stumm vor der Tür stehen.


    Plötzlich baut sich unser bärtiger Freund vor mir auf und brüllt (!): „GRRRIECHE!“ „STIMMT’S? DU BISCH GRRRIIECHE!“, „ISCH WEISS DES, ISCH SEH DES, DU BISCH GRRIECHE, GELL?“


    Ich (verdattert): „Ja, ja, ich bin Grieche“


    Er: „ISCH HABS GEWUSST. DER ISCH GRRIECHE. GRRIECHE ISCH DER. HABTS GEHÖRT???“


    23:15 Uhr


    Letztes Set. Unser bärtiger Freund ist gegangen. Schwein gehabt. Es ist immer noch gut voll, aber nun sind wirklich vor allem die Leute übrig, die die Musik hören wollen. Es wird ein ziemlich wunderbares Set, zum ersten Mal an dem Abend kann man die Musik hören. Alles funktioniert, kommt an, musikalisch die Entschädigung für das Erlittene. Eine echte Wohltat, die Leute mögen es, Zugabe, Bekundungen, es sei super gewesen, Fragen nach den nächsten Gigs. Umarmungen. Schulterklopfen.


    24:00 Uhr (Spielende)


    Wirt (euphorisiert): „Jetzt spielts noch eine Runde, iss mir egal, ob die Polizei kommt. Ich zahl des. Aber jetzt gibt’s erstmal was zu Essen. Mein Schwager ist gleich da, der bringt noch die serbische Bohnensuppe, hat meine Mutter extra noch für Euch gekocht.“
    Wir trauen uns nicht recht, mit dem Abbau anzufangen, um den Mann nicht zu enttäuschen. Gespielt haben wir aber eigentlich echt lang genug. Wir sind durch, kleben, stinken, haben so lange nichts gegessen, das wir schon keinen Hunger mehr haben. Schon gar nicht auf Balkanspezialitäten, die eine alte Frau wahrscheinlich mit Wut im Bauch für uns zwangs-zubereiten musste. Alle sehenen sich nach einer warmen Dusche und dem heimischen Sofa. Irgendwann fangen wir doch an, abzubauen.
    Der vor Stunden auf Lebenszeit aus der Kneipe verbannte Stammgast hat sich wieder reingetraut und offensichlich mit dem Wirt wieder vertragen. Die beiden umarmen sich und trinken auf die neu belebte Freundschaft. Der Stammgast wirkt dabei unglaublich erleichtert.


    1:00 Uhr


    Die Instrumente sind verladen. Der Wirt versichert, gleich komme die Suppe. Wir sind im Eimer. Aber gleichzeitig zu höflich, das in einer Samstagnacht unter welchen Umständen auch immer Gekochte einer alten Dame zu verschmähen. Irgendwann kommt tatsächlich der Schwager mit einem in Handtücher eingewickelten Suppentopf und einem Laib Brot. Auf einem Stehtisch werden Stücke von Küchenrolle zu Servierten gefaltet und Teller aufgestellt.


    Wir setzen uns, jeder nimmt einen Schöpfer Suppe. Wir probieren. Es schmeckt wunderbar. Eine leicht tomatige, süß-scharf-würzige, dicke Suppe mit weißen Bohnen und knoblauch-lastigen Wurstscheiben. Dazu ein ziemlich gutes Brot und kleine, sauscharfe Chillischoten. Und ein kaltes Bier. Wir essen zufrieden. Jeder nimmt sich nach, bis nichts mehr übrig ist.


    Wir verabschieden uns und schwanken zum Auto. Der Wirt strahlt, umarmt uns und versichert, es war grandios.


    Und: „Wir telefonieren!“


    Mehr Stories und viel Kulinarisches gibt's in meinem Blog Musikgeschmack

    Lieber Michael,


    dass das eine sehr persönliche Sache ist, finde ich auch. Ich finde es aber auch irgendwie amüsant, bin ohnehin gelegentlich in der Lage, über mich selbst zu lachen und mich nicht so ernst zu nehmen und fand's einen spaßigen Aspekt, von dem ich SICHER bin, das er hier noch nie Thema war. Aber natürlich: Nur wer mag.


    Das mit dem Aufschreiben war ja heute auch mein Anlass: Der Traum war SO plastisch, dass ich ihn immer noch vor mir sehe.


    LG - MIchael

    Ich hatte letzte Nacht einen echt schrägen Traum mit Schlagzeug-Bezug. Es war nicht der erste. Da bin ich neugierig geworden: Geht das nur mir so? Oder, wenn nicht: Träumt Ihr manchmal was, das mit dem Instrument zu tun hat?


    Gerade letzte Nacht:


    Ich möchte einem Freund, der gerade mit Spielen anfängt, mein altes, schwarzes Pearl Export verkaufen. Das steht im Keller meiner Familie in meiner ehemaligen Heimat. Der Freund kommt, ich mache die Kellertür auf und meine Mutter hat alle Kessel mit blauer Blümchenfolie betackert. Peinlich. Wir fummeln die Folie ab, irgendwann kommen die Kessel zum Vorschein. Ich versuche, das Set aufzubauen, nichts ist mehr in Ordnung. In manchen Kesseln stecken dicke Holzklötze, bei anderen sind die Stimmschrauben mikroskopisch klein. Plötzlich merke ich: Um mich rum sind ganz viele Leute mit ganz vielen Trommeln und ich weiss nicht mehr, welche mir und welche den Anderen sind. Und noch schlimmer: unter den ganzen Kram hat sich jetzt auch mein aktuelles, tolles, geliebtes Equipment gemischt. Und die Leute fangen auch schon an, an allem rumzuschrauben und die Sachen zum Teil in irgendwelche Kleintransporter einzuladen. Ich verschaffe mir Gehör, alle stoppen, ich sammle meinen Kram ein und schenke dem Freund die Reste des alten Sets.


    Der ABSOLUTE Klassiker:


    Ich spiele einen richtig wichtigen Gig, mit großer Band auf großer Bühne. Ich hab Bock und bin super vorbereitet. Alle sitzen schon und warten. Ich bin heiß drauf, zu spielen. Doch beim Aufbau des Sets krieg ich nichts gebacken. Alles ist immer zu hoch, zu tief, zu schräg. Wenn ich ein Stativ richtig hab, klappt ein anderes wieder zusammen. Ich schaff es nicht, irgendwie komfortabel zu sitzen. Alle warten. Dann hab ich es irgendwann leidlich geschafft, wir spielen. Doch immer wieder wandern die Pedale von mir weg, drehen sich die Trommeln in andere Richtungen. Ich zieh es dann irgendwie durch, doch danach bin ich absolut im Eimer.