Zunächst auch mal von mir großes Lob für den Beitrag, super interessant und auf alle Fälle diskussionswürdig. Auf die Gefahr, daß ich hier jetzt wieder mal gelyncht werde, trotzdem mal ein paar Gedanken allgemeiner Natur:
Ich würde nicht generell die Verwendung von Tropenholz in Frage stellen. Ich spiel zwar zufällig ein Ahorn-Set, aber ein Tama Bubinga wie MaxPhil eins hat hätte mich schon auch angemacht, und zugegebenermaßen hätte ich es komplett unkritisch und ohne schlechtes Gewissen gekauft.
Bei derartigen Diskussionen sind mehrere Ebenen unterscheiden:
1. Relation der Umweltsünden
Mal ein zugegebenermaßen etwas Off-Topic Vergleich, aber was denkt Ihr ist umweltschädlicher:
- Schlagzeug kaufen, bei dem 50 kg Bubinga verarbeitet werden und welches man etwa 30 Jahre benutzen kann ohne weitere Gifte oder Umweltschäden zu verursachen
- Billige Gartenmöbel kaufen bei denen 150 kg Teak verarbeitet werden, die nach spätestens 10 Jahren hinüber sind. Das Öko-Zertifikat für diese Möbel stell ich jetzt einfach mal in Frage, wenn diese bei Obi auf dem Wühltisch liegen.
- Sauf-Urlaub auf Malle, bei dessen Flug pro Kopf rund 200 l Kerosin verbrannt werden, bei einem jährlichen Urlaub über 30 Jahre also 6.000 l Kerosin inclusive aller Folgen.
- Statt ein Niedrigenergiehaus einen Altbau zu bewohnen mit rund 400 l Mehrverbrauch an Heizöl pro Kopf pro Jahr, bei 30 Jahre Wohndauer also 12.000 l Heizöl Mehrverbrauch
- Mit einem alten Mercedes 220E zur Arbeit fahren und dabei rund 1350l Benzin pro Jahr verbrauchen gegenüber einem kleinen Polo Diesel mit 750 l Diesel, bei 30 Jahren Arbeitsleben also 18.000 l Sprit Mehrverbrauch
- Pro Woche etwa 300g Tunfisch vertilgen, also in 30 Jahren 450 kg bei dessen Fang (Zahl hier eintragen) Delphine mit draufgehen.
Also, wo sollen wir anfangen ? Bitte nicht falsch verstehen, aber unsere Lebensweise auf der ganzen Welt ist derart daneben, daß sich die größten Umweltsünden, weil Gewohnheit, garnicht so einfach zeigen lassen.
2. Moralisch
Natürlich wäre ein ökologischer Abbau von Bubinga möglich. Dieser würde aber zu allererst mal Frieden und Ordnung in den Abbaugebieten voraussetzen. Beides gibt´s in den angesprochenen Gebieten die nächsten Jahre definitiv nicht. Man kann sein Gewissen etwas beruhigen, wenn man sich jetzt diesem Konsum verweigert, aber was in Deinem Ikea-Tischchen drinsteckt weißt Du auch nicht.
Eine gute Umweltpolitik sollte heutzutage hinter jeder anständigen Firma stecken, nicht nur aus Imagegründen. Aber es ist auch klar, daß ein Umweltzertifikat auf dem Papier und das tatsächliche Handeln eben doch zwei Paar Stiefel sind. In erster Linie muß ein Massenhersteller massig Schlagzeuge verkaufen, und das geht nur unter Preisdruck. Ich wette, daß 80% der Konsumenten wenn sie die Auswahl hätten und gleiche Qualität vorausgesetzt, schlußendlich doch zum billigeren Holz greifen würden, auch wenn kein Öko-Siegel drauf ist.
3. Nutzen
Beinahe alles was industriell gefertigt wird schädigt die Umwelt in einer Art. Ganz sinnfrei wäre z.B. Plastik-Spielzeug aus China aus giftigster Industrie-Produktion. Schaut Euch mal Luftbilder chinesischer Industriemetropolen an. Und daß keiner sagt "die bösen Chinesen": deutsche Firmen rühmen sich damit "sauber" zu sein, aber das gelingt denen halt primär auch nur dadurch, daß die dreckige Produktion nach Asien verschoben wurde. Billige Baumwoll-Kleidung von H&M, C&A und Co. zieht irrsinnige Umweltschäden nach sich durch Überdüngung und Monokulturen. Tja, was haben wir alle an ? Ehrlich gesagt halte ich da den Nutzen / Schaden-Faktor von einem Tama B/B noch für relativ moderat.
Versteht mich nicht falsch, generell teile ich Luddies Ansicht schon und NEIN: ich sag nicht "Kauft Bubinga, ist eh egal" und siehe auch den Satz unter meinem Post. Aber denkt mal drüber nach.