Allen Vorredner kann ich im ganzen zustimmen. Das Geld, welches ihr jetzt, oder in 3-4 Monaten im Studio lassen werdet, ist nichts anderes als bitter bezahltes Lehrgeld.
In eigenes minimales Recording-Equipment investiert würde sich die Summe allemal mehr lohnen. Damit könnt ihr ohne Zeitdruck und selbstbestimmt herumprobieren und auch Sachen in die Tonne drücken ohne danach ein Gefühl zu haben alles wäre umsonst gewesen. Einmal im Besitz von der Ausrüstung lassen sich Aufnahmen wiederholen und die Investition amortisiert sich durch die Erfahrung die gesammelt wird. Außerdem steht man an dem großen Tag, wenn man wirklich ins Studio geht nicht mehr wie ein kleiner Doof da, sondern hat schon einen Einblick und praktische Erfahrung in den Abläufen.
Wie angesprochen habt ihr z.B. die Möglichkeit einfach eure Sachen live im Proberaum stereo mitzuschneiden. Dazu braucht einfach einen Minidiscrecorder und zwei Mikros. Da genügen anfänglich auch zwei dynamische, wie die in einen anderem Thread heute besprochenen SM57 von Shure, die kann man immer gebrauchen und sind im Endeffekt eine Anschaffung fürs Leben. Ihr könnt auch nach billigen Kondenser z.B. bei Thomann gucken, die gibt es da teilweise für gut unter 100€. Das ist nichts für die Ewigkeit und wird hier auch eher weniger empfohlen, aber für Proberaum Mitschnitte ist das eigentlich schon o.k.
Ausprobieren an welchen Stellen im Raum die Mikros den besten Sound einfangen, entsprechend auf die Abstände zu den Instrumenten achten usw. Das ist eine "Trial and Error"-Sache, aber irgendwann hat man es dann raus.
Schritt zwei wäre dann, im Proberaum auch schon mit Overdubs und close miking (Einzelabnahme der Instrumente) anzufangen. D.h. die Instrumente nacheinander einzuspielen. Schlagzeug und Bass z.B. zusammen, Gitarre und Gesang nachträglich. Dazu braucht man natürlich mehr Equipment. Dahin führen auch mehrere Wege:
1. Das einfach analog probieren, heutzutage nicht mehr uptodate, aber eigentlich der Grundstock des Handwerkes. Billig sich bei Ebay einen alten 4-Spur-Taperecorder ersteigern und im Proberaum damit rumprobieren. Grundfunktionen erlernt damit recht schnell und wird auch nicht mit unnötigen Spirenzchen totgeschlagen. Spuren nacheinander aufnehmen, überspielen und zusammenlegen, in Spuren Aufnahmen wieder "reindroppen" usw. funktionieren bei diesen alten Hündchen schnell und selbsterklärend. Umgang mit dem EQ und Auspegeln sind auch gleich physisch greifbar und nicht abstrakt. Für Proberaumaufnahmen des eigenen Gebrauches, Demos im kleinsten Rahmen oder einfach mal Ideen schnell mitschneiden absolut brauchbar. Mastern kann man das dann nach Lust und Laune auch wieder auf Minidisc, einen Rechner oder ein anders normales Tapedeck ;).
2. Gleich digital einsteigen. Da ist dann mehr Investition nötig. Rechner mit entsprechender Power im Proberaum, dazu eine Recordingkarte (da gibt es verschiedenste Qualitäten, also Achtung), die passende Software für Multitrackrecordings und ein Mischpult. Der Vorteil ist, dass man gleich da ist wo man für "brauchbarere" Aufnahmen mal hin will, der Nachteil, das kostet schon mehr. Von der Funktionalität der entsprechenden Software wird man als Neuling erstmal erschlagen und ein kleiner Grundkurs in dem Equipment, dass ein Studio braucht und wie es angewendet wird sollte man sich langsam auch auskennen (Na, wisst ihr denn was ein Kompressor ist? Was macht ein Noisegate?) Da kann man je nachdem schnell verloren gehen.
Wichtig ist auch, dass sich innerhalb der Band sich jemand auch herauskristallisiert, der für den ganz Kram verantwortlich ist und dann auch die Leitung von Aufnahmen übernehmen kann. Nichts ist schlimmer wenn ein Haufen von mehreren Leuten mit Viertel- oder Achtelwissen sich gegenseitig reinreden. Einer alleine muss sagen wo es lang geht und der Rest muss da auch mitziehen.
Da wären wir auch beim psychologischen Aspekt der ganzen Sache. Ihr werdet sehr schnell sehen, dass Musiker sehr unterschiedlich mit der Aufnahmesituation und auch mit dem Ergebnis umgehen. Leute, die eigentlich problemlos jeden Gig runterreissen, im Proberaum brilliant und timingfest ihren Stiefel runterreissen, entpuppen sich als Studiovollversager. Ich hab letztens erst mit einem recht guten Gitarristen gesprochen, der meinte, dass ihm jegliche Spielsituation egal ist, wenn er aber im Studio sitzt und die Worte "Band läuft!" hört hat er augenblicklich den völligen Blackout. Andere nehmen alles wesentlich robuster und spielen selbst den 250ten Track nacheinander wie den ersten, während sich der Rest um sie herum nur noch die Nerven zerreisst.
Allein um festzustellen wie jeder von euch individuell auf die Aufnahmesituation reagiert, ist es unerläßlich soetwas im Proberaum auszuprobieren. Wer dabei ein schwaches Nervenkostüm beweist, kristallisiert schon recht schnell raus. Da kann man mit Üben und Testen gegen angehen. Erst im Studio solche Totalausfälle festzustellen ist sehr bitter, damit ist gerade unter Zeitdruck die ganze Sache völlig geschmissen.
So das sollte fürs erste reichen ;).