Hallo, hoffe, ich darf mich als Nicht-Musiklehrer auch einschalten:
Grundsätzlich gutes Statement von drumdidi, aber wie bei allen 'grundsätzlichen' Sachen zu unkonkret und etwas realitätsfern. Gewisse Dinge dürfen nicht mit demselben Maß gemessen werden, beispielsweise das notwendige Einkommen, daß ein Selbständiger braucht, um über die Runden zu kommen (ich denke, wir alle sind einer Meinung, daß man als Musiker kein neuer Bill Gates wird, oder?).
Das Einkommen richtet sich im Wesentlichen danach, wofür es verwendet werden muß. Bei einem sparsamen Singlehaushalt ist das also wesentlich niedriger als bei einer 3-köpfigen Familie (und: ja, ich kenne einen Profimusiker mit mehr als 2 Kindern). Daher funktioniert also auch die Kalkulation für den Single anders als für den Familienvater (bzw. die -mutter), da er mit wesentlich weniger Entgelt pro Stunden bei gleicher Stundenzahl sein benötigtes Einkommen erreicht. Bei Familien kommt erschwerend hinzu, daß sich die Kinder u.U. beim (Allein-)verdiener mitversichern müssen, das ist dann privat und ordentlich teuer (zumindest ist das bei mir der Fall). Der Selbständige mit Kindern muß also, weil er ja auch nicht beliebig viel mehr arbeiten kann als der Single, einen deutlich höheren Stundensatz veranschlagen, um sein Einkommen zu erreichen. Und das sind nur die Effekte bei korrekter Kalkulation und Wirtschaftlichkeit/Sparsamkeit. Werden diese Faktoren vernachlässigt (Schlagzeuglehrer mit Audi A12 z.B.), muß immer mehr Entgelt pro Stunde verlangt werden, um ein bestimmtes Einkommen zu deckeln. Wir erinnern uns: man kann nicht unbegrenzt mehr arbeiten!
Wenn ich euch erzählen würde, mit welchen Stundensätzen meine Branche teilweise arbeitet, einfach, weil sie es sich leisten kann, hätten wir die Diskussion genau von der anderen Seite her aufgezogen (wie kann man nur so viel ... usw.). Honorare sind problematisch, sofern sie nicht gesetzlich geregelt sind. Wenn sie gesetzlich geregelt sein sollen, benötigt man formelle Vorgaben, wer für welches Honorar 'qualifiziert' ist. Notare und Steuerberater bsp. haben dieses verheißene Land bereits erreicht, was dazu führt, das schlimmstenfalls die Qualität der Beratung nicht mehr vorhanden ist, weil, sie haben ja mal studiert ...
Für Musiklehrer heißt das: entweder Musikstudium, oder kein Geld für Lehrtätigkeit, weil nicht in der entsprechenden Gebührenordnung. Das kann's ja wohl nicht sein. Darüber hinaus: welches Musikstudium qualifiziert denn für die Lehrtätigkeit? Auch ein privates? Oder muß man an zwingend die Hochschule? Braucht man dann zwingend Abitur? Und so weiter ...
Das könnt Ihr nicht wollen, oder?
Die Konsequenz ist: kalkuliert sauber, was Ihr braucht als Stundensatz. Die Erfahrung ist, daß man einen Stundensatz, von dem man weiß, daß er einen ernährt ohne den Kunden abzuzocken, wesentlich besser vertreten und damit verkaufen kann als irgendeinen Mondwert, und sei er von noch so vielen Institutionen belegt worden. Die Semiprofis müssen sich wohl am Durchschnitt Ihrer Gemeinde orientieren, selbst wenn sie weniger verlangen könnten. Das hat was mit Selbstdisziplin zu tun ... andererseits können sie's ja auch sein lassen.
So, das wirkt jetzt, als hätte ich zuviel Zeit, was nicht der Fall ist, also:
beste Grüße, S.