Ist das eine Krise? Sicher ist es nicht einfacher für die OEM Hersteller, mit einem transparenteren Gebrauchtmarkt, einer nicht beliebig wachsenden Anzahl an Trommlern und einer Nachfrageverlagerung auf elektrisches Equipment.
Andererseits fragt man sich halt schon, mit welcher Geschäftsidee und welchem Marktverhalten manche Firmen meinen, den großen Playern auf dem Markt ans Bein pinkeln zu können. Wenn man ehrlich ist, sind es mit wenigen Ausnahmen doch immer noch die gleichen Namen, die den Akustik-Trommelmarkt bedienen wie vor fast 30 Jahren: Tama, Pearl, Sonor, Ludwig, Gretsch, Yamaha. DW und Mapex haben sich etwas später noch platziert, aber dann? DDrum, RMV, Odery und wie sie alle heissen, auch Drumcraft zuletzt. Ich finde es ja auch gut, wenn's auf dem Markt mal was neues gibt, nur ist es halt so, dass eine Trommel mit verzogenen Spannreifen, unrunden Kesseln und Scheiß-Gratungen zwar günstig sein kann, aber deswegen auch nicht so dolle klingt. Und mit der Qualität hatten ja wohl viele der neuen Companies Probleme, vor allem die, die über den Preis rein wollen. Solche Qualitätsprobleme haben ja schon Traditionsfirmen wie Ludwig immer wieder das Leben schwer gemacht. Dass dann diese Firmen auch schnell wieder den Abflug machen, ist klar. Shit in Shit out
Und Premier ist schon seit Jahrzehnten ein kleiner Player, der nie so richtig aus dem Pudding gekommen ist. Und der fährt dann halt bei einer natürlichen Marktauslese als erstes nach den No Names in die Grütze. Gretsch und wohl auch Ludwig waren ja auch mehrmals kurz davor.
Nächste Annahme: Das Geld wird bei den Trommelfirmen mit den eher günstigeren Sets verdient, da geht einfach mehr Masse über den Tisch. Und wenn ich dann ein Fame, Millenium, ddrum Diablo oder so was angucke, mit pickligen Verchromungen, schief verschraubten Snare-Strainern, unrunden Kesseln, schlechten Gratungen und schlecht drehenden Stimmschrauben, da darf ich mich auch nicht wundern, wenn sich das am Markt nicht durchsetzt. Da steht mein olles 94er Pearl Export heute noch gut dagegen da, und klingen tut es auch. Und für mein Zweitdomizil hab ich mir gerade eins von den neuen Exports als Shellset spendiert, das ist halt für das Geld schon sehr gut. Die Hoops sind plan, die Kessel absolut rund, saubere Gratungen usw. Und klingt Sahne mit guten Fellen. Gleiches gilt für Tama Imperialstar oder die Catalinas von Gretsch. Ja, alles Made in Taiwan oder ähnlich, ist mir aber wumpe, solange dort Qualitätskontrolle herrscht. Der Billigkrams von Fame und Konsorten wird auch da gemacht, nur ohne Qualitätskontrolle, so ist das dann halt auch. Und wer so einen Unfug absondert wie Premier mit diesem lachhaften Spirit of Maiden-5 Piece Set, der darf sich über schwindende Marktpräsenz nicht wundern.
Ist auf dem Beckenmarkt ja auch so: Zildjian, Paiste, Sabian, Meinl. Die hatten sich bis Mitte der 90er etabliert, die Istanbuls halten sich in ner Nische, alles andere kackt ab. Warum das so ist, kann man gut an der abebbenden Diril-Mania verfolgen: Der Billig-Kunde kennt das nicht, weil kein gescheiter Vertrieb da ist, und der Fortgeschrittene ist genervt, weil jeder Teller anders klingt und Ersatz bei Beschädigung kaum zu bekommen ist. Das ist hier nicht das hohe Lied auf die großen 4. nur kriegen die das für eine gescheite Marktpräsenz halt einfach am besten hin. Dass Paiste 101 oder Zildjian Planet Z soundmäßig nicht mit einem Diril Saluda Ottoman Yaz SulTan Custom Handhammered by Murat Cemdöclur mithalten kann, ist klar. Das interessiert die Masse, die diese Messingteller kauft, aber auch nicht. Der will ne gescheite Marke, die er kennt. Der Fortgeschrittene (s.o.) kennt seinen Sound besser, und der könnte auch ein Nischenprodukt kaufen (Diril oder so). Wenn der dann allerdings aufgrund eines Soundfiles ein brillant und kurz ausklingendes Crash bestellt und dann ein etwas trashig und lang auschwingendes Crash kriegt (alles handgeklöppelt von Masterdengeler Murat s.o.) hört der Spaß auf, zumal bei den Waschküchenvertrieben ja auch oft Umtausch und Gewährleistung schwierig sind (wer weiß was Murat sich da dann wieder zurechtgehämmert hat). Da greift man dann lieber etwas tiefer in die Tasche, wenn die Qualität mit den Erwartungen übereinstimmt.
Gerade auf dem Akustik-Trommelmarkt ist es halt auch schwer, sich mit etwas am Markt zu positionieren, was es noch nicht gibt. Ich erinnere nur an SB Drums, die angeblich besten Drums der Welt. Die hatten lauter Features, die sonst keiner hat (lag vielleicht daran, dass es auch keiner braucht), und das zu astronomischen Preisen. Am Ende des Tages waren es aber auch nur runde Trommeln, die scheisse klingen, wenn man sie nicht gescheit stimmt.