Mit meiner "Eingangsthese" wollte ich eigentlich nur darauf hinaus, dass Werbung mir Gratungen als Qualitätsmerkmal verkaufen will und dass die vielen speziellen Drumzeitschriften bei der Erwähnung von (in der Regel immer vorhandenen) "tollen" Gratungen so eine Art Textbaustein verwendet, weil diese Hinweise so regelmäßig auftauchen wie Schluckauf.
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Naja...einerseits hast du völlig recht, dass eine intakte und sauber geschnittene Gratung selbstverständlich ist und zum guten Ton gehört...andererseits sind auch heutzutage teils deutliche Unterschiede in der Qualität derselben festzustellen, das fängt schon bei der Holzqualität an, je besser das Holz und je besser es abgelagert ist, desto feiner ist die Gratung, gut zu Vergleichen zB bei Delite und F300X...obwohl beide, sonortypisch, sehr ordentlich sind, merkt man den Unterschied sofort wenn man mit dem Finger drüber fährt...die eine, glatt wie ein Babypopo, die andere rauh und faserig...
Natürlich ist das kein Vergleich zu alten Luddies oder Gretchen, die teilweise eine vollkommen miserable Gratung hatten (bei manchen kann man freilich kaum von Gratung sprechen...) aber damals waren Trommeln auch echte handwerkskunst und genarationen von jazzern lieben eben diese Fehler so innig...bei moderner Massenproduktion hat sowas keinen Platz mehr, die Käufer erwarten ein Produkt, das maximale Leistung zu minimalen Preisen liefert, gerade im mörderisch umkämpften einsteiger- und Mittelklassemarkt...da kann sich kein Hersteller leisten, ein fehlerhaftes Produkt abzuliefern...und irgendwoher muss schließlich auch die Ersparnis kommen, so wird dann auch schnell aus einer vom kompetenten Fachmann geschnittenen und geprüften Top-Gratung eine eher durchschnittliche, vollautomatisch, maschinell produzierte...wobei diese eben nach früheren Maßstäben in Punkto sauberkeit und genauigkeit sehr gut sein kann aber nach heutigen Maßstäben für ein Top-produkt eben nur mittelmäßig ist...
Hier kommen wiederum die Fachzeitschriften als Marketinginstrument der Industrie ins Spiel und werten die Sachen mit ihren "Tests" noch weiter auf, da wird dann von top-gratungen gesprochen, hardware, die nicht gleich beim anschauen auseinander fällt zu einem Profi-feature erklärt etc. um dem potenziellen Kunden das Gefühl zu geben: Aha, die Karre wurde vom Fachmann getestet und für gut befunden, also mache ich nichts falsch...Profis, die meist auf höherklassige Produkte schielen beeindruckt man mit solchen Aussagen natürlich wenig aber das ist auch nicht nötig, dies Art von Klientel weiß in der Regel genau, was sie will und lässt sich von ein paar bunten bildchen und netten worten sicher nicht in ihrer Kaufentscheidung beeinflußen...Dass das große Geld nicht mit dieser Kundschaft zu verdienen ist, sollte klar sein
Ich persönlich habe schon lange aufgehört, den Ausführungen in Fachzeitschriften zu viel glauben zu schenken, denn Erfahrungsgemäß ist in so einem Test etwa 40% echte Information und 60% reines Marketing, das nur einem Zweck dient: Umsatzsteigerung