Es freut unsereins doch immer wieder, dass es noch mehr Kollegen gibt, die in der christlichen Szene tätig sind.
Ich spiele nun seit 18 Jahren in diversen Kirchen (katholisch/evangelisch/freikirchlich) und habe mittlerweile einiges probiert (in mehreren Phasen):
Phase 1: die Anfänge
- Schlagzeug (5-teiliges Standard Set) möglichst in der Ecke aufgebaut; Toms und Snare! mit Tape/Taschentüchern abgeklebt; Wolldecke in der Bassdrum; möglichst dünne Stöcke
>>> furchtbarer Sound aber Lautstärke halbwegs o.k.
Phase 2: Elektronik
- Einsatz eines Roland SPD-11, welches ich auch heute immer noch benutze
>>> Spielgefühl nicht mega aber Lautstärke gut kontrollierbar und Sound annehmbar, da alles über die Anlage geht; dann muss man es nur noch schaffen, für die ganze Band einen gescheiten Gesamtsound zu erreichen.
Natürlich ist der Drummer nicht der einzige, der mit dem Hall zu kämpfen hat. Man sollte immer schauen, dass die Lautsprecher ins Publikum gerichtet sind und nicht gegen eine ebene Fläche.
Phase 3: zurück zur Akustik
- Verwendung kleiner Kesselgrößen - ich habe für wenig Geld eine Basix 12"-Snare und ein altes 16" Standtom erworben;
- Weglassen der Toms; es hat sich gezeigt, dass man/frau die üblichen NGL/Lobpreislieder auch ganz gut ohne Toms spielen kann; etwas Erfindungsreichtum ist gefragt. Besonders wenn man technisch noch nicht so versiert ist, sind Läufe auf den Toms immer eine Herausforderung, wenn man sie extrem leise spielen muss. Ich lasse sie einfach weg und habe weniger Probleme.
- Verwenden kleiner, schnell abklingender Crashes/Splashes; das 18" Heavy Crash ist in der Kirche halt eher fehl am Platz; alle Becken, die eine lange Ausklingzeit haben, verstärken dein Problem mit dem Hall; ich bin früher hingegangen und habe die Nachklingzeit der Becken verkürzt durch Aufkleben von Taschentuchstücken (2x2 cm) an bestimmten Stellen.
- Tiefere Stimmung der Toms; eine sehr offene, hohe Stimmung der Toms erzeugt in der Kirche meist den Eindruck, die Toms wären sehr laut, selbst wenn das nicht der Fall ist
- Tiefere Stimmung der Snare - der Top-40funkymegabrett-Sound ist sicher weniger anzuraten
- Verwenden von Rods (siehe oben)
- Plexiglaswand >>> wenn mann's zufällig hat
- Stelle die Band vor dich, falls diese das aushält und du keine Probleme damit hast, nicht gesehen zu werden (eher eine Notlösung)
- Aufbau eines gesunden Selbstbewusstseins
>>> die geschilderten Probleme hat wohl jeder Kirchenschlagzeuger; man wird in jedem Gottesdienst irgendwelche Meckerer finden, die sagen alles wäre zu laut, besonders der Drummer.
Wichtig ist, einen homogenen Gesamtsound zu erreichen.
- Üben üben üben (kein Witz); je kontrollierter du spielen kannst desto weniger Probleme hast du mit dem Sound
Lustigerweise habe ich in der Heimatgemeinde unserer Band nach Jahren der Elektronik wiedereinmal akustisch gespielt und das bei einem Gottesdienst für Kinder; obwohl ich die verwendeten eher "seichten" NGL-Lieder durch Funk-Rhythmen etwas aufgepeppt habe, hat sich hinterher niemand beschwert. Verwendet wurde o.g. 12", 16" Set
Eine Cajon kam auch schon zum Einsatz, aber eher als Soundelement für eine Ballade.
Bilder meiner Kirchensets sind in meinem Photoalbum zu finden; vielleicht ist's eine Anregung
Die Verbesserung der Raumakustik ist in den meisten Kirchen ausgeschlossen. Falls man immer in derselben Gemeinde spielt und die Kirche kein denkmalgeschützter Bau ist, kann man die Geschichte mit Stofbahnen/Schallabsorbern sicher probieren. Wenn man - so wie unsereines - immer in verschiedenen Kirchen spielt, dann kann man raumakustische Verbesserungen vergessen.
Ich könnte diesen Roman jetzt noch weiter schreiben, aber wer soll das alles lesen. Hoffentlich ist alles halbwegs verständlich. Bei Nachfragen einfach PM schicken.
Drum on
Gruß vom Drumfreak