Roy Haynes ist der King!
Ich habe kurz vor der Jahrtausendwende ein
Konzert im Birdland in New York besucht.
Lineup: Michel Petrucciani, Anthony Jackson
und Steve Gadd. Hammer! Ich war total scharf
drauf, das Trio und insbesondere den Meister
zu sehen. Mein Platz im Birdland war ganz ok,
aber ich erspähte einen freien Tisch direkt an
der Bühne. Also fragte ich die Bedienung, ob
ich nicht vielleicht… Nur mit ihrer hochgezogenen
Augenbraue gab sie mir zu verstehen, dass mein
Ansinnen so unangebracht wie aussichtslos war.
An dem Tisch an der Bühne nahm kurz vor
Konzertbeginn Roy Haynes Platz. Roy legte seit
jeher großen Wert auf sein Äußeres und auch an
diesem Abend war sein Auftritt sehenswert:
cremefarbener Anzug, Schuhe in schwarz und creme,
ein Hut in gleichem Ton mit schwarzem Band, schwarze
Weste, helles Hemd mit schwarzer Krawatte. Einfach
unschlagbar. Roy saß so nahe an Steve Gadd, dass er ihm
jederzeit die Hihat hätte von der Bühne ziehen können.
Wenn Steve wieder mal was Gadd-mäßiges tat,
lächelte Roy und klatschte drei, vier Mal langsam in
die Hände. Nach dem Gig schob sich ein beträchtlicher
Teil des Publikums zur Bühne, um Kontakt mit den
Musikern aufzunehmen. Der größte Andrang war nicht
bei Michel, Anthony oder Steve, sondern bei Roy.
Der Abend war super, ich werde ihn nie vergessen, weil
es ein außergewöhnlich gutes Konzert war mit einem
wieder mal phänomenalen Steve Gadd. Doch einen
ebenso bleibenden Eindruck hat Roy bei mir hinterlassen.
fwdrums