Daß es Probleme mit dem Vertrieb gibt oder gab, darüber brauchen wir nicht weiter diskutieren. Der neue Vertrieb wird's richten. Wenn nicht, ist Zildjian & Partnern einfach nicht mehr zu helfen.
Zildjian erhöht die Preise. Sollen sie doch. Zildjian stellt gute Becken her, für die es einen Markt gibt (Es mag ja sein daß die alten Aveden und die türkischen Zils besser lauter leiser grüner waren. Erstens ist das eine Geschmacksfrage und zwotens hier nicht relevant.). Das Geschreie über die Preise ist für mich unverständlich. Jeder, der im Handel arbeitet, weiß, welche Spannen zwischen Ein- und Verkaufspreis liegen - und auch liegen müssen. Ich erspare mir hier die Aufzählung der Kosten, die abgedeckt werden müssen. Dieser Zusammenhang sollte jedem ernsthaft Interessierten halbwegs geläufig sein. Wenn drastische Preiserhöhungen vorgenommen werden, liegt der Verdacht nahe, daß jemand beabsichtigt, sich die eigenen Taschen etwas voller zu machen. Wer das jetzt ist, vermag ich im vorliegenden Fall nicht zu beurteilen: der Hersteller, der Vertrieb, der Handel? Keine Ahnung. Wenn der Bogen überspannt wird, werden die Trommler eben andere Teller kaufen. Den Hinweis auf die schönen Töchter der anderen Mütter hatten wir schon.
Grundsätzlich gibt es einen Zusammenhang zwischen Preis und Qualität. Ausnahmen bestätigen die Regel. Es gibt Bereiche, in denen dies augenfälliger ist (daß eine Mercedes 500 mehr kostet als eine Fiat 500 leuchtet jedem ein) und welche, bei denen es eben nicht so auffällt. Bei Becken zum Beispiel. Äußerlich sind Becken verformte Metallscheiben, die sich alle erst mal ziemlich ähnlich sind. In der Produktion wird es aufgrund unterschiedlicher Materialien (Messing - B20...), Herstellungsverfahren (Presse, Rotocasting, handgehämmert...) und Mengen (ein Spizz oder tausend Alphas) jedoch erhebliche Unterschiede bei den Stückkosten geben. So weit, so gut. Die Herstellungskosten haben aber nicht immer was mit den Endverbraucherpreisen zu tun. Ein Preis kann durch ganz unterschiedliche Faktoren bestimmt werden. Wenn ein Produkt begehrt ist, wird nach den Regeln der Marktwirtschaft der Preis steigen, das ist uns allen bekannt. Es gibt auch Produkte, deren Begehrlichkeit steigt, weil der Preis so hoch ist. Waren sind oft Statussymbole. Das kann sich auf ganz unterschiedlichen Gebieten und auf unterschiedlichen Levels abspielen (z. B. Klamotten -> Gruppenzugehörigkeit, politische Einstellungen: früher Latzhose - > Ökos, Alternative etcpp). Eine Rolex für 5, 10 oder 20 Lappen macht im Prinzip auch nichts anderes als die Digiuhr aus dem Ramschladen: Sie zeigt die Zeit an (oder geht die Rolex etwa schneller?). Aber ich erkaufe mir den Status, mir eine Rolex leisten zu können und dokumentiere damit, na ja, zumindest, daß ich Kohle habe. Deswegen werden ja Luxusprodukte so oft kopiert. Eine echte Rolex für 200 € würde Schiffbruch erleiden, weil sie dann nur eine Uhr wäre. Eine Rolex muß teuer sein, sonst ist es keine. Findige Wirtschaftswissenschaftler haben sich dafür sogar eine Theorie ausgedacht (Veblen-Effekt - ins Unsaubere: Die Begehrlichkeit eines Produktes steigt mit seinem Preis.)
Was hat das mit Becken zu tun? Gemach, gemach. Ein Beispiel im Trommelbereich, in dem das sehr gut funktioniert ist dw. dw ist gut, dw ist begehrt und dw ist teuer. Billiges dw gibt es nicht, dafür gibt's PDP. Marketing at its best. Gitarren: Gibt's eine Gibson Les Paul für 400 €? Und jetzt zu den Becken. Zildjian ist nach wie vor die Beckenmarke schlechthin (ich spreche nicht von den besten Becken, es geht um die Marke). Und das ist ein unschätzbares Kapital. Nur jemand mit diesem Ruf, kann sich überhaupt eine temporäre Absenz vom deutschen Markt erlauben, ohne einen imagemäßigen Totalschaden zu erleiden. Trotz des Vertriebsfiaskos wollen wir Trommler nach wie vor die Zils hängen sehen. Und das läßt sich die Company vergolden. Wenn die richtig teuren Zildjians ab morgen um 80 % billiger wären, würden wir uns alle drauf stürzen und Zildjian damit Um- und Absatzrekorde bescheren. Auf Dauer jedoch würde die Marke Schaden nehmen, denn was nix kost, taugt nix. Zildjian & Partner macht das, was jeder verantwortungsvolle Kapitalist macht: Sie nehmen, was sie kriegen können. Wie viel das letztendlich ist, werden wir sehen. Das machen (fast) alle so, warum regen wir uns also bei Zil so auf?
Keep On Groovin'
fwdrums