Drum Eagle: ich kann deine Kumpels verstehen. Wenn ich was Punkiges machen wollte und hätte nen Metalldrummer mit entstrechendem Set und Unverständnis für den Punk-Spirit, würde mich das als Sänger und Gitarrist auch nerven. Da schämt man sich ja auf die Bühne zu gehen. Klar ist auch, dass ein Schlag auf ein 8er oder 10er Tom die komplette Rockathmosphäre sofort vernichtet. Vielleicht kapierst du die Musik, die die anderen dir vor die Füße werfen einfach nicht. Willst du denn diese Musik wirklich machen? Oder probierst du dich mit deinem Drumming in dieser Musik nur aus, egal was du damit für eine Wirkung erzeugst?
Entsprechend würde ich als Drummer auch was sagen, wenn unser Gitarrist ne Steve Vai Super Strat über nen Boogie spielen würde und van Halen Licks fallen ließe oder der Basser mit dem Warwick über Glockenklang ankäme oder slappen würde. Sowas geht halt gar nicht für gewisse Arten von Musik.
Pop Musik ist immer auch ein Lifestylestatement. Mitunter ist dieses Statement wichtiger als die Musik selbst, die lediglich den Charakter eines Mediums hat, d.h. sie vermittelt das Statement, so wie andere Kunstformen. Wichtig ist aber das Statement. Darum passiert es auch, dass ein Maler, ein Fotograf, ein Musiker und ein Schriftsteller sich als seelenverwandt empfinden, weil es ihnen in der Abstraktion um den Ausdruck der gleichen Dinge geht.
Kommen wir zum Bandkrach. Wenn unterschiedliche Lifestyles und damit verbunden athmosphärische und stilistische Unterschiede aufeinander prallen kann das eine Befruchtung sein, wenn alle tolerant sind, die jeweiligen Stilvorlieben der anderen (auch musikalsich) kapieren und es irgendwie ins Konzept passt.
In der Regel ist es aber nicht so, in der Regel nervt es und es klingt oft auch inkonsequent. Auch ein Patchworkstil will gelernt sein. Die meisten Bands spielen nicht so offenes und abgefahrenes Zeug, dass sich ein Metalldrummer mit einem Punk Sänger und einem Stadionrock-Gitarristen verträgt. Der Metalldrummer rafft kein Punk oder Rockdrumming und umgekehrt. Drum Eagle scheint ja das beste Beispiel, wenn ihm der Rest der Band schon nahelegt, sein Set und sein Spiel zu ändern.
Ich kenne das auch, dass man sich in der Band ankotzt. Einer ist ohnehin vom Tag genervt, pflaumt den anderen an, der hat den Tag eine niedrige Toleranzgrenze und schon ist die Stimmung kaputt und dann läuft auch nicht mehr viel. Bei uns ist es auch oft hart an der Grenze. Unser Sänger und Gitarrist ist einfach auf einem anderen Tripp als der Basser und ich. Der Gitarrist ist unpräszise, will nicht üben, kann nicht sonderlich spielen, rafft nicht worüber wir reden, macht immer die gleichen Fehler, kennt sich mit seiner eigenen Ausrüstung nicht aus etc.
Andererseits kommt eben auch viel an Ideen von ihm, er versteht meist intuitiv, was passt und was nicht und er gehört eben dazu und irgendwie klappt es dann meist doch noch. Das geht aber nur, weil wir letztendlich mit dem Ergebnis zufrieden sind. Es ist irgendwie doch die coolste Band, die ich je hatte und das empfinden wir wohl alle drei so. Das führt dazu, dass wir uns doch als eingeschworene Gemeinschaft sehen und so muss das bei beiner Band auch sein.
Man geht schließlich zusammen auf die Bühne und präsentiert eigene Songs. So etwas muss man uneigennützig machen. Man will also dort nicht zeigen, das man gut trommelt, sondern man will, dass die Band als Einheit gut rüberkommt, auch dass peilt ein Großteil der Musiker nicht. Aus diesem Grund gibt es eigentlich nie Ärger, wenn wir live spielen. Dann ist halt Ernstfall, jeder reisst sich zusammen und dann klappt es auch. Wir verstehen uns aber auch abseits der Musik ziemlich gut, so dass trotz Streit und Gemecker im Proberaum, noch eine gewisse Symphathie für den anderen vorhanden ist. Wenn das nicht wäre, gäbe es uns längst nicht mehr.
Ich hatte bisher in jeder Band ein Mitglied, dass sich der Technik und einem gewissen musikalischen Grundwissen verweigert hat. Das war dann immer der Schwachpunkt. Es ist halt sehr schwer, die richtigen Leute zusammen zu bekommen. Ich sage dass, ohne wirklich Technikfreak zu sein. Ich mache keine sonderlich komplizierte Musik. Ich erwarte nur, dass jemand halbwegs weiß was er da macht, zuverlässig spielt und groovt sowie einigermassen stil- und geschmackssicher ist. Tatsächlich ist das aber schon ziemlich viel. Eine Band ist halt immer ein Kompromiss und zudem wie eine Beziehung.