Tipps:
(1) Besorg dir "The Drumers Studio Survival Guide". Schönes kleines 100 Seiten Buch zum Thema Recording Drums, kostet nur $12,95
(2) Es gibt viele Studioprofis, die sagen, das eine Aufnahme gerade von den Übersprechungen (Bleed) lebt. Davon ab gerade die Direktmikrofonierung von Gitarren und Bassbox ist total unproblematisch. Das Mikro steht direkt davor und es kommt relativ viel Lautstärke raus. Da hast Du kaum Übersprechungen. Viel problematischer sind bei Aufnahmen in einem Raum die Overheads des drummers.
(3) Bei 4 oder 5 Kanälen ist es Schwachsinn, sich mit zwei Overheads das Pult zu zu machen. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, das eine Aufnahme damit besser oder räumlicher klingt. Ein Schlagzeug braucht keinen Stereoeffekt. Die RHCP haben ihr Californikation Album mit Mono Schlagzeug aufgenommen. Stell dir vor, Du stehtst in einem Raum und in der Ecke spielt einer super Schlagzeug und du sollstest das jetzt aufnehmen. Wenn der ne Tom Rolle von oben nach unten spielt, hört sich das für den Zuhörer stereomäßig von links nach rechts an? NEIN. Das Schlagzeug klingt als ganzes Instrument aus einer Ecke. Die Räumlichkeit auf den Aufnahmen kommt nicht durch zwei Mikros in Y-Stellung, sondern durch den Raumhallanteil und durch die Zeitverschiebung zwischen Orginalsignal und Reflektiertem Signal und zwischen Overhead und close mics. Zwei Overheads lassen sich nur schlechter Mixen und machen dir den Sound zu.
(5) Nimm ein Overhead. Versuch irgendwie an ein halbwegs gutes Kondensatormic zu kommen. Relativ günstig, bewährt und auch gebraucht zu bekommen ist das AKG 1000 Stabmic. Bau das Schlagzeug nicht zu sehr in der Ecke des Raumes auf, auch wenn das den Sound geil boosted. Auf Aufnahmen wummert der geboostete Sound leicht. Achte auf Reflektionsfläche, die braucht ein akustisches Instrument. Am besten von hinten und von unten. Super ist Holzboden von unten (auch die billigsten Baumarktplatten bringen schone eine schöne, warme Reflektion von unten und pushen so das ganze Instrument), Mauer von hinten ist schon i.O. Der Raum sollte möglichst hoch sein, sonst hast Du viel harte, kurze Beckenreflektionen. Steig auf einen Stuhl oder eine Leiter. Halt Deinene Ohren über das Set ungefähr in der Position über Deinen Kopf (wenn Du am Set sitzen würdest). Lass einen Kumpel auf die Trommeln hauen. Finde die Stelle heraus, wo das hoffentlich gut gestimmte Set von sich aus schon mal gut klingt. Da genau muss Dein Overhead hin. Probier es mit Probeaufnahmen aus. Das Set muss schon über das Overhead gut klingen, sonst bekommst Du niemals einen guten Drumsound!!!
Nun zu den Direktmikros. Du sollstest zumindest noch an ein BD Mic kommen. Versuch einen Standard gebraucht zu bekommen (AKG D 112 oder ähnliche Modelle anderer Hersteller). Das Mikro in die BD, je nach Soundvorstellung mehr zum Rand oder mehr zum Kickpunkt. BD nach Bedarf dämpfen. Bei Rocksachen lässt sich die BD mit Pinstripeoder Ambassador, Decke und großem Resoloch ganz einfach handhaben. Probier das auf den Aufnahmen, auch wenn Du sonst eher Powerstroke 3 spielst. Die klingen auf Aufnahmen ganz übel (Basketballeffekt).
Für die Toms und die Snare gehen die meisten dynamischen Mikros, z.B. Shure SM 57 oder 58 oder Nachbauten. Standard ist selbst in teuren Studios für die Snare das SM 57. Für Toms Sennheisser 504 oder e 604, oder 421 oder die diversen Kondensator Clips verschiedener Hersteller. Aber die normalen 57er/58er tun es auch.
Nun zu Deiner Kanalbelegung. Erprobter Tipp: wir nehmen auch so auf und haben schon viel durchprobiert.
Kanal 1: Overhead
Kanal 2: BD
Kanal 3: SD
Kanal 4: Toms, alle direkt abgenommen und über einen kleinen Submixer auf einen kanal reduziert. Das reicht vollkommen, denn den Sound der Toms kann man gut vorabmixen und wenn man ihn mit Effekten belegen will, dann soll das ja meist sowieso für alle Toms gelten.
Euren fünften Kanal kannst Du auf viele Arten nutzen:
1. Für Stereo Overheads
2. Als Effektraummikro. Heisser Tipp: ein Mikro in eine Raumecke oder noch besser in den Gang Deines Proberaumzentrums, hinter die halboffene Proberaumtür. Gibt nen supernatürlichen klasse Hall zum Reindrehen bei Bedarf
3. Als zweiter Tomkanal um die Toms mit Stereopaning zu versehen.
4. Für einen anderen Klangkörper: Zweitsnare etc. auch gut, wenn Du die Hihat mal extra abnehmen willst, um sie später auch separat bearbeiten zu können.
Die von mir vorgeschlagene Variante ist auf jeden Fall!!! besser, als die Variante mit Stereo Overheads und BD/SD Direktabnahme, denn damit hast Du auch einen guten Tomsound. Wenn Du die Toms nicht abnimmst, dann klingt das ganze immer nach Proberaum.
Wenn ihr es drauf habt und genug Zeit investiert, bekommst man so schon sehr professionelle Aufnahmen hin. Besonders, wenn man alles einzeln nacheinander aufnimmt.
Ein Foto von meinem für Aufnahmen hergerichteten Set findest Du in der Drummergalerie.