Ich habe in meinem Leben bisher Starlight Express und Cats live gesehen, dazu noch eine Abba Musical Show und ein paar Sachen kenne ich aus dem Fernsehen.
Ich finde, das ist alles wie Deutschland sucht den Superstar und kaum zu ertragen. Es gibt ja auch in der Chartmucke den Trend von der Musik durch viel Bühnen Choreographie abzulenken und aus einem Gig eine Tanzshow zu machen. Weil die SängerInnen dadurch außer Atem geraten, finden sie es legitim gleich auf Vollplayback zu schalten und das bei einer live Show. Musicals sind zwar nicht Vollplayback, aber ansonsten in ungefähr das Gleiche. Ich kann mir das auch nicht ziehen.
Auch wenn sie etwas direkt formuliert wurde, ich kann die Meinung MGs gut nachvollziehen, auch die Parallelen zu anderen Bereichen des Lebens. Ich kenne auch viele Leute, die das ähnlich sehen. Eigentlich muss ich gestehen, dass die meisten Musicalliebhaber, die ich je kennengelernt habe, lifestyletechnisch weit jenseits der Schmerzgrenze liegen. Sind deshalb natürlich nicht die schlechteren Menschen.
Natürlich sind das Klischees und die treffen nicht immer, aber eben vom Tenor her meistens schon. Klar ist es kein Zufall, dass Musikalfan Wampe das Drummerforumstreffen-Video ausgerechnet mit Böse Onkelz unterlegt. Das ist eine geschmackliche Verfehlung der übelsten Art. Sowas in einem Musikerforum, das tut echt weh.
Wenn ich ein Konzert oder einen anderen Kulturevent besuche, dann möchte ich bewegt und nicht nur unterhalten werden. Ein anderes Motiv wäre die Erweiterung des eigenen Horizonts oder geistig und sinnlich gefordert zu werden. Ich fahre auch nicht auf ein Festival um mich ins Koma zu saufen, sondern um die Bands zu sehen, die mich berühren. Sonst lass ich es und schau mir Günther Jauchs Rateshow oder Harald Schmidt an.
In diesem Sinne sind die meisten Musicals total für den Arsch. Klar auch, dass ein ein bestimmter Schlag von Leuten ist, die sowas klasse finden, es sogar zum Beruf machen wollen. Ausnahmen gibt es natürlich immer, aber wenn es auf zwei Drittel der Leute zutrifft - und das tut es auch in meinen Augen - dann sagt das trotzdem ne Menge.
Kann mir kaum vorstellen, das jemand Kunstausstellungen besucht, auf einen guten Jazzgig geht, Spaß an Literatur hat, die Zeit liest und dann in "Phantom der Oper" geht, das geht doch irgendwie nicht. Da treffen zwei Schulen aufeinander. Der deutsche Bildungsbürgerdünkel trifft auf Normalo Bildzeitungsleser. Das kann man scheiße und elitär finden, aber so ist es nun einmal. Zum Glück darf jeder für sich entscheiden, ob er lieber Bild oder SZ liest.
Allerdings würde ich es mit den "Standesgrenzen" und dem angemessenen Verhalten nicht ganz so eng sehen. Hier und da hat jeder das Recht auf die eine oder andere geschmackliche Verfehlung.
Ich finde auch, dass Opern eher Satire sind. Das ist so dermaßen gekünstelt und daneben. Ich kann diese gebildeten Opernstimmen nicht hören, da kann mir tausend Mal einer erzählen wie schwer das ist, wie gut jemand ist und dass die Stimme wie ein Instrument ausgebildet ist, das ohne Mikro mit nem Orchester mithalten kann. Vielleicht klingen sie gerade deshalb so dämlich. Ich mag natürliche Stimmen auch lieber und die gibt es leider nur in der Popularmusik. Ich möchte auch nicht permanent Musik aus dem Museum hören, von Leuten, die selbst im Museum leben und das ist leider bei den meisten Klassikern der Fall. Das gibt mir gar nichts und diese Leute sind oft lifestyletechnisch genau so daneben, wie die Musicalfans, nur auf eine andere Art.