Beiträge von DF

    71, das ist nicht so alt. Halt "live fast, die [quite] young"
    Otto Schilly hat sich besser gehalten, der ist 74 und bei dem zittert die Stimme noch nicht, wie bei Cash in den letzten Jahren.

    Wenn wir jetzt schon auf die prominenten Toten der letzten Tage kommen: ich finde das Attentat auf die überaus engagierte, lieberal-tolerante und normal gebliebene schwedische Außenministerin noch bewegender. Johnny Cash hat sein Leben gelebt. Die Frau wollte was bewegen und dafür hat man sie abgestochen.

    Sorry, wenn ich da etwas klugscheißen muss:


    (1) Ist der Ausdruck "Clave" und auch die Umkehrung von 3/2 auf 2/3 nicht eher ne Cubanische Angelegenheit? Von mir aus die anderen Inseln drumherum (Puerto Rico, Dominikanische Republik), aber jedenfalls nicht brasilianisch.


    (2) Die Samba Figuren auf Snare oder irgendwelchen Glocken leben doch in der Regel von der Umspielung der 1 des zweiten Taktes (oder der 3, wenn man eintaktig notiert), deine Standardfigur spielt aber in beiden Takten auf die 1 und soviel Downbeat-Akzentuierung klingt normalerweise nicht sonderlich latinmäßig. Latinfeels entstehen doch gerade durch das Vorziehen von Akzenten.


    Ich kenne als Standardsambaakzentpattern eher das Folgende:


    X_X_XX_X_X_XX_X_


    Das kann man auf Becken, Snare, Toms, Bells, Woodblocks oder Radkappen spielen, man kann das sogar pfeifen, gerne werden Einzel- und Doppelschläge auch auf zwei Klangkörper verteilt.


    (3) Getretene Hihat auf 2 und 4 fehlt.


    (4) ElEhnez: man kann auch akzentuiert Becken spielen, da gibt es keine Regel, nach der man da gleichmäßige Achtel durchzocken müsste.


    (5) BD Variationen:


    jeweils einen der beiden Vorschäge im Pattern weglassen (BD=B, H=getretene Hihat, x=leer):
    BxHBBxHxBxHBBxHx
    BxHxBxHBBxHxBxHB [und umgekehrt]
    BxHBBxHxBxHBBxBx [bei der letzten BD auf der Vier natürlich die Hihat gleichzeitig weitertreten, kann man ebenfalls umdrehen, also die BD auf Vier im ersten Takt]

    Das ist der Standard Musikschul-/Lehrbuch Bossa, der genau richtig für die Tanzmuckeanwendung ist. Jetzt noch Stan Getz hören und so ein bisschen dabei draufkommen und dann klappt das schon.

    Ich würde auch zu der Grundgerüstvariante tendieren und zu Seppels Ansatz. Ein ausnotiertes Solo ist nicht der Sinn der Aktion, weil es beim Solo um Impro geht.


    Al "Seppel" Bundies Tipp mit dem Solospielspannungsbogen wie beim Vögeln trifft es ganz gut. Als echter Mann begrenzt Seppel solche Aktivitäten auf 90-120 Sekunden. Bravo Al!

    Zitat

    was hat "cover-band" mit "guter lehrer" zu tun ?


    Nicht zwangsläufig etwas. Wenn ich z.B. Covermucke machen will, dann bin ich bei einem Covermucke-Lehrer wohlmöglich super aufgehoben. Ich will das auch nicht abwerten. Ich habe nur gesagt, dass es für MICH nichts wäre und das die Gefahr bei einem Lehrer, der selber immer nur Covermucke macht sehr groß ist, dass er nicht versteht, worum es mir persönlich geht. Dann wäre dies nicht der richtige Lehrer für MICH.


    Meine Vorurteile gegenüber bestimmten Lehrern haben natürlich Gründe. Ich habe es selbst schon erfahren kenne und habe das, was ich hier bestimmten Lehrertypen vorwerfe schon bei vielen anderen gesehen.


    Ich selbst wurde mit 14 von meiner Mutter beim Trommeln auf Kissen zu AC/DC erwischt. So kam raus, dass ich Schlagzeug spielen wollte. Sie rief bei der städtischen Musikschule an und die sagten, ich könnte dort nicht einfach Schlagzeugunterricht nehmen. Ich müsse erst die musikalische Früherziehung mit Blockflöte etc. durchmachen. Die anderen Kinder dort wären aber alle 6-8. Da hatte ich natürlich keine Lust zu.


    Warum bin ich nicht selbst mit 6 in die Musikschule gegangen? Meine Mutter hatte mich damals gefragt, aber meine beste Freundin zu der Zeit, Antje von nebenan - Lehrerkind, war schon drin und musste jeden Tag stundenlang Klavier üben und konnte dann nicht rauskommen zum spielen. Ich wollte aber spielen und fand die Idee meiner Mutter, mich auch dort hinzuschicken dementsprechend fürchterlich.


    Während des Studiums wohnte in unserer WG auch ein Student der klassichen Gitarre. Der wird mal Musiklehrer. Der hat sich in der Zeit für viel Geld ne Gibson E-Gitarre gekauft und der spielte darauf so furchterregend beschissen, das ich niemals möchte, dass irgendwer, der mal nicht klassiche Gitarre lernen will, bei dem Unterricht hat.


    Mein Kollege spielt Trompete in nem ziemlich guten Blasorchester, da spielen auch studierte mit und die gehören nach den Profiorchestern von Polizei und Bundeswehr etc. anscheinend zu den Top 3 in Deutschland. Die spielen auch Jazz- und Popmadleys. Der spielt recht gut, hatte jahrelang Unterricht und kann nach eigener Auskunft nicht eine Note improvisiert spielen, nicht mal nen 08/15 Tanzmuckesolo über Girl from Ipanema. Wie kommt das? Klassicher Unterricht!


    Zufällig spielt ein anderer Kollege auch Trompete, auch seit Jahren, spielt immer die Zapfenstreich-Beerdigungs-Jobs, aber ansonsten gleiches Thema.


    Ne Studienfreundin von mir hatte über 10 Jahre Klavierunterricht an der Folkwang Musikschule in Essen (nicht Hochschule), da ist es ähnlich.


    Ich könnte jetzt hier weiter machen und noch 10 oder 20 Beispiele bringen. Natürlich nicht nur "gegen" Klassiker, an der Dortmunder Musikschule unterrichtete jahrelang (vielleicht immer noch) ein ganz schlimmer selfmade Praktiker Lehrer, ein Blueser, auch ganz, ganz schlimm. Jedoch hätte man an dieser Musikschule am Schlagzeug Glück gehabt. Auf der Stelle sitzt Christoph Haberer und der ist Bundesliga, sowas haben andere am Konservatorium als Lehrer.


    Die Moral von der Geschicht: SCHAUT EUCH LEHRER GENAU AN UND WÄHLT DEN AUS DER ZU EUCH PASST!!! Das kann natürlich auch ein Klassiker oder Covertyp sein, wenn ihr sowas machen wollt.

    Das euch putzen motiviert...vollkommen unverständlich für mich.


    Wichtig finde ich das mit den Zielen und dem realistischen Einschätzen der eigenen Fähigkeiten. Das ist auch der Grund, warum ich hier immer die "Zieht Euer Ding durch" Schiene fahre. Es bringt nix, wenn man sich mit diesen Typen beschäftigt, die Zeug spielen, das man nie so könnten wird, dass man es echt mit feeling spielen kann, selbst wenn man es rein von den Noten her hinbekommen sollte. Dann lieber wie BB King oder John Lee Hooker werden: die haben technisch Null Bandbreite, nach Musikschulmuckerkriterien können die fast nichts, aber das, was sie können das können sie richtig. Besser ne Schrammelnummer amtlich und mit Herz gespielt, als komplizierten Fusionkram wie ein Idiot.


    Ich übe zwar auch immer Sachen nebenher, aber ich übe trotzdem regelmäßig die Sachen, von denen man eigentlich meint, dass man sie schon seit 10 Jahren kann und in der Band spielt, aber da gibt es immer noch was zu verbessern. Da bleibt zumindest die Hoffnung, dass man das irgendwann mal richtig kann.

    Armin, deine Tipps sind sicherlich gut gemeint und ich hätte ihm auch noch Bücher zu dem Thema empfehlen können. Es gibt auch eins das heißt glaube "Afro-Brazilian Rhythms for Drumsets" oder so ähnlich, aber:


    Zitat

    Ich spiel seit heute in nem Projekt mit ner tanzband und soll Standards wie Bossanova, Samba etc. spielen.


    Er will sein Leben nicht dem authentischen Samba (Batucada) widmen, er will einfach nur nen paar Covernummern halbwegs amtlich auf Tanzmuckelevel zocken lernen. Tanzmucke Samba und Bossa hat mit dem authentischen Karnivalssamba gar nix zu tun. Klar schadet Bildung nie, aber es gibt auch die begrenzte Ressource Zeit.

    War klar, dass Du dich angemacht fühlst, Jerry.
    dazu einige Klarstellungen:


    (1) Du gibst keinen Unterricht, weil Du eine volle Orchesterstelle hast und weil du wie viele Musiker möglicherweise kein Bock drauf hast.


    (2) Keiner hat was dagegen, Grundlagen zu lernen auch Wirbel, nur kommst Du von einem anderen Instrument und von einer anderen Ausbildung und Anwendung. Ist natürlich trotzdem denkbar, dass Du auch als richtiger drumsetdrummer durchgehst, dann ist das auch kein Thema, viele Deiner Klassikkollegen gehen aber nicht als richtige Drumsettrommler durch und unterrichten dann ein Instrument, dass sie selber nicht verstehen. Das meine ich. Es gibt natürlich auch die, die beides verinnerlicht haben.


    (3) Techniken unterscheiden sich doch und das Gefühl für die Musik auch. Das sich immer alle, die Technik auf einem gewissen (hohen) Level beherrschen einbilden, sie könnten dann auch alles andere spielen. Das ist genauso, wenn ein Opernsänger auf einmal meint er könne Jazz machen oder ein Instrumentalist, dass er natürlich auch Rock/Pop und Jazz drauf hat, weil er schließlich technisch viel besser ist. Von ganz wenigen Ausnahmen abegesehen (Marsalis) können Musiker nicht authentisch auf zwei Hochzeiten tanzen.


    (4) Das liegt dann nicht nur an der Technik. Es liegt vor allem an dem fehlenden Verständnis der Musik. Das gehört auch zum Analytischen. Damit meine ich nicht, dass du nicht hörst was die da spielen und das nicht auch prinzipiell könntest, aber eben nciht mit den Vibes. Geht den Klassikkollegen einer ab, wenn sie Kyuss hören oder denken sie nur, was finden die Leute an dieser ordinären Bikerrockband?



    Matz und Tim:


    Ich sehe das auch so mit dem Qualitäten eines guten Lehrers und Rudi muss auch nicht selbst auf den Platz, aber er hat das Verständnis. Ein Typ der den Rock noch nicht gesehen hat, hat es nicht. Die atmosphärische Ebene, die ich oben ansprach gilt auch für die analytischen Fähigkeiten.


    Ich hätte übrigens auch keinen Bock bei jemandem Unterricht zu nehmen, der nie eigene Sachen gemacht hat, sondern immer nur Cover. Der wird auch nie verstehen, worum es uns Idioten, die kein Bock haben den Kram anderer Leute nachzuspielen, geht. Denkt dran, dass die Leute, die ihr covert selber so wie ich gedacht haben, sonst wären sie nicht mit ihren Sachen erfolgreich geworden. Wobei ich das alles natürlich nicht zu kategorisch sehe, klar kann man mal nen Cover spielen, aber im Grundsatz nicht.

    Schaff dir den Standard Bossa drauf, erarbeite dir Unabhängigkeit über die Fußfigur, hör dir die 1950er Sachen von Stan Getz an, zieh dir das rein, spiel es so... :D

    Ich stimme in vielem mit dir überein, aber funky ist für mich nicht alles, was bewegt. Es ist schon ein ganz bestimmter Sound, eine bestimmte Art und das Lebensgefühl dahinter.


    Noch was: früher, als die Rockmusik erfunden würde, war es natürlich einfacher, aus einem anfänglichen Kopieren etwas Neues zu erfinden. Das ergab sich quasi von selbst, als die britischen Jungs Blues und Rockabili Rock nachspielten. Mittlerweile ist diese Art von Musik sehr ausdifferenziert, sozusagen ein reifer Markt. Da ist die Inovation schwerer und der eigene Sound erfordert viel mehr Originalität. Trotzdem schaffen es einige Bands, einen eigenen und auch berührenden Sound zu kreieren. Darum geht es, aber das hat eigentlich nicht viel mit funky zu tun.


    Ansonsten kann ich nur sagen: "Touch me, I'am ..ick!"

    Gut, ein bisschen Kopie ist in allem, weil ja jeder auf etwas, was es schon gibt aufbaut. Klar!


    Um die wichtigen Begriffe in Deiner Antwort noch einmal zu wiederholen:


    (1) "aber es pumpt, hat im wahrsten Sinne des Wortes Seele und berührt "


    (2) "einfach so einen Song hinrotzen "


    (3) "der hat sich an sein Set gesetzt und das gemacht was seine Arme, Füsse und sein Herz hergeben konnten "


    (4) "kaltschnäuzig zu kopieren "


    (5) "mit ihrer eigene Orginalität zu veredeln"

    Zitat

    All den anderen namenlosen Jungs, die damals wie Hölle gegroovt haben, wird es aber wahrscheinlich völlig egal gewesen sein und einfach auf dem gespielt haben was das Studio geboten hat.


    Genauso sehe ich das!!! Namenlose Jungs, wie Hölle gegroovt, hört euch die Soundtracks der Filme aus der Zeit an. Die grooven wie Sau.


    Bernhard Purdie auf seinem Slingerland "Bebop Set" mit zwei Becken: 20er Ride und 20er China plus Hihats, fertig! Hagb ich mal in Fernsehen mit der WDR Big Band gesehen, haben nen James Brown Abend gemacht. Der Typ spielt keine Breaks und auch nicht viele 16tel, trotzdem oder gerade deshalb pusht der die Band, nur mit etwas Dynamik und Phrasierung.

    Ich würde es eher mit Andy19 und Spanky halten. Lebensgefühl und eine gewisse Art von Sound und Stimmung.


    Ich glaube, dass Seppel irrt, wenn er Funk und Rock anhand der Notenwerte unterscheidet. Chad Smith klingt z.B. auch funky, wenn er nur 8tel spielt oder Bernhard Purdie, der spielt so simpel und klingt so funky. Es geht um das Feeling dabei, nicht um Notenwerte.


    Bei Rock genauso, ob etwas rockt ist auch ne Feelingsache und nicht ne Definitionsfrage. Ist ähnlich mit dem Blues, ob man den Blues hat, hängt nicht vom Blues Schema oder Rhythmus ab, darum habe ich zu dieser Frage nach Bluesrhythmen auch nichts geschrieben. Fast alle Rhythmen können Blues Rhythmen sein. Mit dem jazzigen Sound ist es ähnlich, hat auch nicht zwangsläufig was mit 2-5-1-Verbindungen und Swingrhythmus zu tun.


    Ich glaube auch nicht, dass es was mit in die Beine gehen zu tun hat, Salsa oder Rock kann auch in die Beine gehen. Es geht also wieder um die Art, wie die Beine geht. Wie bei Cantaloop Island in der US3-Version: "funky, funky..." Frag mich nicht, warum das funky ist, es ist es einfach, weil die Leute funky rüberkommen. Das ist ihr Charme. Andere Leute haben nen anderen Charme. Selbst nen drumcomputer kann funky sein: funky cold medina von tone lock, das ist so dermaßen funky, diese bescheuerte Cowbell.


    Jetzt ist die Frage, wie man dieses Feeling kreirt, wie man die Atmosphäre aufbaut: Das ist ganz schwer, klar man kann klassische Funknummern nachspielen, kann abstrahieren und sich ansehen, wie die gemacht sind, was für Rhytmen, was für Harmonien, Melodien, Sounds, Phrsierungen, man kann dann versuchen funky draufzukommen und dann klingt man irgendwann vielleicht etwas funky. Bei deutschen Durchschnittstrommlern oder -musikern allgemein, habe ich allerdings oft den Eindruck, dass die das nie hinbekommen. Muss ja auch nicht sein. Muss man funky klingen? Sind wir funky? Leben wir funky? Fühlen wir funky? Oder will hier einer nur die Berechtigung für synkopische 16tel Grooves?


    Man muss nach sich selbst klingen, echt, authentisch, individuell, so wie man redet, schreibt, lebt, isst, sich kleidet, fickt, wenn das stimmt, dann "wird alles gut", dann hat man auch ne Chance, nen kleines Original zu werden. Alles andere ist für den Arsch. Man kann nicht etwas nachäffen, was man nicht ist. Hier ist wahrscheinlich keiner funky, egal ob er 16tel spielt. Hier lebt keiner oder kaum einer funky, was immer das ist.


    Ist mit dem Rock und Blues wieder ähnlich.


    Funk ist einer von diesen Begriffen, die sich deshalb nicht definieren lassen, weil sie etwas wiederspiegeln, was in Musik und Lebensart auf einer atmosphärischen Ebene vorhanden ist. Es ist ein lebensweltlicher Begriff, dessen Inhalt sich nur über lebensweltliche Erfahrung begreifen lässt. Wer öfter funky Musik gehört/gespielt und funky Leute gesehen hat, wer also Funk erlebt hat, der hat eine Vorstellung davon, was Funk ist und nur der, er wird es niemals einem anderen erklären können. Das ist bei vielen Begriffen so, gerade bei theoretischen Konstrukten und abstrakten Begriffen. Was ein Tisch ist, kann ich definieren. Definier mal, was Angst ist. Wenn Du sie einmal hattest, weisst Du was das ist. Genauso ist es mit dem Blues, dem Funk und dem Rock.


    Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich genau verstehe, was jemand meint wenn er sagt, der Typ klänge funky. Das kann auch ein Jazzer, Rocker oder selbst Latino sein. Ich wäre nicht in der Lage, dass einer dritten Person ohne den lebensweltlichen Erfahrungsschatz zu vermitteln. Ich könnte einem dritten auch nicht vermitteln, warum Kyuss rockt und warum Toto nicht rockt. Leuten, die das auch so fühlen, muss man das nicht erklären, man guckt sich nur an und wippt leicht mit dem Kopf...


    Bei so etwas gibt es zwangsläufig einen gewissen Subjektivismus in der Begriffsbelegung. Solche Begriffe kann man nicht objektiv definieren. Mag sein, dass eine andere Person das anders fühlt und damit auch anders bezeichnet.

    Entgegen anderslautender Erwartungen sage ich, dass es kein Funk Drumset gibt. Habe das auch früher schon in einem Thread über Funky Snares geschrieben. Du kannst mit allem, was nicht auf irgendeine Art ganz extrem ist, funky klingen, wahrscheinlich selbst damit. Es gibt überhaupt keine Veranlassung, flache Snares, kleine Toms und Kinderbecken zu spielen, wenn man Funk machen will. Die Altmeister haben das alle nicht gemacht. Da ja alle funky Drumsetgespiele ganz toll finden, ist der Standardsound mittlerweile zum Drumset Standard mutiert. Im Prinzip ist jedes Set das heute in einem Musikladen steht in 10/12/14/20 oder 22 mit 14x5er Snare etwas, dass ich als Funk Set durchgehen lassen würde. Natürlich spielten die alten Shaft-Soundtrack-Typen um längen cooler und das auf den damals üblichen Standardsets in (12), 13, 16, 22, 14x6,5 mit Becken in 16/20/14HH. Jedenfalls gibt es nicht die geringste Veranlassung, zu glauben, der Kauf eines funky Drumsets berge irgendein Risiko, da kann man sich bei Rock, Metall, Jazz viel eher vergreifen und nicht den amtlichen Sound liefern.

    Simon:


    Ich rede nicht nur über Kreativität. Ich kenne auch Schlagzeuger, die lange Unterricht hatten und immer noch haben (und auch Mädels, die zehn Jahre Klavierunterricht hatten) und die nichts können. Ich meine auch technisch und zwar geht es nicht um abgefahrenes Zeug, sondern darum, das die nicht mal UffCha mit nem normalen 16tel Break grooven können und das merkt man nach zwei Takten. Frag mich nicht wie das geht, aber ich habe es schon öfter erlebt, nicht nur einmal. Das ist so ein Musikschulphänomen, das ich mir nicht ganz erklären kann. Da läuft irgendwas im Unterricht total schief. Es gibt so beschissene Lehrer und natürlich auch Schüler.


    Was hast Du gegen Buchhalter? (Nein, ich bin keiner!)


    Tja, wahrscheinlich erhöht guter Unterricht die Chance, ein guter Trommler zu werden. Aber wieviel Lehrer bieten den an? Ganz schlimm sind einige von den Typen, die klassisches Orchesterschlagzeug studiert haben, weil nur das auf Lehramt geht und dann an der städtischen Musikschule Drumset (ein vollkommen anderes Instrument) unterrichten.


    Ich würde mittlerweile dazu raten, nur einen Lehrer zu nehmen, der bei einem selbst auch die Geschmacksprüfung besteht. Das wird bei jedem eine andere sein, aber ich halte nichts von dem Spruch, dass das bei einem Lehrer egal sei, weil er einem ja schließlich nur saubere Technik beibringen soll.


    Gilt übrigens ganz extrem auch für Gitarrenunterricht. Bei einem Steve Vai Fan Lehrer wird ein Neil Young oder Thorsten Moore Verehrer Schüler nicht im geringsten auf seine Kosten kommen und er wird auch nichts lernen, weil das so ein Lehrer nicht kann, nicht kapiert und auch nicht unterrichten kann.


    Genauso wird ein Dave-Grohl-Fan-Schüler bei einem Simon-Phillips-Fan-Lehrer nicht auf seine Kosten kommen oder ein Brian-Blade-Fan-Schüler bei einem Minnemann-Fan-Lehrer. Das sind so unterschiedliche atmosphärische Welten, da gibt es keine gemeinsame Grundlage für Kommunikation.


    Es geht dabei nicht darum, als XY-Fan-Schüler auch wie XY spielen zu lernen. Alle haben ja viele unterschiedliche Roots und Vorlieben, aber es geht um ein Verständnis dessen, worauf es den jeweiligen Leuten im Rahmen ihrer geschmacklichen Vorlieben ankommt. Wenn ein Lehrer das nicht kapiert, dann kann er dir tausend Licks, Grooves, Techniken und Übungen beibringen und es wird nicht viel nutzen oder man trennt sich eh nach nem Jahr wieder.


    Versteht mich nicht falsch. Ich will hier nicht Scheuklappen- und Schubladendenken predigen. Klar, alle sollen rechts und links gucken, aber es gibt auch bei einer gewissen musikalischen und stilistischen Bandbreite atmospärische Gemeinsamkeiten. Wer da in nem anderen Film lebt, der bringt einem nichts.


    Ich habe z.B. keine Probleme, mir Coltrane, Melvins, Portishead, Kip Hanrahan, Sonic Youth, Mars Volta Helmet, Branford Marsalis, Kyuss, Hendrix, RHCP, Police, Radiohead und Nueva Manteca anzuhören, von mir aus selbst Sepultura; aber eben nicht Manowar oder Dream Theater, Kenny G., Daniel K., Toto, Justin Timberlake oder Pur.


    Nun ist aber so, dass viele Lehrer die ich kennengelernt habe, (manchmal hab ich auch bei einigen hier den Eindruck) diese Unterschiede nicht war nehmen und mit dem Totschlag-Argument der musikalischen Offenheit und Toleranz alles hinnehmen. Mit solchen Leuten kann ich musikalisch, auch als Lehrer, nichts, aber auch gar nichts anfangen.


    Diese Leute ticken anders und fast alle diese Leute finde ICH (mein persönlicher Geschmack!!!) auch in ihrem Spiel nicht sonderlich inspirierend. Bitte, so einer mag für die ersten 1-2 Jahre o.k. sein, aber was soll man später mit so einem Lehrer? Das ist rausgeschmissenes Geld, auch wenn er zehn mal "besser" als sein Schüler spielt.


    Problem: Wie findet man einen Lehrer, von dem man wirklich profitiert?

    Hab ich auch gerade, ich übe einfach im Moment nicht und spiele nur 2-3xMal pro Woche mit zwei Bands. Das macht ja immer Spaß. Die Lust auf Üben kommt schon wieder. Merke ich jetzt schon, langsam könnte ich mal wieder.


    Neues Material macht natürlich auch immer wieder Lust auf zocken, aber nicht unbedingt auf diszipliniertes Üben.


    Set umbauen ist auch nicht schlecht. Werde ich vielleicht auch mal wieder machen: Zweites Standtom weg und nur zwei Crash Rides, das ist auch immer wieder ne Herausforderung.