Ich will hier keinen falschen Eindruck erwecken. Offensichlich haben nicht alle sämtliche Beiträge hier aufmerksam gelesen.
Ich halte aus der rein technischen Perspektive nichts von den ganz übertriebenen Ausholbewegungen und "aus dem Arm" kann leicht falsch als eben solches Ausholen verstanden werden. Emotionale oder show Gründe sind natürlich was anderes. Es kann bei heftiger Mucke schon zur Authentizität gehören. Muss aber zum Typ passen. Zu mir passt es nicht, zu Gotteshasser sehr gut.
Ich weiß auch, dass man mit Handgelenk und Rimshot schon bei mittlerer Ausholbewegung von sagen wir 30 cm ausreichen laut für jede Musikrichtung sein kann, zumindest auf der Snare. Auf einem 13-18er Tom sieht das schon wieder anders aus, weil einem da der Rimshot nicht hilft, sondern man echte Schlagkraft braucht. Die kommt aber nur aus dem Schwung. Klar kann man als Beschleunigungshilfe das Handgelenk zur Hilfe nehmen. Das ist ja normal, letztendlich ist doch alles in den Bewegungsablauf eingebunden, eben auch die Schulter und der Arm, wenn auch in kleiner Amplitude.
Ich teile Seppels Auffassung mit der richtigen Haltung und dem in die Eier schlagen nicht oder war das nur ein Witz. Es gibt nämlich wirklich viele Leute, die die Hände beim Spiel zwischen ihren Beinen habe, Die spielen dann oft auch mit tief aufgebauter Snare und haben bei einigen Schlägen diese Probleme.
Mir ging es gar nicht vorrangig um die Frage, wie stark genau man ausholen soll. Mir ging es mehr um die Frage der Ausholbewegung, weil die nämlich was mit Aufbau und mit Finger wund und Beine blau zu tun hat. Die Bewegung der Stöcke ist ja von der Amplitude abgesehen auch bei unterschiedlich starken Ausholbewegungen gleich oder sehr änlich. Darum mein Rat, mit dieser Ausholbewegung zu arbeiten, die typisch für den american grip und die dazugehörigen moeller/famularo/chapin artigen Bewegungsabläufe sind.
Wie gesagt, wenn man einen heavy hitter, der diese Bewegungen spielt sehen möchte: Taylor Hawkins bei den Foo Fighters macht das mustergültig, schon übertrieben vor. Da sieht man es am deutlichsten. Machen auch viele andere, aber bei Taylor fällt es richtig auf.
Der Typ von Jimy Eat World macht es übrigens ohne große Ausholbewegung vor. Der hat auch nen guten Live Sound, durchaus mit viel Punch, also kann das so falsch nicht sein. Die Frage ist allerdings, wie viel davon der Mixer macht und wie viel sein Anteil ist.
Der Smashing Pumpkins/Zwan Drummer Chamberlain ist so ein typ der auch mit wenig Ausholen spielt und genau das fällt dort auch auf. Hört euch die ganzen (alten) Pumpkins Platten an (Gish, Siamese Dream, Mellon Collie ...) und ihr werden merken, dass die Drums dort auch nach wenig Power klingen. Das ist ein ganz weicher Sound. Der Mixer hat versucht über Kompromieren was rauszuholen, was meiner Meinung nach aber nicht viel bringt. Man hört, dass Chamerlain nicht zu langt und das steht der Musik, obwohl er insgesamt klasse Schlagzeug spielt, nicht so gut, finde ich.
Es gibt auch Typen, die mit dieser zwischen den Beinen, french grip Technik sehr gut sind, aber nicht im Rock Bereich. Mir fällt spontan Bill Steward ein, ein super Jazz Drummer. Die Bewegungen sehen zwar etwas behindert aus, aber er klingt super.
Auf Relativismen a la "es gibt keine falsche Technik" würde ich mich nicht einlassen. Es gibt allerdings mehrere "richtige" Techniken und es gibt einen gewissen Spielraum für individuelle Anpassung von Technik.
Man kann bei viel Üben und genug Talent sicherlich auch mit "falscher" Technik ein klasse Drummer werden. Da gibt es genug Beispiele. Man macht es sich aber unnötig schwer und man bekommt vielleicht Probleme mit den Knochen oder hat im Studio mal ein Soundproblem, obwohl man live vielleicht "brennen" kann. Andersherum kann man natürlich auch mit ziemlich guter Technik scheisse klingen und nichts rüber bringen. Ich finde aber, dass es zumindest niemals schaden kann, halbwegs saubere Bewegungen auszuführen, nur ist man damit sicherlich noch kein guter Drummer und es gibt eben auch gute Drummer mit suboptimalen Bewegungsabläufen.