Beiträge von drumdidi

    Wenn ich fertig bin habe ich ein Diplom einer staatlichen Hochschule, genauso als hätte ich an einer TU oder ähnliches studiert.


    Damit sprichst du natürlich den Aspekt an, das unsere Diplome so viel Wert sind, das man sich im Prinzip den Arsch mit abwischen kann.
    Mir fällt so spontan kein anderer akademischer Abschluss ein, der so wenig eine Relevanz für den späteren Beruf und/bzw. die anschliessende Höhe der Honorare hat.
    Es spielt sicherlich eine Rolle, das in Deutschland der Aspekt eines Studienabschlusses im Fach Musik zuweilen schon eher ein Stigma statt eines Qualitätsmerkmales ist.
    Das hat viele Ursachen, ist aber im europ. Ausland definitiv anders.

    Gewerkschaft/ GEZ/ IHK in einen Topf werfen ist mal absoluter Quatsch: Das sind drei vollkommen verschiedene Sachen. Über Jahre wurde in der BRD versucht, Gewerkschaften zu diskreditieren, zum Glück hat das nicht ganz geklappt. Wir brauchen nur in die Dritte Welt zu schauen, um zu wissen WIE notwendig Gewerkschaften sind! Eine Musikergewerkschaft als Untergang von Untergrund und Hobbymusikern darzustellen, ist doch reichlich absurd.


    Grüße, Philip


    Volle Zustimmung! Ich kann dieses neoliberale Gequatsche über die bösen Gewerkschaften auch nicht mehr hören. Ohne Gewerkschaften dürften wir heute noch 60 Stunden die Woche, 6 Tage die Woche schuften.
    Bei den Gewerkschaften mag ja so manches im argen liegen, aber ohne Gewerkschaften/Betriebsräte wäre unsere Arbeitswelt noch viel schlechter als sie sowieso schon ist.
    Den fairen und verantwortungsvollen Unternehmertypus gibt es nämlich immer seltener.

    Gewöhnlich kann man die Führungsstange vom Pedal unten lösen.
    Dazu bedarf es in der Regel einen Schraubenschlüssel oder eine Zange (je nach Hersteller). Man entfernt das obere Rohr und dreht die obere Stange heraus, dann dreht man oben im HiHatständer die Stange mit Schlüssel oder Zange aus dem Fußteil raus.
    Dann muss man bei der Federstärkeneinstellung normalerweise noch den Querbolzen rausdrücken und dann geht der ganze Kram raus.
    Bei sonor ist es zumindest so und bei Yamaha und Pearl war das früher auch so. Den PDP Kram hatte ich aber noch nicht unter den Fingern...

    Hab ich ja gesagt. Meine Kenntnisse waren zwar (nicht mehr) so detailliert, aber ich wusste noch aus früheren Unterhaltungen noch zu Teiliungszeiten mit Musikern, die aus dem Osten in die BRD kamen, das das ganz schön anders als bei uns im Westen war und man da einer Kommission vorspielen musste etc.
    Aber vielen Dank nochmals für die Beschreibungen der Verhältnisse. So etwas geht ja leider auch viel zu schnell vergessen und sollte auch immer wieder erzählt werden, bevor irgendwelche Leute wieder Geschichtsverklärung betreiben und am Ende noch den antifaschistischen Schutzwall romantisieren...

    Ich habe da mal eine Kapelle gesehen, die waren (und sind es noch) ziemlich gut, hatten damals aber Zeug am Start, womit ich als Anfänger im Westen die Nase gerümpft hätte und Feuerwehr, Polizei und Katastrophenschutz verständigt hätte. Das Schlimme war, dass die Burschen damit mehrfach besser gespielt haben, als zahlreiche Möchtegern-Profis im Westen.
    Die Welt war schon immer ungerecht.


    Na, dann möchtest du auch die Regelung haben, das nur (ausgebildete) Profi Musiker, die dazu eine Genehmigung haben, auftreten dürfen?
    Dann darf hier mal ein Großteil des Drummerforums die Trommelstöcke abgeben bzw. nur noch im nicht öffentlichen Bereich auftreten.
    Zudem halte ich eine solche Aussage auch eher für eine romantisierende Darstellung der Verhältnisse in der DDR. Auch wenn du es persönlich so erlebt hast, dürfte das als wissenschaftlich belastbare Studie nicht ausreichen.


    Der entscheidende Unterschied zwischen Westen und Osten bzgl. Musiker war allerdings tatsächlich, das in der DDR das nicht jeder machen durfte, der einfach Lust dazu hatte, zumindest eben nicht beruflich.
    Freiheit heisst halt auch, das der untalentierteste Volldepp genauso trommeln/Musik machen darf wie der begnadetste Musikvirtuose...
    Der darf das sogar als Beruf machen und damit die Welt akustisch verunreinigen....
    Mich schüttelt es jedenfalls immer bei solchen generalisierenden Aussagen, ob das jetzt diese DDR Aussage ist oder das Schwarze alle grooven oder alle Deutsche fleissig sind. Alles Mumpitz!

    Ich erinnere mich an einen Bericht in einer Drummerzeitung, Mitte der 80er Jahre, in der auch über einen auf dem Boden sitzenden Drummer berichtet wurde. Ich glaube das war aber ein anderer, ein Amerikaner...


    Das war tasächlich der Drummer von City. Ich hab hier noch die entsprechende Ausgabe von Drums und Percussion Ausgabe 5/87, Titelstory Dave Weckl ;)
    Darin sagt er, das die Drumsets damals zu klapprig waren. Er sei ziemlich gross und wenn er die Drumsets entsprechend hoch aufgebaut hat, seinen sie immer zusammengebrochen.
    Da habe er ausprobiert, nur auf einem Kissen sitzend zu spielen und dies dann beibehalten.
    That's the story.
    Also lag es nicht daran, dass der VEB Drumhocker wieder mal Schwierigkeiten bei der Planerfüllung hatte :D

    Ich persönlich habe versucht, bevor ich anfing zu studieren erstmal zu gucken ob ich davon überhaupt leben könnte und mit dem Leben als Musiker klarkommen will. Damals wie heute kann ich das noch mit ja beantworten, wobei auch ich sagen muss das ein waches Auge auf andere Dinge die man evtl. zum "Broterwerb" tun könnte NIE schaden kann.


    Ja, genau so sehe ich das auch und war/ist bei mir genau so.


    LG


    Dirk

    Aber ich denke auch du wirst mir recht geben, das man ab einem bestimmten Alter einfach kürzer tritt und nicht mehr unbedingt damit rechnen kann, weiterhin voll arbeiten zu können? Ob für den einzelnen dies nun mit 65, mit 67 oder mit 72 so ist, ist sicherlich ganz individuell verschieden. Doch denke ich aber, das dieser Tag kommt an dem die Musikschule sagt: "Sie sind zu alt" und man auch nicht mehr so die Chance hat, 120 Gigs im Jahr zu spielen.


    Ich behaupte sogar, das der Zeitpunkt viel früher als mit 65 kommt, wo man nicht mehr alles machen möchte/kann, was man so tun kann/möchte.
    Ich bin jetzt 42 und habe schon auf manche Sachen keine Lust mehr, die ich mit Anfang 20 noch gemacht habe,wobei "keine Lust mehr " ganz viel mit dem zu tun hat, was ich im nächsten Punkt eins weiter darunter ausführen werde.
    Manche Jobs werden inem auchschon nicht mehr angeboten, weil der Drummer für die Band unbedingt unter 30 sein muss...
    Zu dem "zu alt" für die Musikschule würde ich sagen, kann es gut sein, das so ein Zeitpunkt kommt. Das hängt sicherlich von deinem Standing an der Musikschule und deiner Qualität ab, die du der Musikschule anbietest.
    So lange du gute Arbeit lieferst, bei den Schülern ankommst, es keine Wellen von Abmeldungen gibt, wird das eher nicht so schnell passieren. Es ist auch sicherlich eine Typen Frage. Ich kenne Leute, die mit Anfang 40 schon so alt wirken, das da sicherlich eine enorme Distanz zu den Schülern auftritt. Genauso kenne ich einen Schlagzeuglehrer, der schon über 70 ist und der kommt so gut an, das der wohl bis über 100 unterrichten könnte...Da zitiere ich gerne mal einen 5. Klässler, der mal zu mir im Unterricht gesagt hat: Für nen alten Sack bist du aber noch ganz schön cool! :D Das meine ich mit Typenfrage ;) Man hat das auch zum Teil selbst in der Hand, ob man alt wird oder "jung" bleibt, was in diesem Fall in Kontakt zu jüngeren Menschen bleiben heisst.
    Eine Gefahr sehe ich da eher aus der Richtung kommend, das heute so wahnsinnig viel junge Studiumsabsolventen aus den tausenden von Musikhochschulen/Berufsakademien in D auf den Markt drängen, die dann aufgrund des Überangebotes an Lehrkräften gegeneinander ausgespielt weren und damit einen enormen Druck auf die Honorare ausüben. Findet schon heute statt und das ist eine sehr schwierige Entwicklung.


    Würdest du aus deiner Perspektive heraus sagen, das du mit den Maßnahmen die du bisher für die Altersvorsorge (du hast ja geschrieben, du hast privat vorgesorgt) ausreichend abgesichert bist bzw. du einen für dich angenehmen Lebensstandard halten kannst? (die gleiche Frage geht hierbei durchaus an alle Beteiligten) Oder würdest du sagen das ist eine Problematik, die sich für den Musiker grundsätzlich ausschließt?


    Schwierig zu beantworten, da ich nicht abschätzen kann, wie die Lage in Deutschland in 25 Jahren sein wird.
    Aus dem Bauch heraus würde ich sagen, das es sehr schwer wird. Dies hat mehrere Gründe.
    Zum einen generieren KSK Beiträge zu wenig Rente aus der gesetzlichen Rentenversicherung, was vor allem daran liegt, das ich persönlich sehr lange Phasen ohne Beiträge habe, da ja die Schulzeit ab Klasse 11 und die gesamte Studienzeit (ich habe 3 Jahre in Luxemburg und 4 Jahre in Essen Musik studiert) nicht mehr als Beitragszeiten gewertet werden, was früher mal anders war und zudem das Einkommen aus selbständiger Arbeit zu sehr schwankt. Dafür ist unser Rentensystem nicht so recht ausgelegt. Also die gesetzliche Rente wird eher niedrig sein.
    Meine private Vorsorge ist so angelegt, das ich sie IMMER bezahlen kann, also auch in theoretisch schlechten Zeiten, und ist auch heute nicht mehr das wert, was mir 1992 von der Versicherungsgesellschaft vorgerechnet wurde.
    Meine Skepsis gegenüber diesem ganzen Privatvorsorge Gewäsch unserer Regierungen ist alleine durch dieses konkrete Beispiel sehr gewachsen. Nach nur 18 Jahren Laufzeit hat sich die später ausgezahlte versprochene Rentenhöhe um 40% reduziert. Das ist bitter! In Folge dessen habe ich für mich persönlich mein Augenmerk auf ein ganz anderes Feld gerichtet, das ich oben schon angedeutet habe.
    Viel mehr als das Schielen auf Altersvorsorge und Absicherung für SPÄTER habe ich vor ein paar Jahren damit begonnen, für bessere Bezahlung im Hier und Jetzt zu kämpfen. Alle Rufe nach Absicherung im Alter und Berufsunfähigkeitsversicherung etc. sind doch völlig müssig, wenn ein nicht unerheblicher teil von uns Musikern permanent und ohne Knurren und Murren und ohne echte Anstrengungen dagegen zu halten zu prekären Bedingungen arbeiten.
    Da wird für Gagen gespielt, die einem nicht im Geringsten die Existenz sichern können, nur um spielen zu oder gross tönen zu können, wie viel man spielt oder man unterrichtet zu Honorarsätzen, die selbst bei 5 Tage die Woche Unterrichten nur gerade so ausreichen, um so durchs Leben zu kommen und keinen Raum für die so laut eingeforderte Absicherung im Alter geschweige denn eine BU Versicherung finanzierbar werden lassen.
    Ich zitiere einfach mal einen Vorsorge Berater, bei dem ich mal vor einigen Jahren einen Termin hatte und der sich meine Vermögensverhältnisse anschaute, weil ich mich eben um solche fragen gekümmert habe. Der sagte nur: was nützt ihnen die beste Altersvorsorge, wenn sie dann hier und heute keine finanziellen Mittel mehr zur Investition oder zur Sicherstellung ihrer elementarsten Bedürfnisse haben?
    Und es sei dabei angemerkt, das ich weiß, das ich noch nicht mal zu den Musikern gehöre, die total wenig verdienen. Man unterhält sich ja ausreichend mit Kollegen und meine Steuerprüferin auf dem Finazamt, die mich vor 3 Jahren geprüft hat, meinte zu mir auch nur, ich sei ja wohl einer der besserverdienenden Musiker in Essen 8|
    Du glaubst nicht, wie blöd ich in dem Moment aus der Wäsche geschaut habe, weil ich das eher nicht gedacht hätte...
    Ich habe mich hier im Forum ja schon häufiger zum Thema Gagen und Unterrichtshonorare geäussert und mein Standpunkt kann hier zur genüge nachgelesen werden. In Folge dessen gibt es wirklich nicht selten Angebote an mich, die ich sehr resolut ablehne und meinem Gegenüber durchaus klar mache, das ich zu solchen Konditionen nicht mehr gewillt bin zu arbeiten.
    Ich halte es nicht mehr für erstrebenswert so viel zu spielen und zu unterrichten wie geht und damit irgendwie klar zu kommen, sondern ich versuche mit sehr viel Nachdruck und Energie in solche Honorar und Gagenniveaus zu kommen, die für einen Freiberufler von Nöten sind, damit man eben Rücklagen und "Vermögen" generieren kann. Das halte ich derzeit für noch viel sinnvoller als nur auf Zusatzrentenversicherungen zu bauen, die ja eben auch nur dann dauerhaft finanzierbar sind, wenn man entsprechend verdient. Aber natürlich sollte man trotzdem so etwas haben, weil eben die Gesetzliche aus den KSK Zahlungen keinesfalls ausreicht!
    Das führt auch u.U. dazu das man viel seltener spielt als früher, das man nicht mehr von jedem für jeden Job angerufen wird, aber da ich mich auch nicht mehr so kaputt arbeite, bleibe ich gesund und das ist auch eine Art von Altersvorsorge, meinen Körper, eine Gesundheit, die auch ein Kapital darstellt nicht dem Job zu opfern.


    Weil wie du schon geschrieben hast, natürlich ist auch hier der Künstler/Musiker frei in seinen Möglichkeiten und der eine erwartet das, der andere das von Leben. Nur letztlich geht meine Überlegung dahin, das wenn ich dann evtl. mal 30 - 40 Jahre unterrichtet hab, Gigs gespielt hab...sprich GEARBEITET hab, zumindest noch Essen, Trinken, ein Dach über dem Kopf und die Besuche im Zoo leisten können möchte.


    Das ist auch mein Ziel und ich setze alles daran, das ich möglichst, wenn es dann mal sein muss, wenn ich das will, auch "in Rente gehen" kann. Nur glaube ich persönlich, das für die meisten Musiker das Thema Altersvorsorge nicht nach der Art und Weise funktioniert, wie es medial und über die Politiker proklamiert wird, sondern das die Altersvorsorge primär im hier und heute im Kampf um ordentlicher Lohn für ordentliche Arbeit zu sichern gilt.
    Ein ganzanderer Aspekt, der nicht ausser Acht gelassen werden kann, ist auch die frage, ob man wirklich bis ins hohe Alter als Musiker arbeitet. Ich kenne nicht wenige Kollegen, die im Laufe ihres Lebens ihre berufliche Orientierung verändert haben. Ich persönlich schliesse nicht aus, das sollte sich mir eine interessante berufliche Perspektive auf einem anderen Feld bieten, ich nicht vielleicht doch noch den Beruf wechsle.
    Ich bin da auch nicht der ganz typische Musiker, der sich nur für Musik und nur für Trommeln interessiert. Ich hatte früher auch mal kurzzeitig was anderes studiert, was so gar nichts mit Musik zu tun hatte, und interessiere mich heute auch noch für viele andere Sachen, in die ich auch Zeit und Energie investiere. Ich bin in meinem Leben schon immer Mehrgleisig gefahren, sowohl im Musikerberuf als auch mit Aktivitäten drumrum und wer weiss, ob ich nicht eines Tages sage, das ich Musik wieder "nur" zum Hobby erkläre. Es gibt so viele interessante Dinge, die man tun kann. Ich schliesse das für meinen Teil nicht aus.
    Und das sehe ich für mich auch als eine Art Altersversicherung an, das ich nicht starr und spröde auf eine Sache auf Gedeih und Verderb festgelegt bin, sondern mein Leben offen halte und auchEntwicklungen in alle Richtungen zulasse.
    Mit den traditionellen Vorstellungen von einem Beruf auf Lebenszeit, einem geraden von der Wiege bis zur Bahre verlaufenden Leben konnte ich schon als Teenager, bevor ich überhaupt an eine Musikerlaufbahn gedacht habe, nichts anfangen und wäre ich nicht Musiker geworden, was bei mir auch eher "passiert" ist und nicht geplant wurde, würde ich auch immer noch so denken.
    Ich bin da in vielerlei Hinsicht nicht so ganz kompatibel mit dem usual way of life. Das kann natürlich auch zu vielen Missverständnissen führen, wenn man sich miteinander unterhält und der Gegenüber eher die Bedürfnisse/Vorstellungen nach dem traditionellen Lebensentwurf in sich trägt. Der tituliert dann so manches als fahrlässig oder unrealistisch, weil er sich ganz anders im Leben positioniert.
    Das Gute an einer freiheitlichen Gesellschaft in der wir alle glücklicherweise Leben dürfen, ist aber, das man die theoretische Option hat, eigene Lebensentwürfe zu leben. Diese Entscheidung muss jeder für sich treffen und die essentiellen Fragen sollte er sich aber auch stellen und beantworten, damit nicht im Rückbliock der grosse Katzenjammer kommt.
    An dieser stelle betone ich dann auch wieder einmal. das der Musikerberuf eben kein Beruf wie viele andere ist und das das nicht JEDER machen kann und das mache ich nicht primär an den spielerischen Fähigkeiten fest, wie das fälschlicherweise zu oft gemacht wird. Manche Berufe verlangen auch eine gewisse Disposition. Wer also das Rund-Um-Sorglos-Paket und die Lebensplanung wie in einem "konventionellen" Beruf anstrebt, wer den traditionellen Typus eines "durchschnittlichen" (absolut NICHT wertend gemeint) Lebensstils anstrebt, der sollte einen anderen Job wählen.
    Deshalb finde ich es auch nach wie vor nicht gut und nicht richtig, das es heute so viele Hochschulen/Berufsakademien gibt, die jedes Jahr viel zu viele angehende Musiker auf den Markt entlässt, von denen ein Grossteil völlig falsche und sogar schädliche Vorstellung von diesem Leben haben. Das kann nicht gut gehen und eigentlich müsste man viel mehr Leute davor bewahren, einen Schritt in diese Richtung zu machen, weil der Prozentsatz derer, die letztendlich darin scheitern viel zu hoch ist und der markt zudem das gar nicht hergibt.
    Ich fand das früher besser, als es in Deutschland wirklich nur eine sehr überschaubare Anzahl an Hochschulen gab, wo es auch relativ schwer war, überhaupt einen Studienplatz zu bekommen.
    Durch diesen "Schein", den sich da viele abholen, glauben sie, irgendeine Berechtigung zum Musiker sein bekommen zu haben. Ist aber nicht so...

    Diagnose: Rimshots zu weit hinten gespielt. Wenn man an der Kunstoffummantelung trifft, ist es nicht so heftig.
    Wobei ich bei einer solchen Spielweise immer Kunststoffrods bevorzugen würde.

    Bob Dylan hat mal, als er gefragt wurde, warum er in seinem Alter noch auf der Bühne stehe, sinngemäß geantwortet, dass man sone Frage niemals einem Herrn Karajan oder anderen senilen Vertretern der "E-Musik" stellen würde, nur Rockmusiker würden sowas gefragt...


    Das hat allerdings was mit diesem Jugendkult in der Rock/Popmusik zu tun, der heute sogar noch ausgeprägter ist als damals.
    Schau dir mal das Durchschnittsalter der heutigen "Stars" an.
    In der klassischen Musik gibt es diesen Trend zum Titts & Ass und Jugendwahn erst seit ein paar Jahren in gewissen Ansätzen, wenn es sich um die wie Popmusiker vermarkteten Klassiksternchen handelt.
    Ansonsten wird man in der Branche bei weitem nicht so sehr auf Jugend reduziert wie in der Pop/Rockmusik.
    Daher weht der Wind. Mit der Musik selbst hat das gar nichts zu tun und in Wirklichkeit kann man jede Art von Musik in jedem Alter machen ;)

    Hab den Herrn Stewart das erste mal Anfang der 90iger gesehen und da hat der mich auch schon umgehauen. Der swingt wie Hölle, spielt völlig unorthodox und sieht teilweise beim Spielen gruselig aus, aber es ist g-r-o-s-s-a-r-t-i-g!
    Den hab ich auch gerne mal den Leuten unter die Nase gerieben, die immer behaupten, man müsse trad. Grip spielen, wenn man ordentlich swingen will.
    Geil finde ich auch, wie die im Laufe des Stückes schneller werden, was ja angeblich so gar nicht geht. Aber es spiegelt so wunderbar die Energie wieder. So fuck that!
    Während meines Jazzstudiums an der Folkwang hab ich mit meinem Drumdozenten im Unterricht auch des häufigeren zu Platten gespielt, auf denen Bill Stewart getrommelt hat.
    Da waren wir beide schwer begeistert vom Feel und Swingfaktor :thumbup:

    Ausgelöst wurde das ganze doch nur durch die Aussage von Gavin, das es wichtiger ist, das man sich fragt, was man spielt, als nur auf Technik zu setzen, was man zuweilen hören kann.
    Nur dahin ging die ursprüngliche Aussage. Die war nie GEGEN Technik nur gegen die ÜBERBEWERTUNG dieses Aspektes.
    Wie Seelanne treffend formulierte

    Zitat

    Größter Fehler ist es, zu meinen, mittels Technik Musik machen zu können. Mehr oder weniger sein Instrument beherrschen, ja, das kann man mittels Technik, Musik machen ist aber was anderes, fängt est jenseits der Frage nach Technik an.


    Die Technik ist nur Mittel zum Zweck und nicht Selbstzweck. Und eine musikalische Idee wird dadurch nicht eine gute Idee, weil man etwas komplexes oder virtuoses spielt, um des virtuosen Spiel willen.
    Die virtuosen Trommler, die ihre Technik im Dienste der Musik einsetzen, sind ja auch grossartig (Der hier bereits genannte Herr Weckl ist wohl ein gutes Beispiel für einen Trommler, der sowohl technisch versiert aber gleichzeitig enorm musikalisch spielt. Die Musikalität hat er aber nicht wegen seiner Technik, sonst gäbe es noch viel mehr Trommler, die so auf den Punkt instrumentieren und ausgestalten könnten)
    Es geht nur um die Gefahr, die "technische Idee" vor die musikalische Idee zu setzen, die zuweilen auch in ihrer Einfachheit viel ausdrucksstärker sein kann als rumgefuddel. Peter Erskine beweisst das imho ziemlich oft in seiner Art des Trommelns. Der entscheidet sich sehr oft für sehr einfache "Lösungen", die aber wahnsinnig toll klingen.
    Um zu beschreiben, worum es in dieser "Technikdiskussion" geht, könnte man einfach sich vielleicht mal an gesehene Drumperformances erinnern, in denen ein Trommler komplexes Zeug getrommelt hat, bei dem man innerlich dachte, kann man zwar machen, sagt aber nix aus.
    Es gibt ja heutzutage zuweilen Dinge zu hören und zu sehen, die eher an Machbarkeitsstudien erinnern als an Musik machen.
    Youtube ist da auch sehr aufschlussreich, was da (leider) primär von den Drumvideos in den Kommentaren gefeiert wird.


    Das man gewisse handwerkliche Fertigkeiten braucht und auch ausgestalten sollte, sollte einfach selbstverständlich sein, aber die sind halt nur mittel zum Zweck.
    Um wieder bei dem Bild der Sprache zu sein und an Luddies sehr guten Post anzuschliessen: Man kann auch mit Hilfe erlernter Techniken der Redekunst stundenlang etwas sagen, ohne etwas zu sagen, was gerne von gut geschulten Medienleuten und Politikern genutzt wird. Das wäre auch die Analogie zu einem Trommler, der sich einfach einer versierten Technik bedient, aber eigentlich nichts aussagt.

    @ matzdrums: sehr gut formuliert ;)
    @ King Killer : natürlich ist das so, wie du schreibst. Es geht ja nicht darum, gegen Technik zu sein. Es geht um Gewichtung, also worauf der Schwerpunkt liegen sollte. Erst die musikalische Idee und wenn ich dazu die Technik CSU brauche, dann übe ich das. Aber aus Technik entsteht eben keine musik. So verstehe ich Gavin oder den geschätzten Jim chapin.

    Du hast hier aber eine Verbindung zwischen Musikalität und Technik hergestellt und nicht über Voraussetzungen geredet, um ein Instrument bedienen zu können.
    Nur dem habe ich widersprochen, wie man auch an der von mir von dir zitierten Stelle sehen kann. Musikalität/Kreativität haben zunächst mal nichts mit der Technik zu tun.
    Die Fertigkeiten auf dem Instrument natürlich sehr wohl, aber das ist halt eben keine zwingende Voraussetzung für Musikalität und Kreativität, wie ich mit den von mir genannten Beispielen verdeutlichen wollte.
    Miles davis hat mal über sich selbst gesagt, das er gerne die spielerischen Fähigkeiten (=Technik) gehabt hätte wie Dizzy. Hatte er aber nicht. Hat aber bekanntlich seiner Musikalität und Kreativität keinen Abbruch getan. Die hat sich dann andere Bahnen gesucht als über die instrumental virtuosen Schiene der Beboper.

    Meine Theorie zur Thematik : Musikalität kann ausschließlich durch Technik vermittelt werden, nur früher oder später steigt man eben aus dem "Handwerkslernprozess" aus.


    Der Theorie widerspreche ich und nenne nur 2 berühmte Beispiele von nicht Technikern auf ihrem Instrument, die grossartige, kreative Musiker waren: Miles Davis und Chet Baker
    Und wenn man sich z.B. die Instrumental-Fähigkeiten und die musikalische Vorausbildung der Beatles anschaut, hätten die auch nicht sonderlich musikalisch sein dürfen. Unter heutigen (Ausbildungs)Kriterien waren die Laien...

    Technik üben -> Grammatik
    Frei spielen -> Vocabular
    In der Band spielen -> Mit anderen Leuten in der Sprache reden.


    Das Bild mit der Sprache benutze ich in meinem Unterricht ebenfalls oft und es trifft die Sache auch ganz gut.
    Daraus erkennt man auch, das stundenlanges Technik üben ohne freies Spielen und ohne Spielen mit anderen Musikern nicht zielführend ist.
    Umgekehrt wird aber ein Schuh draus, denn durch ständiges Ausprobieren (freies Spiel) und Anwendung in der Praxis (Spiel mit Musikern) erlernt man viel besser die Anwendung einer Sprache als nur durch Pauken der Grammatik.
    Dies kennt ja jeder aus eigener Erfahrung aus dem Sprachunterricht in der Schule. Meine Englischfähigkeiten haben sich erst nach meiner Schulzeit durch die Anwendung in der Praxis ergeben, als ich häufiger mit amerikanischen Musikern gespielt oder im Ausland unterwegs war. In der Schulzeit waren meine aktiven Englischfähigkeiten sehr überschaubar, obwohl ich da sicherlich mehr über die korrekte Grammatik wusste als heute.


    Deswegen ist die Technik eben nur EIN Baustein des Ganzen. Wichtig ist, das man plappert, ausprobiert und mit anderen Menschen spielt und da auch versucht, nicht immer nur die gleichen, einstudierten Standardsätze abzuspulen.
    In der eigenen Muttersprache ist man ja zumeist auch in der Lage, einen Sachverhalt auf unterschiedliche Art und Weise darzulegen.
    In meinem Unterricht probiere ich das mit Schülern auch immer wieder aus, sie in die Situation zu bringen, das sie vor einem weissen Blatt Papier stehen und jetzt mal was aus sich raus machen müssen.
    Häufigstes Ergebnis: Stille...
    Aber diese Stille zeigt ihnen dann deutlich auf, das etwas wesentliches fehlt und bei manchem zündet dann auch irgendwann dieser Funke.
    Soll aber jetzt kein grundsätzliches Plädoyer gegen Technik üben sein. Der Mix macht es. Gar keine Technik klingt halt am Ende nach "ich weiss, wo dein Haus wohnt". Das wollen wir ja auch nicht wirklich hören ;)