Enjoy & Destroy waren zum Davonlaufen scheisse. Frage mich nur, warum sie sich nicht The Enjoys & Destroys genannt haben, würde besser passen. Einzig und allein der Gesang war genreuntypisch, der hat nämlich meist die Töne getroffen. Schlagzeug war zwar in dem, was er gemacht hat, recht tight, aber bei so einfachem Uffschta ist das kein Kunststück. Einen Vergleich mit Flip zu ziehen grenzt an Ironie. Naja, der Rest der Band - mit einem Gesamtgewicht von 160kg leisten sie wenigstens ihren Beitrag zum Spritsparen, die Röhrenhosen stehen Frauen besser und der Sänger braucht seinen T-Shirt Kragen nicht soweit auszuleiern, dass jeder seine 5 Brusthaare sehen kann. Schöne Neonboxershorts übrigens, leuchtet toll im Schwarzlicht. Irgendwann verrate ich dem Drummer mal, dass ein kurzkesseliges 12" Tom auch dann nicht wie ein Standtom klingt, wenn man das Fell bis an die Faltengrenze runterstimmt. Dann klingt es nämlich gar nicht mehr. Aber an sich ein schönes Starclassic Performer B/B.
Rein musikalisch haben sie zumindest für das Genre einige interessante Ideen gehabt, die aber dann wieder zerschrammelt wurden. Naja, ich mag solche Musik und Leute die glauben, sie wirkt nur mit entsprechender Fassade, eben nicht.
Alter Bridge hingegen waren saugeil. Nach dem 3ten Song erwähnte Myles, dass er an dem Morgen mit dicker Erkältung aufgewacht sei, aber dass sie trotzdem alles versuchen werden "cause we don't cancel shows in this band". Auch nicht unbedingt selbstverständlich. Generell hat dieser Mann eine so unglaubliche Bühnenpräsenz, einfach Wahnsinn. Und vor allem sympathisch. Der braucht nicht einen epeleptischen Anfall vortäuschend über die Bühne hampeln. Mark Tremonti spielte wie gewohnt in CD-Akkuration, und was die mit Brian Marshall gemacht haben weiß ich bis heute nicht, der ist ja für seine Verhältnisse richtig abgegangen, stand er doch zuvor immer links in seiner Ecke, ganz gür sich allein. Ganz großes Kino waren "Watch Over You", "Metalingus", "One Day Remains" und vor allem "Blackbird". Allein schon wegen dieser Songperformance ist jeder Vergleich mit der Vorband der reinste Witz. Wie Alter Bridge dieses Epos vorgetragen haben, da werden viele Bands niemals hinkommen.
Nett war außerdem Myles' Soloeinlage, trotz angeschlagener Stimme. Einziger Kritikpunkt: der Opener "Come To Life" war tatsächlich ziemlich fix gespielt, das muss langsamer gehen. Und hier wurde auch am deutlichsten klar, dass Myles nicht das singen konnte, was er eigentlich wollte.
Flips Spiel ansonsten war supergut und tight. Bei nicht gerade immer einfachen Sachen. Und der zeigt wunderbar, dass man energiegeladen, sehenswert und lecker spielen kann, ohne dass man wie ein Wackeldackel mit dem Kopf herumhampeln muss.
Fazit: geile Show in Berlin, trotz Erkältung! Alter Bridge sollten in Zukunft sämtliche Vorbands zu Hause lassen (in 3 Touren bisher keine einzige gute gesehen) und dafür lieber zweieinhalb Stunden spielen.