Das ist bei mir alles in den letzten Jahren immer entspannter und unaufgeregter geworden. Meistens ungefähr so:
- So spät wie möglich, also ca. 1-2 Std. nach der vom Veranstalter anberaumten Ankunftszeit ankommen. Immer noch viel zu viel Zeit, oft steht noch kaum was auf der Bühne geschweige denn Soundcheck ist erledigt, und wieder mal fragt man sich, wieso man nicht nochmal 1-2 Std. später losgefahren ist. Beckentasche, Pedal und Snare auf einen Haufen schmeißen, dessen genaue Position man sich besser gut einprägt. Überlegen, wo man einen Kaffee herbekommt.
- Also Zeit genug, sich das im Idealfall hübsche Städtle anzuschauen, falls es im Club wirklich gar nix zu tun und zu sehen gibt und das Catering auf sich warten lässt. Alternativ backstage das erste Bierle trinken (außer man ist auf den brit. Inseln unterwegs, dann kauf dir dein erstes Pint für teuer Pfund am Tresen), falls schon vorhanden und falls die Jungs der anderen Bands nicht negativ auffallen, im Idealfall kennt man sich, hat sich lang nicht gesehen und genug zu reden. Alternativ immer ein schöner Spass: Den Blackmetallern ihr Pandabären-Schminkzeug verstecken oder sich damit hübsche DIY-Tattoos aufmalen.
- Sich des reichlichen und guten Essens erfreuen. Den Straight-Edge-Veganern aus der Vor- (oder Haupt-)gruppe, die gerade Soundcheck machen, ihren Blumenkohl wegessen, weil das Fleisch irgendwie wenig ist. Biervorrat im Kühlschrank wird weniger, also Restbedarf sichern. Sich ab und an über kettenrauchende Mitmusiker amüsieren, wenn sie im Ausland für jede Kippe vor die Tür müssen. Auftrittsklamotten (kurze Hose, T-Shirt oder Unterhemd oder so) anlegen.
- Der oder den ersten (Band)s wohlwollend zuschauen, sie im Idealfall sie sehr gut finden und den Jungs das nachher auch gleich sagen.
- Band vor uns ist fertig, also Equipmenthaufen wiederfinden, Zeug auf die Bühne, dem vorherigen Drummer beim Abbau seiner 13 Becken helfen. Drei bis vier überflüssige, deppenhaft aufgehängte Kindertoms über der Bassdrum entfernen (dabei die Clipmikros nicht beschädigen) sowie 2-3 überflüssige Beckenständer mit ca. 150 cm langem Galgen, an denen ein 8er Splash hängt. Die Sicht einschränkende andere Gegenstände entfernen. Kurz gesagt: Aus einer Kirmesbude ein Schlagzeug machen. Snare und Pedale befestigen, Becken in halbwegs idealer Position aufhängen, 2-3 Ersatzsticks auf der Bassdrum ablegen, Wasserflasche und Setlist in Reichweite. Scih fragen, wie man mit einer solchen Bassdrumbefellung und -stimmung spielen kann. Mikroständer links mit Mikro verlangen, Handtuch aufhängen. Reinlabern, bis nach 5min noch immer nichts aus dem Monitor zu vernehmen ist. Sich über kaputte Hihat-Clutch aufregen sowie darüber, die eigene wie immer vergessen zu haben, genauso wie den Stimmschlüssel. 40 g Tempos von den Pinstripefellen entfernen. Mit geliehenem Stimmschlüssel hantieren, bis eine Art Ton aus den Trommeln kommt.
- Sich wundern, dass währenddessen der Gitarrist es noch nicht geschafft hat, seine Gitarre zu stimmen und einzustecken.
- Loslegen, Klänge orten, mit grober Erahnung der Tonart zufrieden sein. Gehörschutz, wo bist du? Viel zu laute Leadgitarre im Monitor gedanklich ausblenden. Erster Stick fliegt Richtung Bassist nach ca. 2 Minuten. Danach keiner mehr. Alles zu laut. Nach dem ersten Song und dem einen oder anderen kaputten Stick von 5A nach 5B wechseln und sich Blasen spielen.
- Nach dem letzten Song sich wie immer wundern, dass jemand eine Zugabe will. Spielt man dann halt. Sich danach über euphorische Reaktionen wundern. Einpacken und, je nach dem, heimfahren (wenn's keine Tour ist) oder zu einer viel zu langen After-Show-Party in irgendeinem Pub, einer verrauchten Küche oder wie auch immer. Auf jeden Fall zu wenig Schlaf kriegen. Schnarcher in allen vier Ecken, Gehörschutz, wo bist du? Sich fragen, wie die Bandmitglieder das Abend für Abend so durchhalten. Sich vornehmen, dass das jetzt aber echt das letzte Mal war.
- Nach der Tour unbedingt und sofort mehr davon wollen.
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