Kessel Ölen, aber wie??

  • Zitat

    Original von Rockstar
    Nun kam ein zweiter Schliff und anschließend wieder eine Ölung. Das war dann auch die letzte, weil ich jetzt schon ca. 24h warte und der Kessel immer noch nicht trocken ist... also denk ich mir, ist das Holz schn gesättigt.


    Mach dünnere Schichten,dann trocknet das auch

  • DF


    Du genießt hier im Forum vielleicht den Halbgott Bonus der Unfehlbarkeit, aber nicht alles was Du schreibst ist immer Gesetz. Wachs mal 3 oder 4 mal einen Kessel und poliere ihn schön mit einer Maschine. Du kannst den Glanz sogar in seiner Intensität kontrollieren und bestimmen je nach Intensität des Polierens! Von seidenmatt bis hochglänzend.


    Das mal nur am Rande.




    und




    Rockstar



    Es ist UNERLÄSSLICH bei Danisch oil nach dem Auftragen mit einem Lappen den Überschuss aubzutragen. Sonst kannst Du 5 Wochen warten bis das Ding endlich Trocken ist. Zumal du die Schichten auchnoch mit einem Pinsel aufgetragen hast statt mit einem Schwamm.




    [edit]



    Rechtschreibung

    Einmal editiert, zuletzt von vintage ()

  • So, ein Bild des Kessels. Tut mir leid, aber das Bohren konnt ich mir einfach nicht verkneifen. :D




    Hoffe es gefällt. Fertige Bilder dann im nächsten Galleriethread... ;)


    Viele Grüße
    Rockstar

    4 Mal editiert, zuletzt von Rockstar ()

  • sehr schön Rockstar!


    Ich noch nicht chester. Ich muss Dir Recht geben. Die Trick strainer sind nicht jedermanns Sache. Ich schwöre immernoch auf nickelworks. Die sind zudem auch noch günstiger als die Trick.

  • gute Wahl. Ich finde die Nickel strainer vom deisgn her ätzend. Trick war denen schon immer ne Laenge voraus;)


    Bin von der Verchromung der Lugs begeistert, sehr nobel, zwei Reihen Böckchen (lugs). Und dann DEN strainer. Hätte man ja 10 0815 Böckchen und eine 10 Euro Abhebung nehmen können.
    Man sieht auch die Top Verarbeitung des deutschen Buchenkessels
    Viel Spass mit der Schönheit!


    Philipp

  • Ich wollte noch eine kurze Nachricht bbezgl. des Wässerns abgeben:
    Ich habe mich mit dem Ölen usw. im Zuge der GEwehrschaftveredelung beschäftigt.
    Hier wird auch nach jedem Ölgang geschliffen und trotzdem wird von den Profis (ich hab's mir mal von einem Schäfter hier aus der Gegend zeigen lassen) vorher mit Essigwasser gewässert und geschliffen. erst wenn das zufriedenstellend fertig ist (und getrocknet ist...), fängt er an zu ölen. Übrigens kann man bei neuen Kesseln einen Dunkelrot-Ton bekommen, wenn man sie vor dem Ölen zusammen mit einer Schale Salmiakgeist in eine Plastiktüte packt. :)

    It's all just a joke.

  • Hallo zusammen...
    Habe mir jetzt mal alle Threads durchgelesen und will als Fachmann (Tischler und Holztechniker) mal meinen Senf dazugeben...


    Also: Ölen ist fast eine Wissenschaft für sich und schwerer als sichs anhört.
    Das fängt schon mal mit dem Öl selbst an. Reine Öle ohne Zusätze trocknen langsamer, da sie keine zugesetzten Trockenstoffe enthalten. Also muss ein sogenanntes "Hartöl" her, da es auch von der Oberfläche beanspruchbarer ist. Meistens sind diese ein Gemisch aus verschiedenen Ölen mit teilweise Lackzusätzen um Wasserflecken zu vermeiden.


    Nun zu dem Kessel selbst: Neue Kessel werden in der Regel mit Kaurit-Leim (Harnstoffharz) verleimt, was bei den automatisierten Herstellungsverfahren Leimdurchschlag (wurde schon mal erwähnt) unwahrscheinlich werden lässt. Auch dürfte Leim auf der Gratung relativ wenig ausmachen, da keine Gefahr des Ablösens besteht.


    Wässern ist in der Regel nicht notwendig, und bringt beim Ölen keine Vorteile. Wird nur in Verbindung mit der Behebung von Oberflächenschäden oder beim Beizen gemacht. Wobei hier Wasserbeizen gemeint sind.
    Weil: Wasser lässt die Fasern aufstellen. Wenn jetzt eine farbige Beize ohne Wässern aufgebraucht wurde, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass beim späteren Lackauftrag die Beize an genau diesen aufgestellten Holzfasern beim Zwischenschliff durchgeschliffen wird...


    Jetzt zur Technik selbst: Vorschliff mit 280er Körnung in Faserrichung reicht.
    Ich mische meine Öle selbst, oder verwende welche von der Fa. Livos (http://www.livos.de)
    Bei meinen selbst gemischten erwärme ich das Öl beim ersten auftrag vorher auf 50 Grad im Wasserbad.
    Fertige Öle sollte man nicht erhitzen. Gut zimmerwarm reicht.
    Mit einem schon gekochten Baumwollappen (weisses Bettlaken),trage ich das Öl satt nass in nass auf . Nach ca. 10-15 Minuten wird der Überschuss vollständig abgenommen und mit einem trockenen Lappen (gleiches Material) nachgerieben, bis der Kessel "trocken" ist.
    Die Trocknungszeit hängt von jeweiligen Produkt ab.
    Dieser Vorgang wird nach Zwischenschliff mit 320er Körnung wiederholt.
    (Natürlich in Maserrichtung)
    Beim 3. Durchgang wird wieder aufgetragen - aber diesmal mit Nasschleifpapier der Körnung 380 oder 400 das Öl eingeschliffen. Dieser Abrieb füllt die Poren des Holzes. Wieder Trockenreiben.
    Der 4. Durchgang wieder einschleifen, diesmal mit Körnung 600.
    Vor dem 5. Ölen wird mit Körnung 800 oder 1000 geschliffen und nur noch dünn aufgetragen.
    Der 6. ist nicht unbedingt notwendig, wird dann aber ohne Zwischenschliff hauchdünn aufgebracht.


    Wachsen ist nicht immer notwendig. Öle von Livos enthalten Lack, bei meinem "Gebräu" setze ich Bienen und Carnauba Wachs hinzu.


    Diese Öberfläche ist nahezu perfekt und steht den Highend Oberflächen in nichts nach....


    Bei Fragen stehe ich Euch gerne zur Verfügung...


    Gruss


    Michael


    P.S.: Eine geölte Öberfläche kostet das dreifache einer Lackoberfläche....bei Möbeln ;)

    Ich will mal im Schlaf sterben wie mein Opa....nicht schreiend und kreischend wie sein Beifahrer.... :D

  • Hallo Bambam,


    das war gehaltvoll!
    hier meine Fragen:
    Was verstehst Du unter gekochten Baumwolllappen?
    Kannst du fürs Selbermischen evtl. noch einen Tip was die Grundstoffe angeht geben?
    Gibt es einen Trick das aufgesogene Öl gering zu halten? ich will den Kessel nicht unnötig schwerer machen. Beim Lackieren gibts das Thema auch. Danke


    Gruss!
    Philipp

  • Mit dem gekochten Baumwollappen meinte er wohl sowas wie Dein altes weisses Schlaf T-shirt, wasse Omma schon 100 Mal inne Kochwäsche drinne gewaschen hat.... oder eben das gleiche in grün als Bettlaken.


    Aber das mit dem erhöhten Gewicht durch Ölauftrag!
    Mann habe ich wieder gelacht. ich find es grandios, wie Du es immer wieder schaffst solche Kracher in Deine Beiträge einzubauen! Das ist Filmreifer Tobak.
    Baust Du ein Carbon Rennrad, ein Formel 1 Chassi oder eine Trommel?

  • Zitat

    Original von vintage
    Mit dem gekochten Baumwollappen meinte er wohl sowas wie Dein altes weisses Schlaf T-shirt, wasse Omma schon 100 Mal inne Kochwäsche drinne gewaschen hat.... oder eben das gleiche in grün als Bettlaken.


    Vermutungen kann ich selber auch anstellen, deswegen frag ich ja auch bambam konkret danach...


    Zitat


    Aber das mit dem erhöhten Gewicht durch Ölauftrag!
    Mann habe ich wieder gelacht. ich find es grandios, wie Du es immer wieder schaffst solche Kracher in Deine Beiträge einzubauen! Das ist Filmreifer Tobak.
    Baust Du ein Carbon Rennrad, ein Formel 1 Chassi oder eine Trommel?


    Ich bin zwar nicht der heilige Franziskus dass ich auch den Spatzen predigen kann, aber ich versuchs mal auch vin verständlich zu machen, ist ja nicht zum ersten Mal so


    Eindringtiefe von Ölen und Lacken :
    Sonor legt grossen Wert drauf dass die Lacke nicht tief eindringen können.Weiss auch nicht warum, aber wenn Sonor das macht dann frage ich mich doch ob das nicht was bringt...


    zu Ölen und damit zu persönlicher Erfahrung: ich hab einen (geölten) Eichenkessel-Fassbauweise da der eben geölt wurde, daneben vier Ungeölte. Übertrieben gesagt, mummelt der etwas. Massivholzkessel nehmen nochmal mehr Öl auf als Sperrholzkessel.
    Da tut sich etwas
    Gewicht/steife und Klang bei Kesseln hat was miteinander zu tun, siehe http://www.dunnett.com mit seinen Titaniumkesseln und der dazugehörigen Philosophie, und Ludwigs leichten Alukesseln.


    das alles für vin, (...)...viermal(sechsmal;)) editiert weil mich der doch ziemlich aufregt mit seinen "Beiträgen"


    :) das Thema an sich ist gut->
    hier noch der Artikel von dunnett: http://www.dunnett.com/profile/concepts.php

    6 Mal editiert, zuletzt von Bibbelmann ()

  • dein beitrag ist sehr lehrreich und interessant, bambam. aber eine frage drängt sich dann doch auf: warum kosten im schlagzeugbau lackierte oberflächen mehr als geölte?


    liebe grüße,
    markus

  • Weil die Ölungen dort nicht so perfektionistisch gemacht sind, wie beschrieben wurde. Wenn man das so macht, dann hat man einen super edlen seidenmatten Glanz, das kenne ich in der Art wie ich das bei Möbeln kenne nicht bei geölten Schlagzeugkesseln.

  • Danke für die positive Resonanz (haha, Wortspiel :D )


    Zu den Fragen von bibbelmann:


    Ich mische meine Öle immer so:


    1/2 reines Tungöl
    1/2 rohes, gekochtes Leinöl
    Orangenöl


    die zweite Mischung für die letzten 2 Gänge:


    Wie oben, nur setze ich noch nach Gefühl Bienen-und Carnaubawachs bei


    Jede Mischung wird im Wasserbad langsam erhitzt bis sie sich vermischt hat.
    Die erste wird vor jedem Auftrag erwärmt.


    Die zweite wird kalt aufgetragen. Das Wachs ist schon gelöst, daher hat die zweite Mischung die Konsistenz dicker Sahne.


    Unter gekochten Lappen verstehe ich mit 90 Grad gewaschene Bettwäsche.
    Diese sollte aus 100 % Leinen bestehen und nicht gefärbt oder bedruckt sein, damit sich die Farbe beim Ölen nicht rauslöst.
    Waschen sollte man sie deshalb, weil alle neuen Stoffe imprägniert sind gegen Schimmel und somit die Saugfähigkeit vermindert ist.


    Zum Thema verminderte Ölaufnahmefähigkeit:
    Man kann diese beeinflussen. Mit sogenanntem "sanding sealer".
    Das ist eine Schellackgrundierung. Diese wird aufgetragen und sperrt die Oberfläche fast ab, dadurch dringt weniger Öl in die Holzzellen.
    Diese Methode führt allerdings immer wieder zu Diskussionen unter Tischlern oder Restauratoren.


    Ich empfehle aber sowieso für den Laien Öle von Livos z.B. das "ardvos".
    Habe dmit schon viel gearbeitet und bin sehr zufrieden. Die Verarbeitung ist wesentlich einfacher.


    Das Sonor das Öl nicht so tief eindringen lassen will erkläre ich mir so:
    erstens sind die Kessel durch kurzes Schleifen wieder lackierbar,
    es wird weniger Öl verbraucht....Kostenersparnis, bei Furnierkesseln erreicht man eine gleichmässigere Färbung, da das Öl gleichmässig aufgesaugt wird. Dies kann wegen dem unterschiedlichen Maserungsverlauf und Leim der Fall sein. Was jetzt nicht heissen soll, dass es bei der oben beschriebenen Methode zu Fleckenbildung kommt.
    Flecken entstehen nur bei zu geringem Ölauftrag bei stark saugenden Untergründen....



    P.S.: Entwickele gerade eine Methode zum Bau von Massivkesseln (Stave und Segment) mit Wandstärken bis runter auf 4mm Dicke und Durchmessern bis 28 Zoll , Tiefe ist nahezu alles machbar...
    Spannböckchen und Woodhoops sind auch schon fast fertig.
    Hat jemand noch Anregungen von Euch???


    Gruss



    Michael

    Ich will mal im Schlaf sterben wie mein Opa....nicht schreiend und kreischend wie sein Beifahrer.... :D

  • Super Arbeit bambam,


    Anregungen hab ich keine, aber trotzdem: Weiter so!
    Besonders das mit dem Kesselherstellen ist spitze! Dann hat unser Forum seine eigene Kesselwerkstatt ;). Ich geh sogar noch nen Schritt weiter: Vielleicht gibts ja dann auch bald ein df-kit... =)


    Viele Grüße und entschuldigt das bisschen OT,
    Rockstar


  • ich haette doch das Fertigöl von Livros kaufen sollen;)...



    Hallo Michael,


    war eben einkaufen;)


    bei kremer-pigmente um die Ecke hat die junge Malerin die grad da war gestutzt:
    "1/2 reines Tungöl
    1/2 rohes, gekochtes Leinöl
    Orangenöl"
    die hatten rohes/kaltgeschlagenes Leinöl "mit Schleimstoffen" da, oder ein vorbehandeltes sikkativiertes.
    Und Orangenöl gabs scheinbar nicht, aber Orangenterpene, eine Art Lösemittel
    Hab mal fürs Wochenende das unbehandelte Leinöl und die Orangenterpene mitgenommen
    Ist das so richtig? Wollte deiner Anleitung der Einfachheit halber genau folgen.


    Was ich noch gesehen habe:
    Walnußöl: nicht teuer, "sehr wenig vergilbend, langsam trocknend"- wurde mir für Holz empfohlen(und ich werde das wohl irgendwann für Ikea Möbel ausprobieren..)


    Bibbel


    http://www.kremer-pigmente.de

    3 Mal editiert, zuletzt von Bibbelmann ()

  • Walnussöl ist besonders für Schneidebretter aus Holz geeignet. Es wird nämlich nicht ranzig wie andere Öle und ist lebensmittelecht.


    Das Tungöl kannst Du bei http://www.dick.biz beziehen, ebenso das Orangenöl.


    Ich nehme das Orangenöl auch nur zum parfumieren, einen anderen Zweck hat dieses nicht. Tungöl riecht immer etwas nussig nach der Trocknung.


    Das Leinöl hättest du auch im Baumarkt kaufen können.
    Es sollte nur kein Firniss sein. Einfaches gekochtes Leinöl. Aber nicht das Salatöl ;)


    Bei dick gibt es auch das Bienenwachs und das Carnaubawachs zu kaufen.
    Die haben im übrigen noch andere Tolle Sachen....


    Wichtig ist das langsame Erhitzen im Wasserbad, keinesfalls nur in einem Topf auf der Herdplatte erhitzen - Brandgefahr!!!!



    Bei weitern Fragen einfach fragen ;)



    Gruss




    Michael

    Ich will mal im Schlaf sterben wie mein Opa....nicht schreiend und kreischend wie sein Beifahrer.... :D

  • Zitat


    Bei weitern Fragen einfach fragen ;)


    okido.


    Wie steht es mit der Kombination Öl und Lack-


    du hast geschrieben in den Livo Produkten sind Lackanteile drin. Gibt es Methoden einen geölten Kessel zu lackieren oder Lackenteile beizumischen?


    Mir wurde mal gesagt ich muss mich da entscheiden, ölen oder lackieren



    Danke für die bisher sehr gute Hilfestellung
    Gruss,
    Philipp

  • Ja das ist so ein Thema.
    Grundsätzlich vertragen sich die Substanzen nicht miteinander. Andererseits geht es. Wenn man Lack beimischt reduzieren sich die Anteile auf je 1/3 jeder Zutat. Es wird Urethanlack verwendet auf 1 Komponentenbasis, d.h. ohne Härter. Habe allerdings diese Methode noch nicht ausprobiert, da ich bislang noch keinen geeigneten Lack auftreiben konnte. Da Du dies aber erwähnst, werde ich mich dessen Problem mal wieder annehmen - hatte es zur Seite geschoben.




    Gruss



    Michael

    Ich will mal im Schlaf sterben wie mein Opa....nicht schreiend und kreischend wie sein Beifahrer.... :D

  • Kann man eigentlich nen Kessel der schonmal mit Leinenöl geölt worden ist noch Lackieren??


    Nen Lackierer hab ich, der würde mir den Kessel dann Klar Lackieren.


    Was meint Ihr. Den Lackierer hab ich noch nich gefragt.

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