Testbericht Zildjian

  • Habe mich nach längerer Zeit noch mal zu drei ausführlicheren Test-Sessions bei größeren Händlern begeben, um mir einen kleinen Überblick über einen Teil der Flut von neuem Krempel zu verschaffen. Da die Testberichte in den deutschen Trommelheften so objektiv und informativ wie Wahlkampfveranstaltungen oder Pabstwahlen sind -besonders die Tests in D&P sind unerträglich schlecht-, dachte ich, ich teile einige meiner Ergebnisse mal mit Euch, ohne Anspruch auf vollständige Objektivität oder gar unanfechtbare Allwissenheit zu erheben. Die Tests reflektieren demnach lediglich meine nach bestem Wissen und Gewissen gebildete Meinung.

    Irgendeiner wartet immer.

  • Besonders gespannt war ich auf die neuen Zildjian-Becken, die neuen A Customs im besonderen, da deren Einführung sowohl hier als auch in den USA von einem unglaublichen Werbeaufwand begleitet wurde:


    A Custom Fast Crashes:
    Äußerlich unterscheiden sich die Fast Crashes eigentlich kaum von den regulären A Customs, sie sind lediglich nicht ganz so weit abgedreht. Klanglich sieht es allerdings anders aus; die Becken klingen in sämtlichen Größen (habe 15“, 16“ und 18“ getestet) unausgewogen und unfertig, die Sustainkurve bricht unnatürlich früh nach dem High-End ab. Sicherlich gehört ein rascher Decay zum Charakter eines Fast Crashes, aber die Kurve sollte dennoch linear, in diesem Fall also steiler verlaufen. Diese Fast Crashes aber wirken so, als ob nach dem Crash an sich eilends eine imaginäre Handbremse angezogen würde. Schlimmer noch ist der hohe, leise, aber prägnante Pfeifton, der den kurzen Crash begleitet. Ich dachte zuerst, es sei eine Eigenart dieses ersten angespielten Beckens, aber er war auch in den anderen beiden Größen vernehmbar. Sehr unangenehm.


    Nun mögen diese Becken für Vinnie Colaiuta, der offenbar maßgeblich an deren Entwicklung beteiligt war, in gewissen Studiosituationen funktionieren; für den gemeinen Drummer jedoch, dem nicht für jedes Setting fünf verschiedene Beckensätze zu Gebote stehen, sind diese Becken freilich ungeeignet. Daher sind sie insgesamt auch überhaupt nicht empfehlenswert; da vermag es kaum zu überraschen, dass der Absatz auch nicht wie erwartet auf Touren kommen will, wie mir zwei Händler unabhängig voneinander bestätigten.

    Irgendeiner wartet immer.

  • Diese Becken sind zwar nicht brandneu, aber ich hatte mich bis dato kaum mit ihnen beschäftigt. Der Gedanke, A Customs für lautere Settings auf den Markt zu bringen, hat mich eigentlich begeistert, und ich hätte schwören können, diese Becken würden meinem Gusto vollends entsprechen; aber weit gefehlt.


    Begonnen habe ich mit der 13“ A Custom Projection Hi-Hat, vor der mich der Händler ausdrücklich und besorgt warnte. Dieses Artefakt ist in der Tat unsäglich, und ich frage mich ernsthaft, wer sich eine solches Teil ans Set hängt?! Zwar ist der Chick laut und die Stockdefinition gut, aber halboffen gespielt entwickelt sich ein fast unerträglich heller, schriller, metallischer, lauter, unartikulierter, dazu noch bauchiger Ton. Furchtbar. Kann mir kaum vorstellen, wie sich jemand für diese Hats erwärmen können wird.


    Die Crashes haben zwar einen ähnlich hellen Charakter, aber die schrille Note fehlt ihnen zum Glück. Der Sustainverlauf ist zufriedenstellend, das High-End ist beeindruckend; allerdings fehlt diesen Becken ein gewisses Mindestmaß an Wärme. Sie sind zwar in lauten Settings keine schlechte Wahl, für den Preis kann man aber wohl etwas mehr Variabilität von einem Becken erwarten. Fazit: Bedingt empfehlenswert als reine Bühnenbecken für lautere Bands.


    Das Projection-Ride allerdings ist unumwunden empfehlenswert. Laut, mittelhell mit schwimmenden, metallisch-silbrigen Obertönen und relativ klarem Ping. Mir persönlich ist es zwar etwas zu „washig“, das ist aber wirklich Geschmackssache. In jedem Fall ist das Ride für alles zwischen Pop bis NuMetal einsetzbar. Erfreulich.


    Resümierend sind die beiden neuen A Custom Serien eher enttäuschend; wenn sie überhaupt einen Zweck erfüllen, dann wohl den, uns zu vergegenwärtigen, wie großartig die reguläre A Custom Serie ist, insbesondere die Crashes.

    Irgendeiner wartet immer.

  • Eine absolute Überraschung, obwohl ich wenig von diesen Becken erwartet hatte. Mit der Vorgängerserie habe ich mich über all die Jahre nie anfreunden können, doch die neuen Zs sind der absolute Hammer.
    Optisch haben sie sich glücklicherweise weit von ihren Vorgängern entfernt, auch wenn sie wie eben diese systematisch und akkurat maschinengehämmert sind. Allerdings ist das brillante Design und die neue Hämmerung um Längen attraktiver als die entsprechenden Features des alten Bruders.


    Die Rock Crashes , die ich in 16“ und 18“ gespielt habe, sind freilich nach wie vor so überflüssig wie eh und je. Reine Stage-Slaughter und Overhead-Okkupanten, die, wenn überhaupt, ausschließlich für Stadionbühnen geeignet sind. Brutal laut und mit immensem Bauch, überhaupt nicht mein Geschmack.


    Anders dagegen die Medium Crashes . Zwar, laut sind diese auch, aber nahezu frei von bauchigen Obertönen. Hell, ohne schrill zu sein, laut, ohne unmusikalisch zu wirken. Der Crash ist also hell, crisp und silbrig aber dennoch aggressiv und laut, baut sich schnell auf und ebbt ebenso schnell wieder ab. Schöner, kurzer, steiler Sustainverlauf. Allerdings ist die Ansprache natürlich wenig sensibel, man muss die Dinger schon ein bisschen malträtieren, um sie zum Crashen zu bringen. Daher sind sie auch, ähnlich den A Custom Projection Crashes, für den leisen Einsatz eher nicht zu gebrauchen, dafür stimmt aber bei den Z-Crashes das Preis-/Leistungs-Verhältnis. Einsetzbar von Brit-Pop und Grunge über Rock und Metal inklusive seiner unzähligen Subgenres. Großartige Becken.


    Die Rides stehen den Medium Crashes in nichts nach. Laut, aber durchweg musikalisch. Das Custom Ride war mir persönlich zwar etwas zu inkonsequent –„verhältnismäßig“ viele Obertöne, der Ping für solch laute Becken nicht artikuliert genug-, das Power Ride aber kann ich unumwunden empfehlen. Die Obertöne sind kontrolliert, der mittelhelle, autoritäre Ping hebt sich deutlich vom Grundklang (Wash) ab, dass es nur so die reine Freude ist (wenn man, wie ich, diese Art Rides bevorzugt). Habe beide Becken leider nur in 20“ spielen können, die jeweilige 22“-Variante verspricht aber, außer gesteigerter Lautstärke und verhältnismäßig mehr Obertönen, keine charakterlichern Veränderungen. Das 21“ Mega Bell Ride konnte ich leider nicht anspielen.


    Auch die Hi-Hats hören sich überaus erfreulich an. Für die Dyno-Hats gilt das für die Rock Crashes gesagte zwar analog, aber die regulären Z Custom Hi-Hats haben mich derart erfreut, dass ich mir ein paar in 14“ für die X-Hat mitgenommen habe. Laut, explosiv, aber im Gegensatz zu den Vorgängern mit einem erfreulichen Maß an Musikalität und bei den 14“ Hi-Hats sogar Wärme. Tendenziell paart sich ein dunkler, lauter Chick mit einem mittelhell zischenden, leicht metallischen Ton im halboffen gespielten Zustand. Man hat wohl schon von besserer Stockdefinition bei Hi-Hats gehört, aber man kann nicht alles haben.


    Abschließend habe ich noch kurz auf das 12“ Splash und das 20“ China eingeprügelt. Das Splash war ebenfalls eine echte Überraschung: charakterlich entspricht es fast einem Mittelding zwischen Splash und Crash, das heißt, der Sustainverlauf –frühes High-End, verhältnismäßig langes Ausklingen- ist für ein Splash eigentlich zu lang; aber die Explosivität dieses Splashs hat mich geradezu aus dem Anzug geblasen. Heller, autoritärer Crash, der leicht metallisch rasselnd ausklingt. Sehr gut. Das China hingegen hat mich nicht sonderlich begeistern können; zu schlecht spricht es an, zu wenig trashig ist der Effekt. Dieses Monster klingt eher bleiern und träge, es fehlt ihm einfach an gebotener Spritzigkeit; nicht eben das, was ich persönlich von einem China erwarte.

    Irgendeiner wartet immer.

  • Ein nach Händleraussage offenbar höchst beliebtes Instrument, das sich erstaunlicher Nachfrage erfreut. Gute, weiche Stockartikulation, etwas blechiger, wenn auch nicht unangenehmer Chick. Die Stärke der Hat liegt aber eher im Spielen in halbgeöffnetem Zustand; durch das Wellenprofil des Bottoms ist der Luftaustritt etwas unregelmäßig, was zu einem nicht ungefälligen Zischlaut führt. Sehr moderner, mittellauter Charakter, aber alles andere als ein Klassiker. Nicht mein persönlicher Geschmack, aber für viele andere offensichtlich hochinteressant.

    Irgendeiner wartet immer.

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