Schlagzeuger bei der Aufnahme

  • moschus:
    Ich weiß auch, dass es im Rock/Pop/Metal/Schlager/Techno/usw.- Bereich so läuft. Du triffst nur häufig deterministische Aussagen, die nicht wahr sein können.
    Nach wie vor wird fast alles an klassischer Musik nicht im Overdubverfahren eingespielt. Genauso bei vielen Jazzbands oder Bigbands.
    Aber du hast recht in den oben aufgezählten Musikrichtungen läuft es am häufigsten so wie du beschrieben hast.


    Mit einer Sache bin ich jedoch nicht einverstanden. Wenn eine Amateurband live einspielt, bleiben häufig Dinge im Gesamtsound verborgen, die bei einer Overdubproduktion klar hervortreten.
    Bsp. einer kann nicht auf Klick spielen, oder einer drückt so stark auf die Seiten, dass die Töne manchmal nicht stimmen usw., dann kann es besser sein, wenn man alles so lässt wie es ist und fängt wenigstens die Energie der Band ein, ansonsten kann das für alle Beteiligten in einer sehr frustrierenden Erfahrung enden, die ohne brauchbares Ergebnis herauskommt. Denn im Studio das Üben anfangen ist auch eine Sache, die schnell teuer wird und meist nicht zum gewünschten Ergebnis führt.


    Bei einem Orchester würde es verdammt lange dauern wenn jeder seinen Part einzeln einspielen würde.


    Es hängt in jedem Fall von der Situation ab. Alle Profiproduzenten wählen die Verfahren so, dass es zur Musik und den Musikern passt.


    War deine Aufnahme im Woodhouse in Hagen?
    Da komme ich her.
    Häßliche Stadt aber schickes Studio...

  • @witteka


    "deterministisch" klingt mir aber zu geschwollen:) Natürlich rede ich ausschliesslich von Rock/Pop/Metal/Alternative ect. Produktionen, und nicht von Jazz bzw. klassischen Recordings. Meine Aussagen sind ausserdem nicht deshalb plötzlich falsch, nur weil "Du" das sagst. Sie beruhen im Gegenteil auf Erfahrungen in meinem Arbeitsbereich innerhalb der letzten 14 Jahre.


    Professionelles Recording bedeutet nicht, eine Methode zu wählen, die die Unfähigkeiten einzelner Musiker verschleiert. Die von Dir beschriebene Methode einer einfachen Liveaufnahme einer fragwürdigen Amateurband würde ich mal böswillig so umschreiben: alle versuchen den gleichen Song zu spielen, aber jeder spielt irgend etwas falsch oder unsauber, trotzdem klingt alles irgendwie nach Musik:) Um Kohle zu sparen, scheissen alle auf eine vernünftige Qualität, und genau darum handelt es sich am Ende um eine Amateurband und eine amateurmässige Produktion. Eine solche Band sollte lieber noch eine Weile im Proberaum üben, bevor sie ins Studio geht.


    Mag sein, daß man beim live recording wenigstens eine angebliche Energie einfangen könnte, aber ich frage mich gerade, ob ich das möchte, wenn sämtliche Musiker spielerisch erst auf niedrigem Level sind: Wenn der Drummer nicht groovt, die Klampfen nicht in tune zu bekommen sind, dem Sänger die Luft ausgeht, dann bleibt das alles schön verewigt auf einer von mir aus "ehrlichen" live-Aufnahme, die man keinem fühlenden Wesen vorspielen kann = Kohle im Studio erst recht versenkt. Dann lieber weniger recorden, aber dafür bitte vernünftig.


    Im Vergleich zu anderen Produktionen stellt man zudem fest, daß die Aufnahme von einer fähigen Band, die im Overdub Verfahren alles super sauber recorded hat, wesentlich druckvoller und tighter rüber kommt - weil alle mal zusammen das gleiche Lied spielen. Ich persönlich komme nur bei ausgezeichneten Musikern zum live recording zurück. Da spielt dann aber auch die ganze Band supertight zum Click, und alles groovt wie Sau. Die wenigen Profis die ich kenne bevorzugen im Übrigen, grundsätzlich alles zum Click einzuspielen, und trotzdem ist da nix von wegen "klingt nicht mehr natürlich weil zum Click" - das ist ja ein gerne benutztes Argument von Leuten, die nicht zum Click spielen können, und ihn deshalb ablehnen *wegduck*


    Ein Orchester klingt vor allem deshalb nach Orchester, weil sehr sehr viele Instrumente zusammen in einem Konzert Saal sitzen, und ein Dirigent den Haufen zusammen hält. Jeder spielt tonal ein bisschen daneben, aber gerade deshalb klingt es nach Orchester. Viel hilft viel.


    Im Falle einer Rock-Band gibt es aber nun mal bloß dr, bs, git, voc, und dazu maximal noch git2 und keys. Wenn da auch nur einer Scheisse spielt, dann fällt das im Kontext einer guten Aufnahme sofort auf. Man kann auch kaum etwas im Mix "verstecken", drums oder vocals schon mal gar nicht.


    Ich bin gespannt: Woher beziehst Du Deine Infos, wie "Profi-" Produzenten "immer" arbeiten? Kennst Du welche persönlich, und wenn ja, wen?


    Ich behaupte im Gegenteil: Ein erfolgreicher Profiproduzent wird sich erst gar nicht mit einer Band abgeben, wo nicht alle Musiker ihr Handwerkszeug insofern beherrschen, als daß die von Dir beschriebenen Probleme erst gar nicht auftauchen. Profi=gut=verdient sein Geld damit=ist KEIN Amateur. Wirklich schlecht spielende Bands haben da keine Chance.


    Das ursprüngliche Woodhouse Studio war 1992 in Dortmund, danach ab ca. 1993 in Hagen. Ich habe gehört, Siggi sei inzwischen erneut umgezogen, ich habe auch schon einige Bilder davon gesehen. Ich müsste Ihn mal fragen, wohin.


    peace

  • hat sich übrigens mal einer den bisherigen output der band angesehen, um die es offenabr geht? ich schon. da würde ich mir über overdubs keine gedanken machen. ich sehe ein tonstudio als einen kuscheligen raum möglichst weit ausserhalb des raum-zeit-kontinuums in dem man seine musik unter bestmöglichen bedingungen zum zwecke der momentaufnahme auf ein medium bannt. und hinterher sollte es so klingen, wie alle beteiligten sich verhalten haben.

  • und hinterher sollte es möglichst so klingen, wie alle beteiligten sich verhalten haben.

    Matz hat völlig Recht, ich (wir) sind offenbar mal wieder ins off-topic und Grundsatz Diskussionen abgeglitten.


    ... ich kannst ja nicht lassen - wobei ich obigen Satz dahingehend umformulieren würde:


    ...und hinterher sollte es möglichst so klingen, als wenn alle beteiligten ihr Bestes gegeben hätten.



  • bei manchen ist "das Beste" leider nicht gut genug, was sich manchmal erst im Studio heraus stellt - je nach den persönlichen Fähigkeiten, selbiges zu erkennen. Sein Spiel oder seine Band für "gut" zu halten, ist leider ein subjektives Gefühl, welches oft direkt proportional zu den eigenen Fähigkeiten ist.


    Will sagen, je schlechter jemand spielt, für umso besser hält er sich möglicherweise...


  • Genau weil ich mir das angehört habe, habe ich dieses geschrieben:
    "Wenn eine Amateurband live einspielt, bleiben häufig Dinge im Gesamtsound verborgen, die bei einer Overdubproduktion klar hervortreten.
    Bsp. einer kann nicht auf Klick spielen, oder einer drückt so stark auf die Seiten, dass die Töne manchmal nicht stimmen usw., dann kann es besser sein, wenn man alles so lässt wie es ist und fängt wenigstens die Energie der Band ein, ansonsten kann das für alle Beteiligten in einer sehr frustrierenden Erfahrung enden, die ohne brauchbares Ergebnis herauskommt. Denn im Studio das Üben anfangen ist auch eine Sache, die schnell teuer wird und meist nicht zum gewünschten Ergebnis führt."


    Ich habe sehr viele Aufnahmen aus kleinen Studios gehört, bei denen die Musiker auf ähnlichem niveau waren und die haben Tagelang damit zugebracht irgendwas auf einen Klick spielen zu wollen usw.
    Das hat dann nicht funktioniert alle waren frustriert und am ende fanden alle das Ergebnis scheisse.


    Ich finde es für tonmann und band entspannter wenn man einmal eine passable liveaufnahme macht, das nicht lange dauert und den Jungs den Tipp gibt: geht das nächste mal erst ins Studio wenn ihr eure Songs könnt.


    Wenn man jung ist und musik macht, kann man manchmal nicht sofort beurteilen ob das was man da macht qualität hat, da ist es wichtig sich da mit einer Aufnahme selbst zu überprüfen und wenn man der homerecordingaufnahme nicht glaubt muss man halt einmal die teure erfahrung in einem Studio machen. Danach sollte man aber spätestens wissen ob man noch üben muss oder schon ne Aufnahme machen sollte.


    Man kann natürlich auch die Band 3 Wochen studio blechen lassen und jeden einzelnen ton editieren und am ende klingt es wie metallica :D


    moschus:
    ich will dich nicht angreifen und aus deiner Perspektive stimmt alles was du schreibst, nur beim Musikaufnehmen vermisse ich mitlerweile den Experimentiergeist. Deshalb ist es mir wichtig immer dazu zu schreiben, dass es konventionen gibt, mit denen man aber auch gerne brechen kann.


    Man höre sich nur einmal an wie Unterschiedlich drummer im Rockbereich der 60er und 70er geklungen haben. Heutzutage spielt kaum einer mehr so unkonventionell. Es hat sich in der westlichen welt eine gewisse Schlagzeugkultur etabliert.


    Die letzten 2 Sätze waren aber definitv off topic und zu abgehoben für diesen threat ;)

  • aber das ist heilbar.

    MATZ: WIE??? Dann könnte ich diese Medizin einigen Leuten verabreichen, die es auch nach Dekaden noch nicht gelernt haben...

    ich stimme Dir in allen Punkten zu, ausser Metallica - da kämest Du mit 3 Wochen niemals aus.


    Ich habe mir zwischenzeitlich ebenfalls die betreffende Band angehört, und habe gelernt, daß die Version live-Aufnahme mit nachfolgend erhobenen Zeigefinger "und jetzt fleissig weiter üben" wahrscheinlich tatsächlich am ehesten hinkäme. Das wäre dann aber echte Basisarbeit, die wirklich *jedes* semiprofessionelle Studio oder ein guter Homerecordler leisten können sollte. In Anbetracht nicht zuletzt des Durchschnitts-Alters der Musiker wäre der Job für jemanden wie mich dann doch eher etwas zu sehr "back to the roots".

  • um das mal klarzustellen....
    uns gibt es nun schon etwa 3 jahre...1 jahr davon nicht wirklich haben nicht viel gemacht...aba dann hat uns der ergeiz gepackt und wir wollten wirklich musick betreiben....das bis zu diesem Zeitpunkt. Nun haben wir ein Programm von 40 Minuten zusammen und treten öfters auf (gott sei dank ;)) Als uns der ehrgeiz gepackt hat..wollten wir auch einfahc mal nen song aufnehmen und haben das mit homerecording gemacht...so hört es sich leider an und das wissen wir auch...außerdem habe ich damals nicht mit metronom eingespielt sondern einfach so...naja so hört es sich eben auch an...allerdings haben wir daraus gelernt und haben es dabei gelassen unsere songs so zu proben das wir sie können.....und wie gesagt mittlerweile können wir unsere songs sehr gut und haben uns in jedem bereich gesteigert (auch wenn ich uns keinesfalls für sau gut oder so halte sondern immer schön am boden bleibe)...also wir haben eben daran normal gearbeitet...einen vorteil hat diese sch*** aufnahme....die Leute die uns dann live hören und den song im inet...die finden uns dann live sehr viel besser und wir kriegen lob :D naja gut..also um nicht wieder so nen dreck selber aufzunehmen...werden wir es bei einem guten freund der ein kleines aba feines studio hat versuchen...mal sehen was dabei rauspringt...und wir werden uns vorbereiten mit allem drum und dran.. ;) aba danke für die netten worte ;)
    ich bin gerührt...wir werden sehen ob wir es auf die reihe bekommen....


    Grüße Jussinio

  • MATZ: WIE??? Dann könnte ich diese Medizin einigen Leuten verabreichen, die es auch nach Dekaden noch nicht gelernt haben...


    band, ein raum, paar mics. bass di solo gegen kick. bass solo gegen vocals, git. solo gegen kick, etc. pp. das übliche halt. wenn man als BAND an sich ein gehör dafür entwickelt hat,wer wann wo ist, dann kann man auch übers ernsthafte aufnehmen nachdenken. leider machen sich viele gedanken über so koffer. ich hab mir auch fast mal so einen gekauft, zum glück hatte ich kein geld.

  • Ich finde, man braucht keine "knallharten" Profis, die samt und sämtlich 110% tight zum Click spielen um eine gute Instrumental-Live-Aufnahme hinzubekommen (Gesang + Leads und so kommen ja auch dann noch per Overdub dazu). Die Band sollte auf einem gewissen Niveau tight ZUSAMMENspielen, das reicht schon. Gerade im Stoner-/ Retro-/ Alternativbereich ist das auch für größere Produktionen wieder im Kommen. Solche Aufnahmen atmen dann trotz möglicher kleiner Fehler den Geist der Performance.
    Allerdings ist dann eine intensive Vorbereitung das A und O. Das ist natürlich immer wichtig, aber gerade für diesen Fall besonders.
    Für Hyperblast-Death-Metal-Geballer vielleicht nicht gewünscht und sinnvoll, aber je nach Genre durchaus eine sinnvolle Option...

  • leider machen sich viele gedanken über so koffer. ich hab mir auch fast mal so einen gekauft

    ich hab sogar nen Koffer... *schäm* Der ist zum Glück von Sennheiser, aus etwa 1996, und die BF504 daraus benutze ich heute noch.


    sollte auf einem gewissen Niveau tight ZUSAMMENspielen, das reicht schon

    Insofern richtig, als das es natürlich völlig ausreicht, wenn die einzelnen Bandmitglieder "ihre" Musik spielen können. Das ist die Hauptsache. U.u. würden spielerische Profis manches sogar "zu sauber", will sagen ohne den nötigen Rotz spielen, und das ganze käme nicht mehr rüber. Bei dreckigem Rock and Roll höre ich nun mal lieber ein ebenso dreckiges Melker-Gitarrensolo, als irgend ein 100m Griffbrett/sec Gefiddel von irgendeinem spinnenfingrigen Petrucci Jünger. DM etc. entsteht heutzutage meist zu Hause mittels Superior Drummer 2.0, weil manchen Trommlern Midi Drums inzwischen besser gefallen als ihr echtes Getrommel. Das kann man so schön editieren, man macht keinen soundmässigen Fehler (weil sowieso alle die gleichen gerade angesagten Samples benutzen), und es kostet keine Studiokohle:) Praktischer Nebeneffekt: man braucht auch nicht mehr gross zu üben. *wegduck ob des Sturms der Entrüstung, der nun über mich hereinbricht*

  • offtopic: Ich will auchmal mit jemandem unterwegs sein der von Jeff und Joe Porcaro gelernt hat ;(


    Grüße
    Jan


    Wann und wo wollen wir uns treffen?


    Beste Grüße, Stefan


    :D

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