Ich habe mal vor ein paar Wochen für jemanden, der eine ähnliche Ausgangssituation hatte, ein paar Sachen zusammengeschrieben:
Der Kauf eines E-Drums sollte aus vielerlei Gesichtspunkten gut überlegt sein, da die Gefahr groß ist, einiges an Lehrgeld zu bezahlen.
Nach 11 Jahren auf dem A-Set hast Du einen Leistungsstand erreicht, bei dem die Anforderungen einfach höher sind, als die eines Trommlers, der gerade erst seine ersten Schritte gemacht hat. Und damit wird es auch wieder teurer...
Folgende Fragen solltest Du Dir vor der Anschaffung stellen:
- Soll das Set nur für das eigene Üben genutzt werden, oder auch bei der Bandprobe, oder gar auf der Bühne?
- Wie wichtig ist das Aussehen des Sets?
- Wie sehr soll das E-Drum vom Spielgefühl her einem akustischen Set entsprechen?
- Wie sehr soll das E-Drum vom Sound her einem akustischen Set entsprechen?
Für jemanden, der vom A-Set kommt, sind die Restriktionen eines reinen E-Sets ungewohnt:
- die Trommelgrößen, an 8", 10", 12" beim E-Set kann man sich bei den Toms noch gewöhnen, bei der Snare ist eine Größe <12" nicht akzeptabel.
- die Materialien, der Vollständigkeit halber seien die Gummi-Herd-Platten erwähnt, ich finde sie nicht angenehm zu spielen. Sie belasten die Handgelenke und sind optisch eher suboptimal. Besser sind die Trommeln mit Netzfellen (Meshheads), die es seit wenigen Jahren gibt. Sie sind eindeutig erste Wahl.
- der Rebound, eine Snare mit Meshhead kommt einer mit einem Standardfell sehr, sehr nahe, das ist unproblematisch. Das sieht bei den Toms schon ganz anders aus. Mit zunehmenden Trommelgrößen nimmt bei einem A-Set der Rückprall ab, beim Standtom ist er annähernd bei null. Das ist anders beim E-Set. Um Fehltrigger (Doppeltrigger, Aussetzer) zu vermeiden, werden die Meshheads recht straff gespannt. Das ist Tennisschläger pur und fühlt sich auch ganz anders an.
- die Becken haben eine gummierte Oberfläche, das Gewicht und damit das Einschwingverhalten kann deutlich vom A-Set abweichen
- das Klangverhalten der Trommeln ist das sensibelste Thema. Wenn man bei der Snare eines A-Sets das Fell zum Trommelrand anspielt, werden die Obertöne dominat. Um diesen Effekt bei einem E-Drum zu erreichen, muss das Modul diese Spielweise unterstützen (das nennt sich Positionserkennung oder positional sensing). Damit befindet man sich im gehobenen Preissegment (Module: Roland TD-10/TD-12/TD-20). Die Positionserkennung spielt auch noch beim Ride-Becken eine Rolle, bei den Toms kann man schon mal darauf verzichten.
- ...to be continued...
Womit wir bei den Modulen und Sets angelangt wären:
Laut Ansicht der meisten E-Drummer hier im Forum sollte man die Finger von den Billiganbietern (Millenium, Fame, ...) lassen. Die etablierten Firmen Roland und Yamaha sind da schon eher zu empfehlen. Sie sind aber auch teurer. Das ist die Krux bei den E-Drums, veralterte Technik und veraltete Sounds zu heftigen Preisen. (Noch weniger zu verstehen ist, wieso Roland die Preis vor kurzem um ca. 20 % angehoben hat) Bei den neueren Geräten (TD4 / TD9) sind die Sounds zwar etwas frischer, dafür ist die Triggertechnik nicht umfassend genug (fehlende Positionserkennung, keine Rimschläge auf den Toms mit Meshheads).
Zu Deiner Frage, ob man ein fertig konfektioniertes Set bevorzugen soll oder individuell zuammenstellt ist eine Geschmacksfrage. Unter Umständen läßt sich mit letzterem etwas Geld sparen, wenn man gezielt günstigere Elemente einsetzt (Beispiel Yamaha-Becken statt Roland-Becken bei den Crashes oder Splashes).
Eine Variante zum Neukauf kann der Gebrauchtmarkt sein. Die Qualität der Geräte ist recht hoch, was auch der Grund dafür ist, dass gute Module (TD-10 mit TDW), die schon seit 5 Jahren nicht mehr gebaut werden für 500 Euro (!) den Besitzer wechseln.
Eine prima Alternative ist die Umrüstung eines A-Sets auf ein E-Set. Dies ist ein Weg, den ich auch beschritten habe und erst da war ich zufrieden. Großes Plus dieser Lösung ist das deutlich angenehmere Spielgefühl auf den großen Toms.
Optimale Grundlage hierfür ist ein Set in Fusion-Größen (20" Bass, 10"/12"/14" Toms). Diese Trommeln kann man mit Randtriggern ausrüsten oder aber mit Mittentriggern . Hierbei gibt es die Truss-Schienen. Wer handwerklich begabt ist und gern etwas ausprobiert und tüfftelt, kann viel Geld mit der DIY(DoItYourself)-Schiene sparen.
Für die Snare ist auf jeden Fall der Mittentrigger zu empfehlen.
Beispiel für eine Gegenüberstellung der Kosten nur für die Trommeln:
Rolandkomponenten reines E-Set:
3 Pads in 10" 960 Euro (3x320Euro),
1 Snare-Pad in 12" 330 Euro,
1 Bass-Pad 90 Euro
=> 1380 Euro
A-Set umrüsten (alles kaufen):
gebrauchtes Shellset 250 Euro,
Meshheads 150 Euro,
Randtrigger 240 Euro (4x 60),
Snaretrigger 120 Euro
=> 760 Euro
A-Set umrüsten (DIY-Trigger):
gebrauchtes Shellset 250 Euro,
Meshheads 150 Euro,
Trigger 100 Euro (5x Mittentrigger DIY)
=> 500 Euro
Viele nützliche Hinweise für den Einstieg in die E-Drum-Welt findet man hier:
http://www.drummerforum.de/for….php?page=Board&boardID=7
Und im Speziellen
E-Drums für Anfänger (FAQ)
E-Drums sind nicht unbedingt leise, aber es gibt Hilfe:
Schlag und Trittschall - Schallschutzpodeste für E-Drums (FAQ)
Und dann gibt es noch die Möglichkeit zur Klangerzeugung auf dem PC....