Ein kleiner Erfahrungsbericht:
Unsere kleine Grunge-Kapelle wollte mal wieder auf die Gass, eine befreundete Band hat uns angeboten, mit ihnen einen Auftritt zu machen, da haben wir gern zugesagt. Stattgefunden hat das ganze in einem optisch recht knuffigen Musikkeller in Frankfurt-Sachsenhausen am letzten Samstag (für aufmerksame Leser: Der Name des Ladens ist im Text versteckt
). Konditionen: Keine Gage, die (recht resolute) Chefin des Etablissements läßt hinterher den Hut rumgehen. Wichtigste Regel dort: Mindestverzehr ein Getränk, (Hefeweizen 5 Euro, also echtes Schnäppchen) wer nix bestellt, wird des Lokals verwiesen. Amps und Schlagzeug sind da, Getränke sind für die Musikanten nicht (!) frei. Werbung wurde seitens des Veranstalters nicht gemacht. Erstmal egal, Bühnenerfahrung zählt für uns, also dran.
Die recht schwierige Kommunikation mit der Chefin hat dann ergeben, dass an Trommelzeug vorhanden sind: Bass, 2 Hängetoms, 1 Standtom, 2x Crash, 1x Ride, HiHats, FuMa. Das stimmte auch: Das Set war ein Maxwin mit Vintage Pressspan-Kesseln in orange Sparkle aus den 70ern, alle Schrauben durch 40 Jahre Schmulch fest in den Gewinden fixiert. Die Felle waren noch die ersten, glaube ich. Die Fußmaschine war fest mit dem Spannreifen verbunden, die Schrauben leißen sich nur mit Trompetenöl und leichter Gewalteinwirkung lösen. Mein Kollege hatte seine DW 4000 dabei (sehr gutes Pedal übrigens), die haben wir dran geschraubt. Der Beckensatz war von vor der Währungsreform (nicht die Euro-Umstellung, die davor
), also eigene aufgehängt. Zwei Toms waren zwar da, aber nur ein Einzeltomhalter, und der ließ sich nicht fixieren, da die Schraube eins mit dem Gewinde geworden war. Das Tom lag dann quasi in ziemlich unergonomischer Position auf der Bassdrum, und das Set sah insgesamt sogar besser aus als es dann klang. Einzig die Snare war gut, die gehörte meinem Kollegen.
Nachdem wir unser Geraffel auf der ca. 2 Quadratmeter großen Bühne verstaut hatten, mußten erst mal alle Taschen in die Autos verladen werden, Frau Wirtin wollte da keinen Krempel rumliegen haben. Also Soundcheck gemacht, einmal aufs Crash gehauen, da stand Frau Wirtin auch schon vor der Bühne: Das wäre viel zu laut, ich solle mal nicht so reinwemsen, sie hätte keine Lust, sich auf ihre alten Tage das Gehör zu versauen. Also erstmal Becken streicheln, beim Auftritt selber hab ich dann etwas mehr hingelangt 
Der Auftritt selber lief ganz gut, die Gitarreros und der Basser hatten ganz gute Amps gestellt bekommen, und unsere Kollegen haben uns super mit Technik unterstützt. Unser Gesangsmonitor lag auf einem Tischchen vor der Bühne, auf der Bühne klang es grausig, im Saal aber wohl ziemlich gut. Nach uns dann die Kollegen, eine super-nette und hilfsbereite Truppe, die einen sehr individuellen Mix aus Stilen spielen. Man schaut erst etwas komisch, aber nach ein paar Stücken hatten sie den Laden im Griff und haben richtig abgeräumt
Kurz vor Schluß kam dann Madame mit dem Hut, und eigentlich jeder (so um die 40 Leute) hat auch was reingeschmissen. Die Resonanz auf beide Bands war auch gut, das soll ja spendenfördernd wirken. Auftritt fertig, abgebaut, ich bin dann etwas früher los, weil ich ne weitere Rückfahrt hatte. Meine Bandkollegen haben dann gefragt, was denn im Hut drin wäre, nach mehrfachem Drängeln hat Frau Wirtin dann einen Betrag rausgeholt, der allen Beteiligten etwas mickrig vorkam. Unser neuer Sänger hatte ein paar Freunde mitgebracht, die dürften allein schon etwas mehr reingeschmissen haben. Vielleicht hätte Frau Wirtin darauf hinweisen sollen, dass der Hut die Trinkgeldkasse ist, dann hätte ich mir was rausgenommen. Irgendwie wurden wir den Verdacht nicht los, dass Frau Wirtin ihren Finanzbestand etwas aufgebessert hat, denn sie hatte auch vorher schon jedem 5 mal erzählt, wie schwierig das ist, so einen Laden am Leben zu erhalten, deswegen müsse sie sehr aufs Geld schauen.
Summa Summarum: Trotz der widrigen Umstände war der Abend cool, wir haben seeehr nette Musikerkollegen kennengelernt, und wir wissen jetzt auch, worauf man bei solchen Kneipengigs achten muss. Das Prinzip von Geben und Nehmen hat die Betreiberin dieser Bude leider gar nicht verstanden, sie hatte zwei Bands, an einem Samstag abend den Keller voll und wahrscheinlich auch ordentlich Umsatz gemacht. Da fühlt man sich als Musiker schon ziemlich abgezockt, wenn man auch noch die Getränke selber bezahlen muß und keinerlei Entgegenkommen seitens des Veranstalters spürbar ist. Das nächste Mal werden wir uns bei solchen Rahmenbedingungen zwei Mal überlegen, ob wir dann da spielen, Bühnenerfahrung hin oder her.