Die haben schon früher sehr politische Songs geschrieben, die
Toten Hosen waren häufig ein medienwirksamer Verstärker von
Protestbewegungen, zum Beispiel gegen die Castor-Transporte. Da ist es
auffällig, dass zu neueren Protest-Phänomenen, sei es Occupy oder der
Erfolg der Piraten, nichts von Ihnen zu hören ist. Spricht Sie das nicht
mehr an?
Die Piraten haben bislang sehr
erfolgreich den Eindruck erweckt, dass man die Bürger über das Internet
motivieren könnte, aktiver am Polit-Geschehen teilzunehmen. Das ist der
interessante und konstruktivste Aspekt bei den Debatten um diese Partei.
Dass die Partei inhaltlich völlig auseinanderbricht, dass keine klare
Linie zu sehen ist – das disqualifiziert sie in meinen Augen. Eine
politische Alternative sind sie für mich in dieser Form nicht. Ich kann
mich den Piraten zurzeit nicht anschließen, das ist, als würde ich eine
Wundertüte wählen. Man wählt eine Partei und schaut dann nach einem
Jahr, welche Meinung sie zu wichtigen Themen präsentiert? So geht es nun
auch nicht!
Zumindest von den frühen Toten Hosen sind diese
dilettierenden Polit-Novizen doch gar nicht weit entfernt. Ihre Gruppe
konnte anfangs auch keine drei Akkorde spielen – heute sind Sie die
erfolgreichste Band Deutschlands.
Einspruch. Die Piraten sind keine Punk-Rocker-Partei. Sie sind nicht die APPD …
Die Anarchistische Pogo Partei Deutschlands, die Anfang der 80er als Anwalt der Pöbels und der Sozialschmarotzer antrat ...
Genau.
Im Grunde beschädigen die Piraten den Ruf der Piraten weltweit. Das ist
ja keine dadaistische Vereinigung, die Nonsens deklariert, wie ihn auch
die Toten Hosen früher zelebriert haben. Viele Piraten können nicht
über sich lachen. Da sind jetzt reichlich Trittbrettfahrer
aufgesprungen, um in dieser Partei Karriere zu machen. Dennoch finde
ich, dass man dieses Phänomen nicht weglächeln darf, so nach dem Motto:
Die werden eh keine Rolle spielen. Ich finde das hochinteressant zu
beobachten, wie sie mit den Beschädigungen umgehen, die sie sich selbst
zufügen. Vielleicht sind sie ja schneller lernfähig, als mancher glaubt.