Die Eingangsfrage im Thread-Titel würde ich direkt mit "Ja" beantworten, mit einem Aber: Es kommt drauf an. 
Im Prinzip sind wir ja auch einfach nur Künstler und beschäftigen uns mit den Emotionen, die die Kunst "transportiert". Angefangen bei unseren eigenen.
Genau, es geht um Emotionen. Es gibt Zeiten/Tage, da möchte ich so komplex wie nur irgendwie möglich spielen und verhaspele mich dabei und "zerstöre" Songs. Wenn die Euphorie nachlässt, gebe ich mich hingegen mit einfachen Sachen zufrieden. Dass ich auch in "ernsten" Situationen (also außerhalb des Übe-/Proberaums) oftmals zu euphorisch bin, trennt mich wohl am meisten davon, (Semi-)Profi zu sein. Wobei ich sagen muss, dass ich in dem musikalischen Rahmen, in dem ich mich bewege, immer gut abliefern kann. Und das führt mich zur Frage, wo denn eigentlich die Referenz ist und wer diese definiert (hat)!? Man hat den Eindruck, dass sie irgendwo innerhalb der letzten 100 Jahre zu suchen ist. Aber was sind denn schon 100 Jahre? Bin ich ein schlechter Drummer, weil ich den Rosanna Shuffle nicht spielen kann und vermutlich nie werde? Muss ich den können, um einem gewissen Profi-Level anzugehören? Kann Ringo das spielen?
Was ich wirklich nicht kann, ist Jazz. Und zwar, weil ich den grundlegenden Puls noch nie richtig verstanden habe. Da geht es noch nicht mal um spezielle Fills. Ich habe einfach das Feeling (noch) nicht drin.
Er sagte, dass er zu James Browns Sex Machine gespielt habe (17 Minuten lange live Version) und dass man beim ersten Mal noch auszuckt, beim zweiten vielleicht auch noch, aber spätestens beim dritten Durchgang spielt man nur noch den Groove. So hat er das gelernt.
So ungefähr läuft das bei mir auch oft, nur halt auf meinem Level.
Ich glaube ja dass Ghostnotes nicht für den Hörer oder Tänzer bestimmt sind. Sie dienen allein dem Drummer die Zeiten zwischen den Noten auszufüllen um sich darauf abzustützen.
Ich hatte mal einen Aha-Moment diesbezüglich mit dem "Bang!" Drumbook von Hena Habegger (Gotthard), wo er so gut wie überall Ghostnotes spielt, von denen ich weniger als 1% auf der Aufnahme höre. VIelleicht sind auch meine Ohren so schlecht...habe mich dann jedenfalls gefragt, ob er das auch bei den früheren Gotthard-Alben schon so ausgiebig genutzt hat...
Nein. Eher das Gegenteil, viel zu oft verzeihen sich Schlagzeuger:innen "unsauberes" Spiel . Chad Smith hat gesagt, dass es keine gute Band mit einem "bad Drummer" gibt.
Gilt nicht Chad Smith sogar als "Hudler"?
Ich hatte mal einem Kollegen, der (klassisches) Schlagzeug studiert, ein Video von Chad Smith gezeigt, in dem er Doubles wild auf dem Drumset verteilt hat. Da meinte der Kollege, das wäre aber unsauber...
Eine Genre, die hier nicht genannt werden sollte (Schlager) vielleicht.
Warum sollte das hier nicht genannt werden? Wir hatten es hier kürzlich schonmal von Patrick Metzger (Beatrice Egli), der aus Four-on-the-Floor so einiges rausholt. Ich weiß, dass ich damit polarisiere, aber ich finde Schlager nicht gleich Schlager, vor allem live nicht. Wer mich extrem begeistert und inspiriert, ist Marko Duvjnak, der mit Andreas Gabalier tourt. Ich war dort schon mehrere Male live, weil das abgesehen von den Texten ein Rock-Konzert ist. Die Band und vor allem der Drummer sind für mich großartig. Und ich finde, Herr Duvnjak spielt zwar viel, aber doch immer bewusst eingesetzt. Besonders geil sind diese "over the bar fills"!