Endlich bin ich auch mal dazu gekommen, mir die Aufnahmen anzuhören. Alle Achtung, da liegt die Messlatte schon ordentlich hoch, wenn ich mir den überwiegenden Teil der Beiträge so anhöre, und man hört, dass die Einsender großenteils erfahrene Banddrummer mit viel Routine sind.
Den detaillierten Feedbacks meiner Vorposter kann ich mich fast uneingeschränkt anschließen, ohne mir jedoch Gedanken zu den Platzierungen gemacht zu haben, da das Ergebnis bereits feststeht und ich sicher nicht mehr ohne Bias an die Sache rangegangen wäre.
Da ein Aspekt der Challenges das "Voneinander Lernen" sein könnte, möchte ich ein paar Gedanken hier noch erwähnen, die mir in der Nachlese so durch den Kopf gingen, insbesondere Lexikon75 wegen deines vorsichtigen Widerspruchs gegenüber der unterstellten Überforderung.
Eigentlich hättest du nach dem, was du uns über deine Drummer-Vita erzählt hast, außer Konkurrenz antreten müssen. Vielleicht zur Erklärung meine Eindrücke dazu, ohne Anspruch auf Wahrheit, vielleicht aber trotzdem in dem einen oder anderen Punkt hilfreich? Bei dir hört man recht deutlich den Umstand, dass du während deiner gesamten Laufbahn mehr oder weniger nie in Bands gespielt hast. Die Schulband (?) zu Beginn fällt da nicht ins Gewicht. Und während man sich als Banddrummer ständig fragen muss, WIE man etwas spielt, damit es im Bandgefüge gut klingt, hast du dich möglicherweise bis heute - und das fällt mir nicht erst durch dein Hörbeispiel auf - immer nur darauf konzentriert, WAS du spielst, ohne dich mit Wahrnehmung und Wünschen deiner Mitmusiker auseinandersetzen zu müssen.
Die Gefahr dabei ist, dass man nicht lernt, musikdienlich zu spielen, sondern komplett losgelöst einen "technokratischen" Ansatz zu verfolgen, und das scheinst du bis ins Extrem zu betreiben. Da steht dann im Mittelpunkt nicht der tighte Vortrag, der sich unaufdringlich ins musikalische Gesamtbild einfügt, sondern das akademische "Auswendiglernen" von vordefinierten Ethüden. Und in dem Moment bin ich begrifflich zu 100% bei Nils und sehe eine Überforderung, nicht beim Umgang mit Händen und Füßen, sondern beim mentalen "Einrasten" deines Drummings auf die Musik beziehungsweise bei der Aufgabenstellung, zur Musik eigenständig, aber geschmackvoll zu trommeln.
Mein Eindruck ist, hier tickst du komplett anders als die überwiegende Mehrheit der Drummer, die ihren Part als Musiker primär im unerschütterlichen Time Keeping sehen und Technik nur so weit einsetzen, wie sie sie mehr oder weniger sicher - und damit unauffällig - unterbringen. Dein Weg war für dich sicher eine bewusste Entscheidung, lässt aber gewisse Teile dessen unberücksichtigt, was nach landläufiger Musikermeinung einen guten Drummer auszeichnet.
Ich finde deinen Ansatz ebenso berechtigt wie den "normalen", wenn er dazu geeignet ist, dir Freude zu bereiten, und wenn du selbst kein gesteigertes Interesse hast, mit anderen zu spielen, musst du dich schließlich auch vor niemandem beweisen. Wenn du deine Skills auch nach herkömmlicher Betrachtung verbessern willst, solltest du jedoch unbedingt verstehen, dass Probleme beim Timing keine Nebenkriegsschauplätze sind, sondern die "Mutter aller Probleme" beim Trommeln, weeeeit vor Paradiddles, Hertas, Odd-Meters und 7-gegen-9-Gedaddel.
Standpunkt unpassendes Gefrickel: Das "Gefrickel" sind streng genommen eigentlich nur Teile zweier bekannter Paradiddles-bezogen auf den Groove-Pattern.
Paradiddles ohne musikalische Intention sind streng genommen "Gefrickel"