Fast wie jedes Jahr war’s auch wiederum dieses Jahr auf der Mume. Es waren deutlich weniger Aussteller und nach meinem Eindruck auch weniger Besucher. Aber das kann täuschen. Die Gänge waren breiter und die Freiflächen noch freier. Das hat offenbar auch die Messeleitung überrascht, denn es lag eindeutig zu wenig Teppich.
Neben den üblichen Verdächtigen hatten sich noch mehr artfredemde Tierchen als sonst (Gitarren und solch komischer Kram) in die Trommelhalle verirrt. Das hat mir nicht so richtig gefallen und den „Exoten“ wird’s auch nicht Recht sein.
Trommeln und Bleche
Die Revolution habe ich nicht gefunden, aber ich habe sie auch nicht gesucht. Interessant fand ich ein weiteres und seltenes Set der Gattung Free Floating. Hersteller ist die Klangmacherei. Besonderes Feature (wobei FF allein schon was Besonderes ist): Holzspannreifen. Das Set war zwar lausig gestimmt, klang aber trotzdem gut. Man kann erahnen, was da geht. Ein Hingucker war für mich das Mapex Saturn in Walnut. Traumhaft. Walnut ist einfach ein tolles Finish. Das wußten die Amis ja schon immer… Bei Ibrahim Diril gibt es eine neue Linie, die sehr warm, weich & washy klingt. Dunkel, dunkel hab ich vergessen, dunkel also auch noch. Diese Becken gefielen mir sehr gut. Preislich liegt die Serie wie die anderen Dirils. Der türkischste Türke ist für mich Agop. Und was Istanbul Agop anbietet, ist ersteh Sahne. Die nicht mehr ganz so neuen OMs für Frau Blackman klingen immer noch gut und das alte Zeuch (Traditional, Mel Lewis, Turk…) ist für mich über jeden Zweifel erhaben. Benny Greb hat von Meinl neben dem Sandride jetzt auch eine sandige Hihat bekommen. Die zwo passen gut zusammen (wer hätt’s gedacht) und kosten wahrscheinlioch ein Vermögen. Paiste hat außer neuen Alpha-Tierchen nichts gezeigt. Das war sehr enttäuschend. Ebenso das Fehlen von Sonor. Man wußte es zwar vorher, aber in echt ist’s dann doch noch was anderes. Mume ohne Sonor ist wie Rippchen ohne Kraut (so oder ähnlich sagt der Frankfurter).
FF-Set von Klangmacherei
Kurioses
Eher zufällig entdeckte ich an einem Stand Alex Acuna. Ein Messebesucher ging auf ihn zu und fragte ihn nach Produktdetails von ein paar Timbales. Alex klöppelte mit Rods (!) auf den Timbales und spielte dann eine Cascara mit links und dazu mit der rechten Hand was gelockert Solistisches. Der Messebesucher wußte offensichtlich nicht, wen er da vor sich hatte und fragte ihn, was er denn da so spiele. Die Dinge nahmen ihren Lauf und so kam ich in den Genuß einer etwa halbstündigen Privatstunde, die Alex sehr ausführlich, nett und souverän zum Besten gab. Clave mit links, step-by-Unabhängigkeitsübungen mit rechts, dann mit Akzenten garniert anschließend ausgebaut an einem „Cajon-Drumset“ etcpp. Die Übungen waren schon richtige Musik. Wunderbar!
Ich weiß nicht mehr genau an welchem Stand das war, ich glaube Tama: Unterhalb eines Podestes waren Fächer, in denen viele Farbvarianten des gleichen Tomtysps präsentiert wurden. Ein gestandener Mittdreißiger testete konsequent alle Farben durch. Soweit ich das beurteilen konnte, klangen alle Farben gleich.
Musik 2,3,4...
Einer der Hauptgründe für mich die Messe zu besuchen, ist das immense Aufgebot an guten Musikern, die man bewundern darf. Auch dieses Jahr kam ich auf meine Kosten. Mein persönliches Highlight war Glenn Hughes bei Yamaha. Ich gestehe, daß ich glühender GH-Fan bin und von daher per se alles weltklasse ist, was der Mann macht. Doch der Reihe nach. Glenn und Gefolge standen auf der Bühne im ~100 m² großen Yamaha-Kabuff und mit einem trockenen Vorzähler brach der Sturm los: Stormbringer, danach Might Just Take Your Life und Sail Away. Alle drei Klassiker aus seiner Deep Purple-Zeit. Im Anschluß gab’s noch zwo Nummern von seiner CD Soul Mover, namentlich Let Me Bleed und das Titelstück des Albums. Glenn singt wirklich göttlich und die Band war o.k., aber die Lautstärke der Darbietung grenzte an Körperverletzung. Es ist mir schleierhaft, wie Yamaha das zulassen kann. Ich dachte, die wollen guten Sound „verkaufen“. Doch das, was da geboten wurde, empfand ich als Katastrophe. Ich habe auch einen Yamaha-Mitarbeiter darauf angesprochen. Er meinte, da könne man nichts machen, weil das die Band regelt. Super gemacht Yamaha! Nowas: Der Herr Trommler zeigte mal wieder eindrucksvoll, wie man Deep Purple-Nummern nicht spielen sollte. Durchknüppeln klingt einfach grausam. Es geht ja beileibe nicht darum Paicey zu kopieren, aber es muß halt irgendwie swingen. Das war leider überhaupt nicht seine Baustelle, wobei er bei Stormbringer nicht nur stilistisch, sondern auch Timing mäßig oft daneben lag. Vielleicht war’s auch die gar zu frühe Morgenstund, die das Übel verursachte. Er sah zu Beginn sehr danach aus.
Uli Jon Roth spielte nachmittags auf der Agorastage. ich war recht skeptisch, weil ich bisher nicht so recht wußte, was ich mit ihm anfangen sollte. Aber jetzt weiß ich’s: Einfach zuhören und genießen. Das war zwar alles ordentlich oldschool, aber es war sehr ordentlich. Der Mann hat einen klasse Ton und kann geschmackvoll Rockgitarre spielen. Dazu hat er eine bestens eingespielte Band, die wie eine gut geölte Maschine läuft. Roth mußte kurz aussetzen, weil eine Saite gerissen war. Er forderte seine Band auf, zur Überbrückung „was Nettes“ zu spielen. Haben sie auch gemacht. 
Ulf Stricker aka Metalfusion trat mit Ricky Garcia ebenfalls auf der Agorastage auf. Die Musik war nicht so ganz mein Fall, aber der Herr Stricker trommelt natürlich auf sehr hohem Niveau. Bei einer Ballade glänzte er durch eine super Drumorchestrierung. Das war schon oberamtlich. Wow. Schade, daß der Mixer keine Lust auf guten Sound hatte.
df@mume
Ein paar DFler habe ich auch getroffen. Manche, ob der Eile, nur im Vorbeigehen, bei Gerald hat’s für einen sehr netten (wie immer) und etwas ausführlicheren Schnack gereicht. Prima.
Und?
Fades Essen zu gesalzenen Preisen, weniger ist mehr (Aussteller -> Platz), gute Mucke, dolle Musiker, viel Equipment, massenhaft tolle Sachen, von denen ich nur wenig gebrauchen kann. Nach der Messe hat man so ein Sättigungsgefühl, daß einem sagt: „Nächstes Jahr machst Du mal Pause.“
Also dann bis nächstes Jahr
fwdrums