Beiträge von nils

    Es soll ein Pearl sein

    Das ist höchstwahrscheinlich kein Pearl. Die Böckchen könnten Pearl sein, Tomaufhängung gab es aber so nie bei Pearl, sieht eher aus wie TAMA, wobei die Rosette auf der Bassdrum eher nach Yamaha aussieht. Der Mix der von unterschiedlichen Herstellern kopierten Hardwaredesigns deutet auf irgendeinen NoName Hersteller hin.

    Das ist schon etwas "lazy" gespielt, weil weder ganz Fisch noch Fleisch. Aber so war das damals eben. Da gings mehr um Vibe als um Perfektion.

    Ich kenne das als "inbetween feel" aus dem Second Line Drumming, das ganz absichtsvoll so gespielt wird (New Orleans und so...). Für mich ist das Absicht, Faulheit oder schlampiges Spiel sehe ich eher nicht.

    Wie machst du das, wenn du vorher das Reso abnehmen musstest, in einer eher lauten Umgebung?

    Erst Falten-raus, dann abklopfen. Das kriege ich auch hin, wenn es laut ist, es sollte nur grad keine andere Band spielen. Ich brauche auch nur wenige Sekunden halbwegs Ruhe, um das hinzukriegen.

    Kürzlich spielte ich in einem Raum, da klang alles unnatürlich spitz und grell,

    Sowas passiert z.B. auch in Festzelten. Die sind nämlich für hohe Frequenzen schallhart (=>reflektieren den Schall) und für tiefe schallweich (=>lassen den Schall durch). So bleibt genau das drinnen, was man nicht braucht und das was man haben will, verschwindet im Nirwana.


    Je nach Raum etwa +/- 2 Minuten.

    ? Wow. Da merkt man wohl die lange Übung.

    Die trägt sicher dazu bei. Aber die Prozedur ist wirklich an der ganzen Stimmerei so ziemlich der leichteste Teil und lässt sich ziemlich schnell auf Geschwindigkeit trainieren. Das schwierigste am Stimmen bleibt, das Fell in Stimmung mit sich selbst zu bringen.


    Am Freitag z.B. hatte ich mit dem Kleinmusikverein einen Kneipengig. Um Platz beim Transport zu sparen, hatte ich die beiden Toms in die 16er Bassdrum getan, musste also beim Aufbau in jedem Fall das Bassdrumreso komplett neu stimmen. Das hat dann vielleicht mit allem drum und dran (8 Schrauben wieder rein und so) drei Minuten gedauert und der Sound war fett. Dabei hat die Holzbühne sicher etwas geholfen :)

    Und ist das nur beim Tunen der Bass drum so wichtig, oder stellst du auch andere Felle danach ein?

    Die Schallwellen der Grundfrequenz einer Bassdrum sind besonders lang, sie liegen im Bereich zwischen fast 7m (50 Hz) und etwa 3,81m (90 Hz). Für solche Wellenlängen passt häufig eine halbe, ganze, oder weitere Vielfache der halben Wellenlänge zwischen Wände und /oder Decke und Boden. Daher ist die Wirkung besonders deutlich. Bei Snares habe ich aber auch schon erlebt, dass man deutlich umstimmen muss, weil der Raum es erforderte. In meinem ehemaligen Proberaum machte ein halber Meter den Unterschied zwischen voll fett und mitleiderregend dünn.

    Wenn aber ein Tom in der Reihe irgendwie als zu dünn herausfällt, sollte man es mal umstimmen, um herauszufinden, ob es hilft.

    Der entscheidende Faktor ist, dass man mit der Tonhöhe eine Raummode trifft

    Hast du da einen praktikablen Trick an der Hand? Wie gehst du beim Gig konkret vor? Berechnen dürfte ja kaum sinnvoll hinhauen.

    Meine Methode ist,

    - zuerst das Schlagfell so einzustellen, dass der Kick (Attackanteil) passt und bringe es in Stimmung mit sich selbst

    - dann reguliere ich noch die Dämpfung

    - Danach stimme ich das Reso so tief wie möglich und stimme es anschließend in SEHR KLEINEN SCHRITTEN hoch (* : ca. 1-2 [Winkel]Minuten pro Schritt, also so viel, wie der Minutenzeiger sich in 1-2 min weiterbewegt).

    - Nach jedem Schritt teste ich, ob ich eine Raummode getroffen habe. Dazu schlage ich zuerst das Reso mit einem Mallet und wenn dabei der Tiefton länger in der Luft bleibt als vorher, lasse ich jemanden die Bassdrum treten, während ich im Zuschauerbereich herumlaufe.

    - Ggf. stimme ich langsam weiter hoch, um den Ton noch genauer zu treffen.

    - Bin ich darüber hinausgeschossen, drehe ich etwas weiter wieder zurück und nähere mich dem Ton erneut von unten an.


    Die meisten Räume haben mehrere brauchbare Raummoden, daher kann man, wenn man immer weiter hochstimmt, i.d.R. nach jeder Raummode ein "Tal" finden und danach wieder einen Ton, bei dem die Energie lange in der Luft bleibt. Am Ende entscheidet man sich für den Ton aus den gefundenen, der einem am besten gefällt.


    P.S.: Das mache ich im übrigen auch bei Studiojobs für andere Trommlerinnen so.

    Für Rock funktionierten für mich nicht:

    Hipgig - 16 ist einfach zu klein

    22x8 - zu wenig Volumen

    18 x 14 - zu wenig Rumms

    Ich möchte meinen, wenn eh immer ein Mikro zur Verfügung steht, machst du keinen Fehler mit der Größe.

    Sofern mikrofoniert wird, ist die Größe praktisch beliebig, wobei kleine Bassdrums kompakter klingen als große, da wabert nicht so viel Luft drin herum. Ohne Mikro muss man sich ein wenig Mühe beim Stimmen geben, aber dann geht's auch mit kleinen Größen. Der entscheidende Faktor ist, dass man mit der Tonhöhe eine Raummode trifft, dann klingt jede Bassdrum groß. Ich gehe jede Wette ein, dass eine genau auf den Raum gestimmte 18er eine schlecht gestimmte 24er in den Schatten stellt.

    Ich übe derzeit überhaupt nicht. Die Proben und Gigs mit der Band und für die anderen Projekte lasten mich trommeltechnisch voll aus.


    In dem Theaterprojekt, wo ich neulich einige Aufführungen hatte, haben wir einen Großteil der Musik selbst entwickelt. Es ging viel darum, Atmosphäre zu schaffen, ähnlich wie Filmmusik war das mal flächig und mal auch eher ein Geräuschteppich. Ich hab an zwei Stellen z.B. mit einer großen, leeren Bassdrum und einer Snare, gespielt mit Mallets, Gefechtslärm emuliert.


    Dazu gab es einige, teils sehr alte, Lieder, die ich sonst wohl nie gespielt hätte:

    - Die Wacht am Rhein (Marschmusik)

    - Morgen marschieren wir (Marschmusik)

    - Lieb Vaterland (Adaption der In Extremo Version von Die Wacht am Rhein)

    - Die Legende vom toten Soldaten (Berthold Brecht)

    - Adaptionen von Deathzone und Hall of the Mountain King (Apocalyptica)

    Ohne Vorgabe, also wenn die eigene Kreativität gefragt ist, sind wir natürlich direkt auf einem sehr viel höheren Niveau.

    Abgesehen davon kämen wir mit einem Ansatz ohne Vorgaben schnell dahin, dass man Äpfel mit Birnen vergleicht. Der Bumm-Tschack-Ansatz hat ja gerade zu einer gewissen Vergleichbarkeit geführt, die einen Wettbewerb sinnvoll erscheinen lässt.