Beiträge von nils

    dann ist abdämpfen von Fellen ein Frevel und man wird dafür in der Hölle in einen Raum ohne Schlagzeug gesperrt, nur mit einer Cajon und einem Bassisten mit schlechtem Timing...

    Jaha, und das mit Recht! :evil:


    Na klar dämpfe ich gelegentlich, aber tatsächlich reize ich zuerst die stimmtechnischen Möglichkeiten aus und dämpfe dann gerade so viel wie nötig. Zum Einsatz kommt dabei Gaffer auf den Fellen oder der Adoro Ring-Go, in kleine Knäuel gerollte Kissenfüllung in größeren Toms, Wolldecke in der Bassdrum, manchmal auch Mr. Muff auf dem Schlegel..

    Beim Adoro hingegen gibt es rauhe Stellen und dann wieder ganz glatte.

    Das liegt daran, dass es von Hand gesandstrahlt wird, und Handarbeit nicht immer ganz so gleichmäßig ist, wie Maschinenarbeit. Klanglich sind die Adoro Heritage ganz anders als die Remo, weil sie viel dünner sind. Die Remos sind beschichtet, während die Adoros aus Vollmaterial, also Folie mit 7,5mil Dicke und eingearbeiteten Fasern ohne Beschichtung bestehen, während die Remo aus 10mil dicker Folie bestehen und darauf die relativ dicke Faserbeschichtung aufgebracht ist.


    Hier ein Felltestvideo von Kris Redus.


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    Grenzflächen haben aber auch den Nahbesprechungseffekt und klingen ganz anders als dynamische Bassdrum-Mikrofone.

    Der Nahbesprechungseffekt ist bei allen Mikrofonen mit offenen Kapseln zu finden, denn die sind alle sog. Druckgradientenempfänger, was nichts anderes bedeutet, als dass sie die Differenz des Schalldrucks zwischen vorne und hinten empfangen. Alle Gradientenempfänger (auch Schallschnelle-Empfänger genannt) haben eine Richtcharakteristik, weil die Schalldruckdifferenz ebenfalls eine Richtung hat, und den Nahbesprechungseffekt.


    Dagegen haben Druckempfänger eine geschlossene Kapsel und sind grundsätzlich ungerichtet, weil Druck keine Richtung hat. Druckempfänger mit abweichender Richtcharakteristik haben diese IMMER aufgrund der Geometrie der umgebenden Bauteile, etwa ein Richtrohr oder das Handygehäuse. Alle Druckempfänger haben den sog. Druckstaueffekt (sobald das Hindernis größer ist, als die Wellenlänge des auftreffenden Schalls), der zu einer Erhöhung des Schalldrucks oberhalb des bauartbedingten Grenzfrequenz kommt. Der Druckstaueffekt bewirkt eine Verdoppelung des Schalldrucks, was 6dB entspricht.


    f = c/d

    mit

    c: Schallgeschwindigkeit 343 m/s

    d: Durchmesser des Hindernisses in m

    f: Frequenz


    Dies spielt allerdings bei den meisten geschlossenen Kapseln keine Rolle, denn bei einem Membrandurchmesser von 1cm liegt die Grenzfrequenz bei 34300Hz. Sehr große Membranen haben aber eine auf dem Druckstaueffekt basierende Höhenanhebung. Dafür muss die Membran schon >=2,5cm groß sein.


    Die meisten Grenzflächenmikros sind Kondensatormikros. Bei einer typischen Grenzfläche mit offener Kapsel gibt es nun beide Effekte, auch wenn die Membran sehr klein ist. Da die Kapsel quasi bündig mit der umgebenden Grenzfläche ist (=>Boden, Wand, Decke...), ist die Grenzfläche immer größer als die Wellenlänge, wodurch der Schalldruck für alle Frequenzen verdoppelt ist. So hat man aufgrund der physikalischen Eigenschaften der Anordnung ein wesentlich verbessertes Primärsignal. Der Nahbesprechungseffekt macht die Bassdrum untenrum nochmal dicker, als sie ohnehin schon ist.


    denn ne Kugel Lässt sich auch "teilen"

    Eine Kugelcharakteristik ist typisch für geschlossene Kapseln, wie etwa die Elektret-Mikros in Mobiltelefonen. Die abweichende Charakteristik Halbkugel entsteht, wenn man eine solche geschlossene Kapsel verwendet, um ein Grenzflächenmikro zu bauen, durch die Bauform. Die Hälfte der Kugel liegt auf der anderen Seite der Grenzfläche und kann daher nicht genutzt werden, übrig bleibt die Halbkugel.

    So ähnlich ist es auch mit der Halbniere, die quasi liegend auf der Grenzfläche verläuft und deren eine Hälfte ebenfalls auf der anderen Seite der Grenzfläche liegt.

    Noch nicht selbst probiert, aber schon mehrfach gelesen, dass man ne Grenzfläche vor die Bassdrum auf den Boden legen kann und durchaus gute Ergebnisse damit erzielt. Glaub, auch Member nils hat das mehrfach hier beschrieben

    Doch, das geht ganz wunderbar. Bei mir ist es sogar eine ganz billige, die Behringer BA-19A für einen guten Fuffy.

    Ich bin von Grenzfläche innen ausgegangen. Man lernt nie aus :) Liebe Grüße!

    Innen klappt das auch. Im Proberaum liegt sie davor, auf der Bühne ist sie meist drinnen, ohne großes Loch im Reso.

    Grenzfläche ist nix für geschlossene BD.

    Noch nicht selbst probiert, aber schon mehrfach gelesen, dass man ne Grenzfläche vor die Bassdrum auf den Boden legen kann und durchaus gute Ergebnisse damit erzielt. Glaub, auch Member nils hat das mehrfach hier beschrieben

    Doch, das geht ganz wunderbar. Bei mir ist es sogar eine ganz billige, die Behringer BA-19A für einen guten Fuffy.

    Hier mal ein vermeintlich guter Vergleich.

    Wir haben vor einigen Jahren beim DF-Treffen in Bremen zwei baugleiche Pearl Toms, eins aus Ahorn und eins aus Birke, klanglich blindverkostet. Jeder durfte auf einem Zettel notieren, welches er für welches Holz hielt. Die Ergebnisse waren zufallsverteilt, also hat niemand die Holzsorten identifizieren können.

    Außerdem: Wird nicht regelmäßig gesagt, dass dicke schwere Kessel das beste wären und dabei das Material wumpe? Oder halluziniere ich jetzt? Da müssten doch die "neuen Vintage" Trommeln und die dicken Kübel aus den 80ern geradezu perfekt sein.

    Es kommt drauf an, was man will. Willst du "voll in die Fresse" mit viel Attack, sind dicke Kübel a la Sonor Signature das Mittel der Wahl, willst du sanften, warmen Vintage-Sound dann eher nicht. Es kommt also drauf an, ob dein Vintage-Vorbild die 1960er oder die 1980er sind.

    Es sind dickere Kessel

    Genau das irritiert mich an der Vintage-Serie. Die meisten TrommlerInnen meinen mit dem warmen Vintage-Sound ja eher das, was Trommeln aus dünnen Kesseln mit Verstärkungsringen von sich geben. Leichte Trommeln, die relativ wenig Attack und im Verhältnis viel Ton produzieren. Das Sonor Vintage hat aber mit den dicken Kesseln eher eine Nähe zum Phonic/Signature-Universum, also in die 1980er. Sind die 80er jetzt schon Vintage?

    Wäre dann das Natal Zenith mit, Die 3-lagigen Kessel aus 1,8 mm Ahorn, 2,4 mm Esche und einer weiteren Lage 1,8 mm Ahorn und Verstärkungsringen, das bessere Vintage?

    Wenn du nach einem ähnlichen Sound, wie bei alten Ludwigs suchst, dann ja.

    Es sind dickere Kessel

    Genau das irritiert mich an der Vintage-Serie. Die meisten TrommlerInnen meinen mit dem warmen Vintage-Sound ja eher das, was Trommeln aus dünnen Kesseln mit Verstärkungsringen von sich geben. Leichte Trommeln, die relativ wenig Attack und im Verhältnis viel Ton produzieren. Das Sonor Vintage hat aber mit den dicken Kesseln eher eine Nähe zum Phonic/Signature-Universum, also in die 1980er. Sind die 80er jetzt schon Vintage?

    Gibt es eine Art grobe "Faustregel", wie sich diese Parameter auf den Sound auswirken?

    Gesamtmasse/Gesamtgewicht der Trommel im Verhältnis zum Durchmesser: je schwerer die Trommel (Kesseldicke, Metallteile wie Böckchen und Spannreifen), desto stärker wird der Attack betont, die Trommel ist lauter, als eine leichter gebaute Trommel. Gussspannreifen straffen zusätzlich durch geringere Durchbiegung zwischen den Schrauben das Obertonspektrum


    Holzart/Kesselmaterial: lässt man den Gewichtsfaktor raus (Siehe voriger Punkt) beeinflusst das Kesselmaterial den Klang im Wesentlichen durch die Absorptionseigenschaften, also innere Reibung, insgesamt wird dieser aber meist überschätzt, denn damit verkauft man Trommeln.


    Kesselaufbau (Orientierung der Holzlagen etc.): neben dem Gewicht ist die Verwindungssteifheit der resultierende Klangfaktor. Je steifer, desto höher der Kesseleigenton. Dessen Bedeutung wird aber auch gerne aus Marketinggründen überschätzt.


    Gratung: je runder, desto mehr Reibung des Fells auf der Gratung. Reibung = Dämpfung => je runder die Gratung, desto weniger Obertöne

    "Es ist zwar physikalisch nicht ganz korrekt, aber stelle es dir so vor, als ob die Energie immer in Richtung des tiefer gestimmten Fells wandert."

    Naja, es handelt sich um ein dynamisches System. Dynamische Systeme sind Systeme, die zugeführte Energie mindestens teils zeitweise speichern und erst verzögert wieder abgeben. Im Falle der Trommel handelt es sich zunächst um Bewegungsenergie in Form von Schwingungen, die im Laufe des Schwingungsgeschehens teils in Wärme umgewandelt wird (Reibung), teils in Schall.


    Dabei ist die Verteilung der noch im System befindlichen Energie Veränderungen unterworfen. Im Moment des Schlages ist alle Energie zunächst in der Schwingung des Schlagfells und in der an dieses angrenzenden Luftsäule, die komprimiert wird. Mit Schallgeschwindigkeit breitet sich diese in Richtung Resonanzfell aus und regt es ebenfalls zum Schwingen an, was bedeutet, dass ein Teil der Energie nun in der Schwingung des Reso ist. Beide Felle und die Luftsäule schwingen weiter und geben die Energie nach und nach teils als Schall an die Luft ab, teils wird sie durch Reibung in Wärme umgewandelt, die dann auch nach und nach an die Umgebung abgegeben wird. Insofern ist die Verteilung der Energie im schwingenden System kontinuierlichen Veränderungen unterworfen.


    Wenn man genau hinhört, kann man feststellen, dass zwar ein resultierender Grundton des Gesamtsystems Trommel aus den tonalen Verhältnissen entsteht, dieser sich aber im Verlauf des Sustains leicht schwankt. Ist das Reso tiefer als das Schlagfell gestimmt, fällt der Pitch im Verlauf ab, ist es höher gestimmt, steigt er hinten raus leicht an*. Daraus könnte man schließen, dass tatsächlich im Verlauf die Energie zu Beginn vorwiegend im Schlagfell ist, zum Ende des Verlaufs aber relativ gesehen mehr Energie im Reso.


    * : Aufgrund dieses Phänomens kann ich sogar übers Telefon hören, in welcher Klangzone eine Trommel ist, respektive welches Fell höher und welches tiefer als das andere gestimmt ist.

    Was sagt die physik dazu?

    Ich verwende das Modell der Trommel als lineares, zeitlich invariantes, schwingendes System, das auf die Störung (Schlag mit dem Stick) mit der Impulsantwort als Ausgangssignal reagiert. Dieser Ansatz stammt aus der Systemtheorie, die mir im Elektrotechnik-Studium begegnet ist.

    Im Hintergrund kommt hier die Laplace-Transformation zu Einsatz, mit deren Hilfe man das Verhalten dynamischer Systeme beschreibt.


    Ohne jetzt zu tief in die Theorie zu gehen, ist meine Sicht auf die Trommel so:

    Es handelt sich um ein schwingendes System aus mehreren gekoppelten Oszillatoren (Trommelkessel und Felle), von denen zwei eine direkt einstellbare Eigenfrequenz haben (Felle). Die Kopplung ist sowohl über die Gratungen, als auch über die Luftsäule gegeben. Wegen der Kopplung kann keiner der beteiligten Oszillatoren mit seiner Eigenfrequenz schwingen und die resultierende Systemantwort (Hüllkurve und Spektrum) hängt unmittelbar von den Verhältnissen der Eigenfrequenzen der Oszillatoren sowie der beteiligten schwingenden Massen ab.


    Der Trommelkessel nimmt dabei zwar am Schwingungsgeschehen teil, strahlt aber praktisch keinen Schall ab, da seine Bewegung longitudinal ist.

    Er behauptet, das Sustain wäre mit höher gestimmtem Schlagfell kürzer. Das nehme ich nicht so wahr. Ich hab den Eindruck, dass das Sustain jeweils Frequenzabhängig ist und man da keine pauschale Aussage treffen kann.

    Dass der Grundton mit höher gestimmtem Reso verhältnismäßig lauter ist stimmt allerdings.

    Ehrlich gesagt sehe ich das anders und so habe ich es auch in meinem Werk dazu aufgeschrieben.


    Die Grundregel, die ich propagiere ist:

    Je größer die tonale Differenz zwischen den Fellen, desto kürzer wird das Sustain. Dabei gibt es ganz schmale Frequenzfenster, bei denen das nicht so zutrifft, weil so ein schwingendes System in gewissen Konfigurationen auch mal Überschwinger zeigt.


    Ich teile die Stimmungsvarianten in drei Zonen:

    - resonante Zone: beide Felle gleich gestimmt, Obertöne und Sustain sind maximal

    - warme Zone: Reso höher als Schlagfell, mittige Obertöne werden betont, dadurch ist der Klang bauchig und warm, das Sustain ist kompakt und kürzer al bei resonanter Stimmung

    - flache Zone: Reso ist tiefer als Schlagfell, Grundton wird dominant, vorwiegend hohe Obertöne im Klangbild, die mit sehr wenig Dämpfung schon eliminiert werden können, Sustain ist gegenüber resonanter Stimmung ebenfalls verkürzt


    Bei allen Stimmungen kommt es auch immer darauf an, wo im stimmbaren Bereich der jeweiligen Trommel man unterwegs ist, je weiter am oberen Ende man ist, desto weniger treten die Unterschiede hervor.