Beiträge von nils

    Außerdem: Wird nicht regelmäßig gesagt, dass dicke schwere Kessel das beste wären und dabei das Material wumpe? Oder halluziniere ich jetzt? Da müssten doch die "neuen Vintage" Trommeln und die dicken Kübel aus den 80ern geradezu perfekt sein.

    Es kommt drauf an, was man will. Willst du "voll in die Fresse" mit viel Attack, sind dicke Kübel a la Sonor Signature das Mittel der Wahl, willst du sanften, warmen Vintage-Sound dann eher nicht. Es kommt also drauf an, ob dein Vintage-Vorbild die 1960er oder die 1980er sind.

    Es sind dickere Kessel

    Genau das irritiert mich an der Vintage-Serie. Die meisten TrommlerInnen meinen mit dem warmen Vintage-Sound ja eher das, was Trommeln aus dünnen Kesseln mit Verstärkungsringen von sich geben. Leichte Trommeln, die relativ wenig Attack und im Verhältnis viel Ton produzieren. Das Sonor Vintage hat aber mit den dicken Kesseln eher eine Nähe zum Phonic/Signature-Universum, also in die 1980er. Sind die 80er jetzt schon Vintage?

    Wäre dann das Natal Zenith mit, Die 3-lagigen Kessel aus 1,8 mm Ahorn, 2,4 mm Esche und einer weiteren Lage 1,8 mm Ahorn und Verstärkungsringen, das bessere Vintage?

    Wenn du nach einem ähnlichen Sound, wie bei alten Ludwigs suchst, dann ja.

    Es sind dickere Kessel

    Genau das irritiert mich an der Vintage-Serie. Die meisten TrommlerInnen meinen mit dem warmen Vintage-Sound ja eher das, was Trommeln aus dünnen Kesseln mit Verstärkungsringen von sich geben. Leichte Trommeln, die relativ wenig Attack und im Verhältnis viel Ton produzieren. Das Sonor Vintage hat aber mit den dicken Kesseln eher eine Nähe zum Phonic/Signature-Universum, also in die 1980er. Sind die 80er jetzt schon Vintage?

    Gibt es eine Art grobe "Faustregel", wie sich diese Parameter auf den Sound auswirken?

    Gesamtmasse/Gesamtgewicht der Trommel im Verhältnis zum Durchmesser: je schwerer die Trommel (Kesseldicke, Metallteile wie Böckchen und Spannreifen), desto stärker wird der Attack betont, die Trommel ist lauter, als eine leichter gebaute Trommel. Gussspannreifen straffen zusätzlich durch geringere Durchbiegung zwischen den Schrauben das Obertonspektrum


    Holzart/Kesselmaterial: lässt man den Gewichtsfaktor raus (Siehe voriger Punkt) beeinflusst das Kesselmaterial den Klang im Wesentlichen durch die Absorptionseigenschaften, also innere Reibung, insgesamt wird dieser aber meist überschätzt, denn damit verkauft man Trommeln.


    Kesselaufbau (Orientierung der Holzlagen etc.): neben dem Gewicht ist die Verwindungssteifheit der resultierende Klangfaktor. Je steifer, desto höher der Kesseleigenton. Dessen Bedeutung wird aber auch gerne aus Marketinggründen überschätzt.


    Gratung: je runder, desto mehr Reibung des Fells auf der Gratung. Reibung = Dämpfung => je runder die Gratung, desto weniger Obertöne

    "Es ist zwar physikalisch nicht ganz korrekt, aber stelle es dir so vor, als ob die Energie immer in Richtung des tiefer gestimmten Fells wandert."

    Naja, es handelt sich um ein dynamisches System. Dynamische Systeme sind Systeme, die zugeführte Energie mindestens teils zeitweise speichern und erst verzögert wieder abgeben. Im Falle der Trommel handelt es sich zunächst um Bewegungsenergie in Form von Schwingungen, die im Laufe des Schwingungsgeschehens teils in Wärme umgewandelt wird (Reibung), teils in Schall.


    Dabei ist die Verteilung der noch im System befindlichen Energie Veränderungen unterworfen. Im Moment des Schlages ist alle Energie zunächst in der Schwingung des Schlagfells und in der an dieses angrenzenden Luftsäule, die komprimiert wird. Mit Schallgeschwindigkeit breitet sich diese in Richtung Resonanzfell aus und regt es ebenfalls zum Schwingen an, was bedeutet, dass ein Teil der Energie nun in der Schwingung des Reso ist. Beide Felle und die Luftsäule schwingen weiter und geben die Energie nach und nach teils als Schall an die Luft ab, teils wird sie durch Reibung in Wärme umgewandelt, die dann auch nach und nach an die Umgebung abgegeben wird. Insofern ist die Verteilung der Energie im schwingenden System kontinuierlichen Veränderungen unterworfen.


    Wenn man genau hinhört, kann man feststellen, dass zwar ein resultierender Grundton des Gesamtsystems Trommel aus den tonalen Verhältnissen entsteht, dieser sich aber im Verlauf des Sustains leicht schwankt. Ist das Reso tiefer als das Schlagfell gestimmt, fällt der Pitch im Verlauf ab, ist es höher gestimmt, steigt er hinten raus leicht an*. Daraus könnte man schließen, dass tatsächlich im Verlauf die Energie zu Beginn vorwiegend im Schlagfell ist, zum Ende des Verlaufs aber relativ gesehen mehr Energie im Reso.


    * : Aufgrund dieses Phänomens kann ich sogar übers Telefon hören, in welcher Klangzone eine Trommel ist, respektive welches Fell höher und welches tiefer als das andere gestimmt ist.

    Was sagt die physik dazu?

    Ich verwende das Modell der Trommel als lineares, zeitlich invariantes, schwingendes System, das auf die Störung (Schlag mit dem Stick) mit der Impulsantwort als Ausgangssignal reagiert. Dieser Ansatz stammt aus der Systemtheorie, die mir im Elektrotechnik-Studium begegnet ist.

    Im Hintergrund kommt hier die Laplace-Transformation zu Einsatz, mit deren Hilfe man das Verhalten dynamischer Systeme beschreibt.


    Ohne jetzt zu tief in die Theorie zu gehen, ist meine Sicht auf die Trommel so:

    Es handelt sich um ein schwingendes System aus mehreren gekoppelten Oszillatoren (Trommelkessel und Felle), von denen zwei eine direkt einstellbare Eigenfrequenz haben (Felle). Die Kopplung ist sowohl über die Gratungen, als auch über die Luftsäule gegeben. Wegen der Kopplung kann keiner der beteiligten Oszillatoren mit seiner Eigenfrequenz schwingen und die resultierende Systemantwort (Hüllkurve und Spektrum) hängt unmittelbar von den Verhältnissen der Eigenfrequenzen der Oszillatoren sowie der beteiligten schwingenden Massen ab.


    Der Trommelkessel nimmt dabei zwar am Schwingungsgeschehen teil, strahlt aber praktisch keinen Schall ab, da seine Bewegung longitudinal ist.

    Er behauptet, das Sustain wäre mit höher gestimmtem Schlagfell kürzer. Das nehme ich nicht so wahr. Ich hab den Eindruck, dass das Sustain jeweils Frequenzabhängig ist und man da keine pauschale Aussage treffen kann.

    Dass der Grundton mit höher gestimmtem Reso verhältnismäßig lauter ist stimmt allerdings.

    Ehrlich gesagt sehe ich das anders und so habe ich es auch in meinem Werk dazu aufgeschrieben.


    Die Grundregel, die ich propagiere ist:

    Je größer die tonale Differenz zwischen den Fellen, desto kürzer wird das Sustain. Dabei gibt es ganz schmale Frequenzfenster, bei denen das nicht so zutrifft, weil so ein schwingendes System in gewissen Konfigurationen auch mal Überschwinger zeigt.


    Ich teile die Stimmungsvarianten in drei Zonen:

    - resonante Zone: beide Felle gleich gestimmt, Obertöne und Sustain sind maximal

    - warme Zone: Reso höher als Schlagfell, mittige Obertöne werden betont, dadurch ist der Klang bauchig und warm, das Sustain ist kompakt und kürzer al bei resonanter Stimmung

    - flache Zone: Reso ist tiefer als Schlagfell, Grundton wird dominant, vorwiegend hohe Obertöne im Klangbild, die mit sehr wenig Dämpfung schon eliminiert werden können, Sustain ist gegenüber resonanter Stimmung ebenfalls verkürzt


    Bei allen Stimmungen kommt es auch immer darauf an, wo im stimmbaren Bereich der jeweiligen Trommel man unterwegs ist, je weiter am oberen Ende man ist, desto weniger treten die Unterschiede hervor.

    Ich denke aber auch, dass es was mit der Persönlichkeit zu tun hat, wenn man auf dieser Schiene "hängenbleibt".

    Ich habe in den 1990ern in so einer Band gespielt. Da war nicht einer der Musiker mit dem Ehrgeiz, etwas Eigenes zu machen, die hatten noch nie kreativ gearbeitet. Nur der eine Sänger hatte in seinem Leben ein einziges Lied geschrieben. Mir war die Haltung schon damals fremd und ich hätte diesen Job, denn nichts anderes war es, nicht machen können, ohne gleichzeitig eine eigene Band mit eigenem Material zu haben.

    Nach meiner Wahrnehmung lässt sich mit gegenüberliegend abgedämpftem Fell schon genauer und einfacher stimmen.

    Wenn es dir so leichter fällt, ist nichts dagegen einzuwenden.


    Ich weiss, dass es huer eigentlich um die Intervalle zwischen den Toms geht, aber dubhast ja auch das Verhältnis der Fwllw zueinander thematisiert. Grundsätzlich sehe ich beim tonalen Verhältnis zwischen Schlagfell und Reso immer das Problem, dass man zwar theoretisch Intervalle festlegen kann, um den Klangcharakter der Trommel einzustellen, aber nach meiner Erfahrung ist der Einfluss des umgebenden Raums und dessen akustischer Eingeschaften so gravierend, dass man mit "Ich stimme das Reso immer eine Terz höher als das Schlagfell" häufig nicht zum Ziel kommt.

    Gibt's denn Rückmeldungen zum Inhalt? :)

    Grundsätzlich freut mich sehr, dass die Informationen, die du gibst, korrekt sind und du nicht ins Esoterische abgleitest, wie ich schon bei anderen Stimmvideos gesehen habe. Wenn ich nichts übers Stimmen wüsste, könnte ich mit deinem Video schon mal recht gezielt loslegen, da die grundlegenden Dinge enthalten sind. Natürlich könnte man noch viel mehr dazu sagen und detaillierter erklären, wenn man mehr Zeit hat, aber für die knapp 7 Minuten sind die wichtigen Dinge schon schön verdichtet.


    Was man als Gebrauchsanleitung zu deinem Video sagen sollte, ist, dass die Trommeln mit Nahmikrofonierung aufgenommen wurden, was die Ergebnisse verzerrt. Eine reine Raummikrofonierung (auch nicht typische Overheads) hätte Unterschiede realistischer abgebildet.


    Weitere inhaltliche Anmerkungen meinerseits wären:

    - Gründe für 2 Stimmschlüssel: zu den genannten Gründen kommt noch hinzu, dass das Fell bei gleichzeitiger Arbeit an gegenüberliegenden Schrauben symmetrisch gespannt wird und so an seinem Platz bleibt, während bei asymmetrischem Zug das Fell schon mal seitlich über die Gratung rutschen kann, wodurch die Zentrierung leidet.

    - ich rate meist vom Abdämpfen des gegenüberliegenden Fells ab, zum einen, wie du erwähnt hast, wegen der Veränderung des Pitches am ungedämpften Fell, zum anderen, weil typische Situationen mit Stimmbedarf sowas nicht zulassen, wie etwa ein fertig mikrofoniertes Set auf der Bühne. Deshalb sollte man lernen, alle wichtigen Dinge im Originalzustand der Trommel zu hören

    - die schwingende Masse kann man nicht nur durch Aufbringen von zusätzlichem Material auf die Felle verändern, sondern auch durch die Fellauswahl selbst. Mehrlagige Felle sind meist schwerer als einlagige. Mehr Masse bedeutet dabei mehr Bumms, aber auch weniger relevante Obertöne, wenn diese Masse im Schlagfell sitzt. Daher verwende ich manchmal ein dopellagiges Reso für mehr Masse, behalte damit aber fast alle Obertöne am Schlagfell.

    Mir ist nicht klar, warum ich es bisher nicht geschafft habe, hier Bilder zu posten, aber nun denn.


    Mein Endorser Kit bei der Fernsehaufzeichnung Dezember 2022 in der Straßenbahn. Adoro Sweet Sixteen in 16-8-10-12-12SN


    Mein Gig-Kit von 2015, wie ich es ganz ähnlich immer noch verwende, Pearl BLX 16-8-10-8SN. Das 8er wandert mittlerweile meist nach oben neben die HiHat.


    Mit dem Cajon-als-Bassdrum-Kit habe ich auch oft gespielt.


    Das Corona-Kit:


    Und wenn du denkt, es geht nicht kleiner, dann...



    Es gibt noch weitere Kits, aber ich hab grad keine Bilder parat.