Beiträge von nils

    Am letzten Wochenende stolperte ich zufällig über eine weitere Abhandlung (siehe Anhang), recht passend zum gerade diskutierten Thema. Nennt sich "The passive Shell Theory" aus dem Werk "The Drummers Drum 1987", verfasst von diversen Professoren und Doktoren, unter anderem von der Uni Braunschweig. Hast Du das zufällig? Ich werde da auf Anhieb nicht fündig ... LG Toddy


    Der Text ist ja interessant. Die als Quellen angegebenen Werke von Ingolf Bork und H. Meyer kenne ich nicht, so wie ich Herrn Bork aber von anderen Veröffentllichungen kenne, hat das Hand und Fuß. Die Fakten des Textes teile ich, aber dessen Schlussfolgerungen überhaupt nicht. Mir leuchtet nicht ein, warum bei Trommeln maximale Energieeffizienz gut sein sollte. Beil Lautsprechern ist es ja auch so, dass die gut klingenden einen geringeren Wirkungsgrad haben. Die Freischwingaufhängung setzt dem "große Masse" Ansatz einfach die Entkopplung entgegen. Sehr elegant wie ich finde.
    Extrem schwere Trommeln betonen dagen den Attack sehr stark, dem Ton hilft die Masse nicht. Auch finde ich die Dämfungswirkung einer runden Gratung durchaus angenehm. Maximaler Sustain ist i.d.R. nicht das Klangziel.




    Das leuchtet mir nicht gleich ein. Wieso nimmt der Kessel nicht an der Schallabstrahlung teil, wenn er doch Energie aufnimmt und in Bewegung versetzt wird? Wo geht die Energie hin, in Reibung sprich Wärme?


    Der Kessel dehnt sich ja nicht aus, er pumpt nicht, sondern er bewegt sich entlang seiner Mittelachse, ohne dass die umgebende Luft relevant angeregt werden würde. Es wird höchstens ein ganz leises säuseln durch den "Fahrtwind" geben. Ein befellter Kessel kan noch weniger selbst schwingen als ein nackter Kessel. Wenn man den anschlägt gibt es nur einen sehr leisen Ton, mit Fell kann dann nicht wirklich mehr was kommen.

    Entscheidend ist, wie fühlt sich die Maschine am Fuß an, Punkt. Eine solide Verarbeitung setze ich bei den bekannten Markenherstellern voraus.
    Was ich - nach dem genervten Fred eines Users kürzlich - vermeiden würde, sind in der Säule gelegene Federn, an die man zum Wechseln nicht vernünftig ran kommt.


    Wartung kann ein Thema sein, das finde ich auch. Aber andererseits stimme ich dir auch zu, dass die Maschine am Fuß so sein muss, das es passt. So bin ich bei einem alten Tama KingBeat Pedal gelandet. Leicht,läuft super und ist robust. Nur an die Feder kommt man nicht so gut ran. Mein Kollege sagt gerne: "Irgendeinen Tod muss man sterben".


    Soweit ich das sehe, sind alle oben beschriebenen Einstelloptionen vorhanden.


    Die Fotos sind nicht von meinem Pedal, aber meins ist bis auf das Sandpapier identisch.




    Hallo zusammen,


    Ganz grundsätzlich gibt es DEN EIGENTON einer Trommel schlicht nicht.


    Folgende Eigentöne kann man feststellen:
    1. Kessel ohne Anbauteile
    2. Kessel mit Anbauteilen
    3. Kessel mit Anbauteilen und gespanntem Fell


    Die wirkenden Parameter sind Gesamtmasse, Steifigkeit der Konstruktion und Dämpfung. Der nackte Kessel (1.) hat einen Ton, den man abgreifen kann. Baut man die Böckchen und die Muffe dran (2.), steigt die Masse, aber nicht die Steifigkeit => der Ton sinkt.
    Montiert man nun die Felle (3.), wird der Kessel sehr stark versteift => der Ton steigt stark an.


    Nr 2. ist um etwa eine Sekunde bis kleine Terz niedriger als Nr 1.
    Nr 3. ist etwa eine Oktave höher als Nr 2., ist dabei aber abhängig von Fellstärke und Fellspannung, mit anderen Worten: nicht konstant.
    Stimme ich die Trommel höher, wandert der Kesselton mit. Wo genau beide gleich sind, ist die Lösung eines Differenzialgleichungssystems.


    Wer es genauer wissen will kann ja mal hiermit anfangen: Properties of drum shells and bearing edges


    Es stellt sich auch die Frage der Relevanz. Was genau will man mit maximaler Kesselresonanz erreichen, die an diesem Punkt entsteht? Da viel Energie in die Bewegung des Kessels fließt, dieser aber nicht an der Schallabstrahlung teilnimmt, wird das Ergebnis tendenziell leiser sein, als bei anderen Stimmungen.


    Nun denn.


    Nils


    P.S.: zum Kesseleigenton habe ich vor fast 12 Jahren hier schon mal was geschrieben:
    Ton/Attack/Zentrieren

    Soo...das gute Stück wurde erstmals im Proberaum angetestet. Seht/hört selbst (ist nur mit den IPhone aufgenommen, keine hochwertige Mikrofonierung):


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    Ich hab noch zwei große Burgen von früher, die ich nicht mehr vollumfänglich spiele. Verkaufen lohnt sich nicht, also liegen die meisten Trommeln die meiste Zeit rum. Das aktuelle Bühnenset ist sehr übersichtlich. Man wird halt nicht jünger.

    .. alles mit RIMS, gratungen nachgearbeitet, neue felle drauf - ....Klingt wirklich geil...


    Kein Wunder, mit neuer Gratung, neuem Fell und Freischwingaufhängung klingt jede halbwegs runde Trommel gut. Das ungelöste Problem bleibt das wahrscheinlich minderwertige Metall. Billige Sets haben häufig schlechte Gussteile, die leicht brechen und schlecht geschnittene Gewinde aus zu weichem Material.

    Hallo zusammen,



    am Sonntag war der ganz wunderbare und inspirierende Beckenworkshop bei Chris Kamin. Ich habe ein echt krass trockenes Ride mit rauem Abdrehmuster (wollte ich genau so) mitgebracht. Es gab jede Menge zu lernen, u.a. dass Messing auch ein brauchbares Beckenmaterial ist, wenn man es vernünftig bearbeitet. Jetzt hab ich ein Vorurteil weniger.


    Wir waren von 14:00 - ca. 18:30 plus Zugabe bei Chris in seiner sehr aufgeräumten Werkstatt und haben nach einem Einstieg mit etwas Theorie, wie man z.B. das nötige Werkzeug herstellt (gibts nicht so zu kaufen), die meiste Zeit mit Hämmern auf Metall geschlagen. Die Ergebnisse sind sehr beachtlich. Ich hätte nie gedacht, dass ein Messingbecken so trocken klingen und so gut aussehen kann.


    Seht selbst:



    Erläuterungen



    Ein Bronze-Rohling



    Jetzt darf man selber ran an die Messing-Rohlinge






    Am Schluss noch abdrehen
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    Zufriedene Menschen


    Und hier nun das Ergebnis:







    Wenn Chris wieder mal so einen Workshop anbietet: HINGEHEN!


    Nils

    Hab da auch gleich mal ne frage zur Abnahme eines Drumset. Stimme ich die Trommeln anders,wenn ich mit oder ohne Abnahme spiele?

    Ein klares "es kommt drauf an". Wenn es direkt und am Mikrofon gut funktioniert,dann nicht.


    ABER:


    OHNE MIKROFONE stimme ich insbesondere die Bassdrum für den Raum. Dabei nutze ich die akustischen Eigenschaften des Raums, indem ich den Grundton der Bass so einstelle, dass dieser vom Raum verstärkt wird. So klingt sie schön groß und fett. In gewissen Grenzen geht das auch mit den anderen Trommeln.


    MIT MIKROFONEN mache ich es genau anders herum und stimme die Bassdrum von den Frequenzen weg, die vom Raum verstärkt werden, weil es sonst mit der Verstärkung durch die PA leicht zur Resonanzkatastrophe (Rückkopplung) kommen kann.


    Frage nur deshalb,weil sich oft das Schlagzeug erst gut anhört,wenn man es über die Abnahme hört.

    Das sollte nicht so sein. Wenn doch, ist stimmtechnisch noch Luft nach oben.

    Da sollte doch jedes Bassdrum Fell ohne Dämpfungsring funktionieren!?


    Es kommt darauf an, ob ein Bassdrumspannreifen an der Trommel ist, oder ein Stahlspannreifen, wie er bei Toms üblich ist. Bassdrumfelle haben einen etwas weiteren Kragen, daher passt der Aluminiumring nicht ein einen Stahlspannreifen hinein. Man braucht dafür tatsächlich ein Tomfell mit etwas kleinerem Aluminiumring.

    Auch die Wahl des SM57 für die Snare hat triftige Gründe: "Peak" des Nahbesprechungseffekts bei 200Hz, Präsenzbetonung bei 6-7kHz. Das 4 mal so teure Sennheiser MD421 - ebenfalls ein Klassiker - hat den Nahbesprechungseffekt Peak bei 100Hz und die Präsenzbetonung bei 5kHz. Der Grundton von Snares liegt meistens bei ca. 200Hz, die Grundtöne von Toms gehen eher Richtung 100Hz. Der Snareteppich wird zudem gerne bei 6-7kHz auch in der Nachbearbeitung betont.


    :thumbup: Super Post, gerne mehr davon!

    Und man sollte wissen, was man (nicht) kann und dass immer Luft nach oben ist.


    Ja, und wenn man weiß, was man kann und was nicht, und sich im Bandkontext darauf beschränkt, was man kann, wird man i.d.R. für einen guten Schlagzeuger gehalten.

    Etwas unübersichtlicher wird es für die, die sich nicht mit Fourier oder Laplace auskennen, dadurch, dass das Fell selbst bereits mit einem Klangspektrum antwortet.

    Wenn man sich eine Hochgeschwindigkeitsaufnahme eines Schlags auf ein Fell ansieht, kann man erkennen, dass die eingebrachte Energie etwas Zeit benötigt, um von der Mitte an den Rand zu gelangen.
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    In dieser Zeit wird bereits Schall abgestrahlt, außerdem wir ein teil der Energie an der Gratung zurück ins Fell reflektiert usw.....man kann es beliebig komplex betrachten. Ebenso dauert es etwas, bis die Störung am Reso ankommt. Erst danach beginnt die gekoppelte Schwingung.


    Hab' sie nicht nachgemessen, aber es werden eine Reihe diskreter Frequenzspitzen mit variierenden Amplituden sein (vgl. Klänge von Musikinstrumenten aller Art).

    Die Schwingung der Kreismembran samt ihren Oberschwingungen wird über eine Bessel-Funktion beschrieben. Es gibt einige Quellen hierzu, Wikipeda sagt (der ganze Artikel hier:(


    Schwingung der ungedämpften Kreis-Membrane
    Die Schwingung der ungedämpften Kreismembrane lässt sich mit der d'Alembert'schen Schwingungsgleichung in Polarkoordinaten beschreiben. Dabei gilt, dass die Membrane beim Radius {\displaystyle a} eingespannt und somit die Auslenkung {\displaystyle u} gleich Null ist. Im Sinne der Theorie der partiellen Differentialgleichungen entspricht dies der homogenen Dirichlet-Randbedingung. Damit lässt sich diese Problemstellung wie folgt beschreiben:



    Die Herangehensweise an ein solches Problem ist in der Regel ein Separationsansatz, welcher besagt, dass sich die gesuchte Funktion {\displaystyle u(r,\varphi ,t)} aus separaten Funktionen {\displaystyle f(r),g(\varphi ),h(t)} zusammensetzt. Da die Membrane am Rand eingespannt ist, sind in erster Linie nur bestimmte Schwingungsformen möglich, die Eigenschwingungen (auch Moden genannt). Durch Superposition dieser Eigenschwingungen lassen sich jedoch auch andere Schwingungsformen darstellen.


    Die Lösung setzt sich im Falle von Zylinder- bzw. Kreis-Geometrien zusammen einerseits aus komplexen Exponentialfunktionen (bzw. trigonometrischen Funktionen) und andererseits aus den Zylinderfunktionen (auch Bessel-Funktionen genannt). Im Folgenden ist eine mögliche Darstellung der Lösung abgebildet:



    Hierbei ist das Nullstellenproblem die Bedingung dafür, dass eine Schwingungsform mit der Kreisfrequenz {\displaystyle \omega _{n}} eine mögliche Lösung ist. Gesucht sind also die Nullstellen der verwendeten Besselfunktion.


    D.h. der Stockschlag (Dirac-Impuls im Zeitbereich) setzt sich bereits am ersten Fell in einen Multi-Dirac-Impuls (im Frequenzbereich) um, der dann für jede Frequenz tut, was Du beschrieben hast.

    Tatsächlich ist der Dirac-Impuls ein Konstrukt, das es in der mechanischen Welt nicht gibt. Jeder reale Impuls ist breiter als der Dirac-Impuls, der unendlich schmal ist (irregulär, nicht lokal integrierbar).


    Man kann alles theoretisch betrachten und über die Komplexität staunen, die so ein archaisches Konzept wie eine über einen Hohlraum gespannte Membran mitbringt. Aus meiner Sicht ist für das Verständnis der Vorgänge an einer Trommel ein stark vereinfachtes Modell völlig ausreichend, denn,machen wir uns nix vor, Man schraubt und horcht,bis man mit dem Ergebnis zufrieden ist. Mit ein wenig Durchblick in der Theorie kann man voraussagen, in welche Richtung man schrauben muss. Das reicht eigentlich. Obwohl so nerdige Diskussionen durchaus Spaß machen :D