Du hast das Gatzen Video aber angeschaut oder? Da macht die Einstecktiefe trotz Freischwingsystem einen wesentlichen Unterschied.
Das Gatzen Video hab ich vor zehn Jahren mal angeschaut und kann keine Details mehr erinnern.
Was ich aber weiß ist: entweder hab ich ein Freischwingsystem, das tatsächlich stark entkoppelt - oder eins das nur so tut als ob. Im ersten Fall ist die Einstecktiefe nahezu unerheblich, im 2. spielt sie eine Rolle. Ohne Kopplung kein Einfluss auf das Schwingverhalten, das sagt die Physik.
Genauer: es kommt auf die mechanische Impedanz der Anordnung an.
Zitat aus Ingolf Bork "Schwingungen und Schallabstrahlung von Trommeln "
Bei der l.Hauptschwingung, die für den Grundton des Trommelklangs verantwortlich ist, führen beide Felle Parallelbewegungen gleicher Amplitude aus. Dies hat zur Folge, daß der Vom Schlagfell abgestrahlte Schall gegenphasig zu dem des Resonanzfells ist. Die Trommel stellt damit für diese Schwingungsform einen Strahler 1.Ordnung mit dipolartiger Richtcharakteristik dar. Wie beim Lautsprecher ohne Schallwand wird dann in der Ebene zwischen den beiden Fellen kein Schalldruck erzeugt. Abb.Za zeigt die in einer Ebene durch die Mittelachse der Trommel gemessene Richtcharakteristik mit einer Pegelabsenkung um etwa 18 dB seitlich der Trommel. Die Schärfe dieses Schalldruckminimums ist abhängig von der Abstimmung der Felle: wird eines der beiden Felle auf eine höhere Frequenz abgestimmt, so verringert sich dessen Schwingungsamplitude und es kann keine vollständige Auslöschung mehr erreicht werden. Dieser Fall ist in Abb.Zb wiedergegeben, wobei hier das Resonanzfell (im Bild unten) höher abgestimmt wurde. Für die Mikrofonaufnahmetechnik ergeben sich hieraus bereits
wichtige Konsequenzen: Soll der Grundton gut übertragen werden, darf das Mikrofon bei gleicher Abstimmung der beiden Felle nicht neben der Trommel aufgestellt werden sondern besser vor einem der Felle. Bei der Verwendung mehrerer Mikrofone ist zu beachten, daß nicht Schallanteile von Schlag- und Resonanzfell zusammengemischt werden, da die umgekehrte Phasenlage bei der Summenbildung am Mischpult zu Auslöschungen führen kann. Dies gilt ebenso für die Trommel ohne Resonanzfell, die sich in der Grundschwingung ähnlich verhält wie eine Trommel mit zwei Fellen gleicher Abstimmung (Abb.Zc) Hierbei wirkt die im offenen Ende des Kessels schwingende Luftmasse wie eine zweites Fell, jedoch ohne die federnde Wirkung der Randeinspannung. Daher sinkt die Grundtonfrequenz bei Entfernung des Resonanzfells um etwa 10%. Da das Abstrahlverhalten nicht durch Verstimmung eines zweiten Felles beeinflußt werden kann, ergibt sich bei der Trommel ohne Resonanzfell immer eine Auslöschung in der Mittenebene. Entscheidend für das Klangvolumen einer Trommel ist die Ausklingzeit des Grundtons. Sie wird in erster Linie durch den Strahlungswiderstand der Felle bestimmt und ist damit in starkem Maße von der Abstimmung abhängig. Da der Strahlungswiderstand eines Strahlers l.Ordnung mit der 4.Potenz der Frequenz wächst,steigt auch die abgegebene Schalleistung entsprechend, wodurch die verfügbare Schwingungsenergie schneller verbraucht wird. Die Messung an einem 13"x13" Tomtom ergab den in Abb.3 wiedergegebenen Zusammenhang zwischen Grundtonfrequenz und Ausklingzeit im Bereich von 90 bis 130 Hz. Man erkennt, daß bei Erhöhung der Grundfrequenz um 10 Hz die Ausklingzeit um etwa 1,2s abnimmt.
Das Ausklingverhalten hängt aber nicht allein von der Abstimmung ab, sondern kann auch durch die Art der Befestigung auf dem Stativ erheblich beeinträchtigt werden. Da durch die parallelen Fellbewegungen in der l.Hauptschwingung eine Kraft auf das Stativ ausgeübt wird, findet hier eine Energieübertragung statt, die von der mechanischen Eingangsimpedanz des Stativs bei der Grundtonfrequenz der Trommel abhängig ist. Im Frequenzbereich einer Stativresonanz kann sich die Grundtonausklingzeit daher mit der Position des Trommelkessels auf der Stativachse ändern, da hierdurch die Resonanzfrequenz des Stativs verstimmt wird. In Abb.4 ist diese Abhängigkeit für 13"x13" Tomtoms mit unterschiedlichen Kesselmaterialien dargestellt. Man erkennt, daß die starke Verringerung der Ausklingzeit nicht nur von der Position, sondern auch vom Material insbesondere dem Gewicht des Kessels abhängt. Dies wird deutlich durch eine Meßreihe, bei der ein Kessel mit Bleigewichten beschwert wurde: durch das hohe Gewicht wird das Stativ so tief abgestimmt, dass kaum noch ein Einfluss des
Befestigungsortes festgestellt werden kann.
Dazu aus dem Lexikon der Physik:
Kopplungsgrad, Bezeichnung für die Stärke einer Wechselwirkung, die nachträglich in ein System zweier oder mehrerer physikalischer Teilsysteme eingeführt wird. Die Teilsysteme sind dabei zunächst als freie Teilsysteme definiert und können auch als solche existieren. Ein Beispiel für ein solches System stellt das gekoppelte Pendel dar (Pendel), bei dem zwei Pendel durch eine Feder der Federkonstanten k verbunden werden. Dies führt zu einem zusätzlichem Term
k*(x1-x2)
in den Bewegungsgleichungen, der die zusätzliche Kraft auf die Pendel beschreibt (x1,2: Auslenkungen der beiden Pendel). In den Bewegungsgleichungen wird der Kopplungsgrad durch den Kopplungskoeffizienten berücksichtigt. Er entspricht in diesem Fall der Federkonstanten k.
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k ist eine Zahl zwischen 0 und 1 ( 0 < k <1 ). Wenn man sich die Wirkung einer wirksamen Freischwingaufhängung auf die Schwingungsverhältnisse vorstellt, bedeutet diese durch einen sehr kleinen Kopplungskoeffizienten eine starke Erhöhung der oben erwähnten Eingangsimpedanz. In der Folge kann nur wenig Energie von der Trommel auf das Stativ übertragen werden.