Ich kann zu den ganzen fachlichen Dingen nichts sagen. Aber mit einer Sache kenne ich mich aus: mit bescheidenen Arbeitszeiten.
Wenn ein Standbein das Unterrichten sein soll, muss man bedenken, dass man arbeitet wenn die Schüler frei haben. Heißt natürlich am Nachmittag bis in den Abend hinein. Ein bisschen Flexibilität wird vom Lehrer erwartet, so dass man an verschiedenen Tagen der Woche Angebote machen muss. Gerade Kinder und Jugendliche haben heutzutage volle Terminkalender.
Für dich heißt das dann gleichzeitig, dass du arbeitest wenn andere frei haben, und frei hast wenn andere arbeiten. Wenn Familie und Kinder dazu kommen, wird es irgendwann sparsam, denn die Kleinen gehen schon nach gefühlt kürzester Zeit zur Schule.
Das Familienleben beginnt am Nachmittag wenn du nicht zu Hause bist.
Rückblickend, meine Tochter ist jetzt 24 Jahre alt, trauert man um viel verpasste Zeit.
Ich bin noch immer glücklich darüber, dass ich damals gerade zufällig meinen Mann am Telefon hatte, als sich unsere Tochter das erste Mal in ihrem Leben lauthals kaputt gelacht hat. Er hat es live mitbekommen, und das war einer der schönsten Momente.
Man muss, glaube ich, auch bedenken, dass man schneller alt wird, als man zunächst annimmt. Mit 30 kalkuliert man das vielleicht noch nicht so ein. Mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko zu erkranken. Es muss ja nicht gleich lebensverkürzend sein, aber so eine blöde Arthrose in den Ellbogen- oder Kniegelenken reicht schon, einen gehörig auszubremsen.
Mein Gefühl sagt das gleiche wie einige der anderen User hier:
Ein "vernünftiger" Job, der dir genug Zeit lässt, dich hinreichend mit deiner Musik zu beschäftigen, aber gleichzeitig dafür sorgt, dass du stets einen warmen Hintern hast, stärkt dir den Rücken, lässt dich besser schlafen und nimmt dir Sorgen in schwierigeren Zeiten.
Mein Schlagzeuglehrer hatte jetzt in der Pandemie viele Ausfälle. Und so mancher Schüler ist dann gar nicht mehr aufgetaucht und die Kündigung flatterte irgendwann herein. Junge Leute orientieren sich ja oft zig mal um, vor allem während der Unterbrechungen, wie Ferien oder auch aktuell eine Quarantäne.
Ich habe einige Jahre lang Kindern und Jugendlichen das Tennis spielen beigebracht. Die wenigsten bleiben über Jahre ein und demselben Hobby treu. Spätestens nach dem Abi ist es in Kombi mit dem obligatorischen Auslandsjahr aus.
Vielleicht fangen sie irgendwann wieder an, wenn die eigenen Kinder aus dem Gröbsten raus sind. Die Freizeitangebote heutzutage sind wunderbar vielfältig, aber leider auch verwirrend vielfältig. Es muss ja alles mal ausprobiert werden, damit die Kids das richtige finden.
Am Ende haben sie alles getestet und völlig verpasst, sich mal intensiv mit irgendetwas zu beschäftigen, und auch Durchhaltevermögen zu entwickeln und Durststrecken zu überwinden.
Kinder bei Laune zu halten, wenn die erste Begeisterung verflogen ist, ist mMn furchtbar anstrengend.