Man investiert sein Geld in Dinge, die einem was bedeuten. Das kann man fast bei allen Menschen beobachten, die in westlichen Industriegesellschaften aufgewachsen sind. Wie mögen das Materielle, auch wenn viele dazu nicht recht stehen wollen. Ich unterhalte mich mit vielen Menschen zu diesem Thema, einfach, weil es mich interessiert. Da ist der Schüler, der mit einem dicken Auto vorfährt, aber bei Drums extrem knauserig ist. Dann der Bekannte, der ein dickes Auto fährt und unglaubliche Summen in Drumzeug investiert. Dann Leute wie mich, die vom Trommeln leben und gleichzeitig Soundfreaks sind und viel ausprobieren möchten.
Jeder hat andere Gründe für seine Prioritäten. Es gibt tolle Drummer, die wenig Interesse für Equipment aufbringen (gibt es aber im Pro-Bereich relativ selten) und es gibt Nixkönner, die 10 Edelsets stehen haben. Ist völlig ok, wers mag und das Geld hat, soll das machen.
Ich kann die Argumentation für dieses Platinset komplett nachvollziehen. Das sind funktionale Kisten, die durchaus Belastungen standhalten können und mit guten Fellen - vor allem aber mit einem guten Drummer und Stimmer - auch echt angenehm klingen können. Ich selbst unterrichte und spiele regelmässig auf Sets fast aller Preisklassen. An der Hochschule, an der ich unterrichte, sind Yamahasets aller Serien nebeneinander im Raum aufgebaut. Mein Set in der Drumschule ist ein Sonor 507 mit einer Basix Snare. Das Kit klingt weich und wenn die Felle ordentlich durchgenudelt sind, hat es in dem Raum einen klasse dreckigen Vintagecharakter! Es hat nicht das Volumen eines hochwertigen Sets aber das interessiert mich nicht, wenn ich daran spiele, denn es macht trotzdem Spaß.
In meinem eigenen Probe-und Unterrichtsraum stehen meine drei Kits, ein Drummers Project (Keller Kessel), ein Spaun Maple und ein SQ2 Kit. Alle geil klingend! Sie sind in stetiger Benutzung und ich behaupte mal, dass ich die Dinger gut kenne.
Warum kaufe ich mir aber kein 507, wenn das doch auch reicht? Da könnte ich ja tausende Euro reinholen! Ganz einfach, ich höre die Unterschiede tatsächlich (mittlerweile auch blind, sofern es eine akustisch bekannte Umgebung ist) und außerdem mag ich tolle Sachen haben und spielen, die nicht in China hergestellt wurden. Die politischen Zustände dort sind mir suspekt (wie ich hier ja schon ein paarmal habe durchblicken lassen) und ebenso die Mechanismen, mit denen dort auch von westlichen Firmen Geld verdient wird. Ich mag Sachen, denen man anmerkt, dass sie sorgfältig gebaut wurden und ich mag auch das Gefühl, dass diese Sachen vielleicht sehr lange halten. Wenn ich mir jetzt eine Snare für 600 Euro kaufe, dann weiß ich, dass das Ding vielleicht noch in dreissig Jahren gespielt wird und klasse klingt.
Markenfetischismus halte ich dagegen für eine Form von Geschmacksunsicherheit. Wer sich Qualität ausschließlich vom Preis und dem Image anzeigen lassen muss, hat möglicherweise nicht wirklich Ahnung.
lg
max