Es gibt da mehrere Vorgehensweisen bei mir, abhängig davon, was gerade angesagt ist.
Drei Bereiche gibt es bei mir:
1. Sessions, öffentlich oder im Raum. Je besser die beteiligten Musiker, desto entspannter geht es ab. Ich spiele regelmäßig Drum-oder Cajon/Hang-Duette mit anderen Trommlern und da gibt es bestimmte Abläufe, die sich aber automatsch ergeben, je besser man harmoniert. Für den Zuschauer sollte es aber (zumindest annähernd ;)) wie einstudiert klingen. Letztens habe ich mit einem Jazztrio gespielt, was sehr ruhige Sachen gemacht hat. Da habe ich erst zehn Minuten vorher erfahren, was Gitarrist und Saxophonist erarbeitet hatten. Ging aber trotzdem sehr schön über die Bühne.
2. Studioaufnahmen. Hier kommts auf die Menge der Songs, Schwierigkeitsgrad und Einstellung zu der Musik an. Soll ich für nen Kumpel einen HipHop-Track einspielen, höre ich mir die Sachen ein paar Tage vorher an und notiere mir in eigenen Hieroglyphen die Abläufe und lege mir die Grooves zurecht. Dabei achte ich darauf, dass ich Grooves wähle, die sowohl den Song unterstützen als auch meinem natürlichen Bewegungsempfinden entgegenkommen. HipHop und elektronische Groovegeschichten liegen mir sehr, da muss ich relativ wenig Aufwand betreiben, weil da im Grunde dann nur die Abläufe interessant sind. Anders sah es letztens bei einer Metalproduktion aus, wo ich zwei Wochen vorher intensiv für geübt habe, nicht nur aufgrund der teilweise haarigen Abläufe, sondern insbesondere, um die Energie und Lautstärke zu erzeugen. Metal soll eine bestimmte Haltung transportieren und wer da die Drums streichelt, und ständig auf seinen Möller achtet, der wird da wenig ausrichten. Ich hab mir dafür auch viele Metaldrummer bei youtube nochmal angesehen und die Mike Portnoy DVD erworben. Hat sehr geholfen!
Ich habe mir also weiterhin die CD geben lassen und diese zuhause immer nebenbei gehört, zunächst ohne auf alles bewusst zu achten. Ebenso beiläufig habe dann die ersten Male dazu gespielt. Dann habe ich die Sache Schritt für Schritt konkreter gemacht, also festgestellt, welche Grooves wirklich schwierig werden und wo brisante Wechsel liegen könnten. So mache ich das bei allen neuen Projekten, wenn bereits die Musik in irgendeiner Form vorhanden ist. Erst das Unterbewusstsein füttern und dann die Details erarbeiten.
Ganz wichtig ist für immer der Gesang! Ich bin ein absoluter Melodietyp und versuche, mit meinem Getrommel den Sänger zu unterstützen, am besten auch den Text. Also notiere ich mir bestimmte Textstellen, die ich dann beim spielen auch mitsinge oder summe. Das kann aber auch die Melodie der anderen Instrumente sein. Über die Grooves möchte ich - wenn es ernst wird - nicht mehr nachdenken müssen, d.h. der Bewegungsablauf (Muscle Memory) muss sitzen. Das mit der Melodie kann ich übrigens nur jedem wärmstens empfehlen. Man spielt dann einfach wesentlich musikalischer und es macht nochmal viel mehr Spaß.
3. Proben mit einer Band. Ist der Trommler unvorbereitet und deswegen unsicher, ist das für die ganze Band sehr blöd. Die anderen spielen dann schlechter, es muss oft abgebrochen werden und es kommt wenig Spaß auf. Ich nehme also Proben auf, um a) gut vorzubereiten und b) Verbesserungsvorschläge machen zu können. Zuhause in Ruhe hat man nämlich auf die eigenen Sachen einen ganz anderen Blick.
lg
max