Ich denke auch, dass es drumdidis Post sehr gut dargestellt hat.
Nett, dass man mich als möglicherweise kompetente Person in dieser Frage in betracht gezogen hat, aber ich habe viele Dinge nicht getan, die ein "Berufsschlagzeuger" eigentlich so gemacht haben sollte.
Ich habe weder Schlagzeug studiert, noch in allen Bands gespielt, die sich mir geboten haben, ich habe nie Musik gespielt, die ich nicht mag.
Ich bin musikalisch äußerst sensibel und daher war für mich klar, dass ich meinen Lebensunterhalt nicht mit Tanzmucke und Hochzeiten bestreiten wollen würde.
Ich war immer "nur" extrem begeisterter Trommler und hatte das Glück, Dietmar Hussong zu begegnen, in dessen Drum-Schule ich jetzt als selbständiger Schlagzeuglehrer arbeite. Ich hatte also großes Glück, nach meinem (Nicht-Musik-) Studium die späte Chance zu bekommen, vom Trommeln leben zu können. Außerdem mag ich das Unterrichten sehr.
Und jetzt kommen wir zum Punkt, denke ich. Es gibt keine Patentrezepte, wie man professioneller Musiker wird, auch wenn die Vitas der "Großen" das suggerieren.
Folgende Möglichkeiten gibt es:
1. mit der Musik, die man mag, ein Millionenpublikum zu erreichen und davon langfristig und gut zu leben. Der Rockstartraum. Wie die Chancen da stehen, kann sich jeder selbst ausrechnen.
2. als Studiotrommler zu überleben. Das Niveau ist sehr hoch und die Jobs teilen sich die immer gleichen Leute, die nur davon auch nicht überleben könnten. Aber auch hier ist nix unmöglich. Vielleicht eröffnet nebenan ein Studio, man geht hin und trommelt ab da sämtliche Alben ein. Wer weiss? Ist aber nicht allzu wahrscheinlich.
3. als Drumlehrer arbeiten. Wer nett drauf ist, eine gute Vermittlungsgabe besitzt und die nötigen Räumlichkeiten hat, kann das versuchen. Wer jedoch auf dem Land wohnt, wird es auch da schwer haben, zu überleben. Allgemein gilt jedoch: der Markt boomt. Viele Eltern lassen ihre Kinder heute trommeln und trommeln auch selber. Trommeln ist gerade sehr "in".
4. als Instrumentenbauer arbeiten. Hmm, ich kenne Gabriel (Lunar) und wenn ich mir deren Fachwissen, Erfahrung und Kontakte in alle Welt ansehe...schwierig. Kann dazu aber nicht zuviel sagen. Stegner hat zB noch einen Hauptberuf, soweit ich weiss.
Das Wichtigste ist die Begeisterung und der Wille, das zu machen. Man muss sich einfach einige essentielle Fragen stellen, die davon abhängen, wo man gerade steht und was man möchte. Wer der typische Sideman-Drummer werden möchte, ein "Miet-Schlagzeuger" sozusagen, der sollte sich auf ein entbehrungsreiches, musikalisch nicht immer ausfüllendes und von Rückschlägen bestimmtes Leben einrichten. Beziehungsmäßig ist sowas auch nicht gerade förderlich, denn die meisten Gigs passieren abends am Wochenende. Eine geregelte Zeitplanung ist zumindest am Anfang auch nicht möglich.
Aber auch hier gilt: wer das will, für den ist es der beste Job überhaupt!
Übrigens ist mein Kollege Andy Lindner ein Paradebeispiel für eine derartige Entwicklung, der macht nämlich alles: Studio (die Drumheads-CD zB), viel Livespiel (momentan das Robin Hood Musical in Berlin) und Unterricht (in Hannover und in Bremen). Allerdings hat der auch schon mit 12 Jahren angefangen damit und es war keine abrupte Berufsentscheidung.
Ich sag nur: man soll alles versuchen, wenn es nicht klappt, macht man sich später wenigstens keine Vorwürfe, es nicht mal versucht zu haben. Man muss seinen eigenen Weg gehen.
lieber Gruß
max