Hallo,
1. Der Raum
Der wird meistens vergessen.
Ich spielte mal in einer Kapelle, die probte irgendwo im Keller, da klang alles blechern.
Auf der Bühne im Gasthaus klang es dann wie aus dem Fernsehen, voll und toll.
Dann hatte ich mal einen Proberaum mit Teppichvollverkleidung, da hörte man sein eigenes Wort kaum und jeder Ton verdorrte.
Neulich in einem anderen Proberaum hat die Besitzerin mal ordentlich akustisch optimiert: vorher üblicher Wohnzimmermatsch,
nachher hört man verstimmte Toms und kann Instrumente lokal orten. Wahnsinn.
Da ich meine Becken gerne mit ins Bett und aufs Klo nehme, kann ich sagen: die klingen jedesmal anders.
2. Die Stimmung
So ein Nadelstreifenanzug wird ja von Metallern wie Jazzern gleichermaßen verwendet, die einen schrauben meist dezent,
die anderen burschikos. Der Effekt ist unterschiedlich. Tatsache ist aber, dass zwei Lagen am Rande verklebt, eine gewisse
Dämpfung erzeugen, die in manchen Räumen und auf manchen Trommeln als "tot" erscheinen mag.
3. Die Trommel
Neben dem Fell und dem Kessel sind da noch so dekorative Metallelemente verbaut. Die sorgen mal für Singen, mal für Trockenheit,
mal für komisches Brummen, mal für Rasseln, mal für Scheppern, mal für gar nix. Da gibt es die verschiedensten Effekte und auch
Bautechniken (Billigguss, Teuerguss, passende Gewinde, unpassende Gewinde, harte Reifen, weiche Reifen ...). Das sollte man auch nicht
vergessen.
4. Der Baum
Die Pappel an der Nidda und die Pappel aus Fernost sprechen eine völlig andere Sprache. Ein Apfelweintrinker und ein Sakitrinker klingen
möglicherweise anders, wenn sie singen.
5. Die Spielweise
Man kann so spielen, dass der Ton sich entwickeln kann und so, dass er abgewürgt wird.
6.
Trotz allem ist Pappel im Allgemeinen nicht das Härteste und Teuerste und es wird vor allem nicht bei hochwertigen Instrumenten der
Profiklasse verbaut, folglich wird man da gewisse Abstriche in der Luft nach oben machen müssen, da gibt es Grenzen.
Wenn es in der konkreten Anwendung mit den Nadelstreifen zu trocken erscheint, dann muss man wohl für mehr Frische bei ansonsten
ähnlichen bis gleichen Umständen tatsächlich weniger gedämpfte Felle wählen.
Wenn man nicht weiß, wie viel Frische man braucht und wie viel Dämpfung an welcher Stelle und auch seine Klangvorstellungen nicht
verbalisieren kann (wie 99 % der Gesamtbevölkerung und 90 % der Hobbymusiker), dann wird man um den individuellen Test nicht herum
kommen. Die Version, sich dabei auf eine (vornehmlich kleine, also hier: 12") zu konzentrieren, ist am Praktikabelsten. Da kann man dann
mal alles drauf schrauben, was einem so in die Hände gerät, dann ist man hinterher schlauer und wird sich wundern, dass mit etwas
Abstand und verbundenen Augen gar nicht so viel Unterschiede hört, wie man vorher dachte.
Grüße
Jürgen