Hallo,
vom Trittschall her (der gerne nach unten geht) macht es keinen Unterschied, ob man auf eine elektrische oder akustische Hi-Hat bzw. Bass Drum tritt, in jedem Falle tritt man nämlich und erzeugt damit einen Tritt gegen den Boden, der über das Material (völlig egal, ob Holz, Kunststoff, Metal, Beton) weiter getragen wird. Dämpfung durch von sich aus schon dämpfendem Material oder speziellen Methoden kann helfen, ist aber etweder richtig teuer oder bringt insofern wenig, dass der Nachbar untendrunter dennoch genervt sein wird.
Meine Lösung (neben Proberaum): mit den Nachbarn sprechen. Wenn unten beispielsweise das Schlafzimmer liegt und die Herrschaften um x Uhr pflegen, zu Bett zu gehen und um y Uhr ihren Mittagsschlaf exerzieren, dann kann eine vereinbarte Übestunde um z Uhr für alle Seiten sehr entspannend sein.
Ansonsten wummert denen die Decke, was ungefähr so klingt wie randalierende Wirtshausbesucher, abhebender Hubschrauber oder schleudernde Waschmaschine.
Die Lärmentwicklung in der Wohnung kann nur mit hochwertiger Dämpfung eines Akustiksets erfolgen oder einem hochwertigen Elektroset. Letztere in Billig lärmen ziemlich, denn das Geschepper bleibt eben. Somit ist ein akustisches Set mit Gewebefellen (der gemeine deutsche Trommler beherrscht kein Deutsch und redet daher meistens von "mesh heads", was eigentlich Englisch ist und das gleiche meint) gegebenenfalls sogar leiser als ein Elektroset mit lautem Geklapper. Ich persönlich habe auf der Kleinen Trommel (Snare Drum) eine Gummimatte liegen und alle anderen Trommeln mit Gewebefellen auf der Schlagseite ausgestattet. Dank der Felle auf der Nichtschlagseite hört man trotzdem noch ein bisschen von der Trommel, jedoch deutlich den Fliegengitter-Tennisschläger-Klang. Das ist Gewohnheitssache. Die Becken habe ich mit Neoprenmatten ausgestattet bzw. Gummiüberzügen ("HQ Sound Off"). Damit kann ich üben.
Beim elektronischen Set kommt der Klang dann aus der Maschine (ein Computer, der als kleines Kästchen beiliegt und witzigerweise, obwohl er eigentlich saudumm ist, "brain" genannt zu werden pflegt, muss sich ein Kabarettist ausgedacht haben). Den kann man mit Lautsprechern abhören, ob als Boxen oder Kopfhörer ist wiederum Geschmackssache, wegen dem Lärm durch das Klaschgeräusch wird man wohl zuhause Kopfhörer bevorzugen. Klanglich ist das trotz aller Bekundungen der Werbeindustrie eine andere Welt. Schlagzeug und E-Drums haben eine Schnittmenge, triften in vielen Bereichen aber weit auseinander. Je nachdem, ob man damit leben kann und will, wird es befriedigend oder grausam sein. Weiterhin sind Elektrogeräte vergleichsweise teuer. Ihr größter Marktanteil sind Hobbytrommler, die praktisch nur zuhause tätig sind. Auf Bühnen sieht man sie im Unterhaltungssektor gelegentlich, jedoch nicht allzu häufig. Das hat gute Gründe.
Rein theoretisch könnte ich mein Set auch mit Mikrofonen bzw. Triggern (Tonabnehmern, die an den Fellrand angebracht werden) abnehmen und zu einem Elektromodul leiten, so dass im Kopfhörer dann Elektroklang heraus käme. Bislang habe ich darauf verzichtet, ich höre lieber direkt, ob meine Schläge sauber sind oder nicht, über die Klär- und Aufbereitungsanlage hätte ich Bedenken, dass mir etwas entginge.
Grüße
Jürgen