Hallo,
gegen die Aufmachung der Schilder ist optisch nichts einzuwenden. Das ist professionell.
Ich persönlich würde es eher so machen wollen wie Tama oder Wahan, aber ich persönlich würde auch keine Trommeln bauen, von daher ist das Geschwafel von einem, der keine Ahnung hat.
Wie das Ganze wettbewerbsrechtlich einzustufen ist, mögen die Wettbewerber klären lassen. Wer sich als Verbraucher getäuscht fühlt, möge das als Verbraucher klären lassen.
Ein historischer Aufriss ist zwar interessant, jedoch in der Sache verfehlt. Entscheidend ist hier und jetzt nicht, wofür das einmal gedacht war, sondern was man heute so darüber denkt. "Wichsen" wird in alten Wörterbüchern auch mit Reiben übersetzt. Dass man früher gerne mal die Schuhe gewichst hat, interessiert heute auch niemanden mehr und das Wort ist trotz seiner neutralen Herkunft heute verpönt.
Zur Zitierfähigkeit von Lexika würde ich etwas vorsichtig sein. Zu meinen wissenschaftlichen Zeiten hatte man noch kein Internet und somit kein Wikipedia, es gab aber Vergleichbares in Buchform. Und im Brockhaus habe ich selbst mal einige Wörter im Zusammenhang mit Recht nachgeschlagen und war nicht wirklich begeistert. Das macht Wikipedia heute in aller Regel besser. Nur hat jede Regel Ausnahmen. Und da liegt das Problem. Ich kann bei Rechtsthemen durchaus einschätzen, ob das so einigermaßen hinkommen könnte oder ob das bullshit ist. Der Laie kann das meistens nicht. Wie soll der Laie nun aufgrund einer Quelle erkennen können, ob diese zuverlässig ist? Da sind wir wieder bei der Wissenschaft. Eine Interpretationswissenschaft, die sich nur auf eine Quelle stützt, deren Herkunft auch noch weitgehend unbekannt ist (in Fachliteratur kennt man meist den Autor und weiß dann schlimmstenfalls schon, ob das die Koryphäe oder der anerkannte Dummschwätzer ist), hat den Tod bereits hinter sich. Ich habe in meiner ganzen Zeit an der Universität nur dann aus Lexika zitiert, wenn es sich um Dinge handelte, die völlig unbestritten und evident waren und - ehrlich gesagt - eigentlich nur zum Spaß.
Zu "Made in Germany" hat Kollege Peter ja die Lage klar geschildert. Es gibt Fälle, wo es eindeutig ist, dass der Begriff beim Adressaten (und damit ist der normale und nicht der besonders empfindliche oder der besonders unempfindliche gemeint) Erwartungen bewirkt, die nicht gegeben sind und somit eine Irreführung vorliegt. Andererseits gibt es Fälle, wo das Herkunftsmerkmal so eindeutig ist, dass auch nicht der leiseste Zweifel besteht. Und in aller Regel haben wir heute Produkte, die dank Globalisierung eben nicht mehr komplett aus einem Land stammen. Das fängt schon mit der Kartoffel an. Abgesehen davon, dass die ja historisch eher "Made in U. S. A." ist - ja, die Deutsche Kartoffel, unsere traditionelle Sättigungsbeilage - ist natürlich auch der Dünger, das Schädlingsbekämpfungsmittel und der berühmte California-Käfer (den ich als Kind im Garten bewundern durfte) ganz und gar nicht "Made in Germany", da kann der Bauer bis in die unendlichste Generation deutsch sein (was wohl auch nicht wirklich möglich ist). Auch unsere gute deutsche Milch kommt sicherlich von deutschen Kühen, die sicherlich Sojafutter von einem US-Konzern gegessen haben. Auch das gute Sonor SQ2 ist natürlich nicht aus Deutschland. Jedenfalls die gute "Vintage Maple" wächst keineswegs in den Alpen und dank der guten Metallpreise in Fernost kann man sich denken, dass die Rohre heute nicht mehr von Mannesmann kommen. Auch die leckere Dreifach-Galvanisierung mit halbwegs anständiger Entsorgung gehört dank guter Preise aus Fernost der Vergangenheit an. Wenn dann bei Meinl das Byzanz-Becken (sehr deutsch) von einem Türken in der Türkei vorgefertigt wird und anschließend in Bayern (zählt das noch zu Deutschland oder müsste da dann "Made with Weissbier-Proud in Bavaria - Land of the Free" darauf stehen? Oder noch besser: Frankonia?) am Ende noch vom Angestellten Mohammed zurecht gehämmert wird, dann kann man da auch fragen, was das "Germany" auf der Signatur soll, wenn man Herkunft blutsmäßig auffasst. Das ist übrigens ein Phänomen bei uns: wer hier geboren ist, ist nicht automatisch Deutscher. Nein, hier gilt Blutsrecht. In den USA ist das anders. Vielleicht rühren aus diesen tradierten Vorstellungen die etwas gestrengen Gefühle. Wenn es also heißt "made", dann heißt das gemacht und wenn da dann "in" steht, dann heißt das nicht "von", sondern "in". Und wenn da ein Funken bis ein Feuerwerk Ausland darinnen ist, dann macht das nichts, solange das Wichtigste hier passiert ist. Und da kommt dann die Grauzone: was ist das Wesen eines Produkts? Was ist Herstellung? Und das darf man dann für jedes Produkt einzeln bewerten. Somit wäre man dann bei der Verwertbarkeit von Gerichtsurteilen zu anderen Produkten: bedingt. Auch da ist der durchschnittliche Laie in aller Regel vollkommen überfordert. Und für den Professionellen sind die von Laien angeschleppten Gerichtsurteile aus dem Internet kostenintensive Zeitverschwendung. Man muss denen nämlich dann beibringen, dass wir hier kein case law haben, dass Zusammenfassungen Zusammenfassungen mit Auslassungen sind, dass jeder Fall anders ist, dass ein Gericht anders entscheiden kann als ein anderes Gericht und dass es in der Praxis meist gar nicht um das Recht haben (Theorie), sondern um das Recht bekommen geht und das hängt vom Sachverhalt ab, den es zu ermitteln gilt und den man dann noch dem Gericht so appetitlich servieren darf, dass es ein schönes Urteil daraus zaubert. Darin liegt die Kunst. Nicht darin, Urteile zu sammeln.
Worum ging es hier doch gleich?
Wenn ich in die USA ausgewandert wäre und dort etwas herstellen würde, dann würde ich da wohl auch "made in U. S. A." darauf schreiben.
Grüße,
Jürgen
Made in South Hassia