Guten Morgen,
bevor es losgeht: noch die Bemerkung, dass jeder Spieler und jeder Musik eventuell andere Facetten hat
und es nicht das eine Becken gibt, das alles abdeckt. Ich würde sogar sagen, es gibt für jedes
Becken eine Musik, für manche Becken halt etwas mehr und für andere etwas weniger, für manche
auch sehr wenig und so weiter und so fort.
Ich habe rund 1986 im Alter von 17 Jahren begonnen und bereits ausführlich das Prospektmaterial
der damals relevanten Marken (es war noch übersichtlich) studiert, so dass ich die Papierform kannte.
Somit war der theoretische Beckensatz relativ klar planbar, jedoch fehlte - Überraschung - das Geld.
Auf der Prioritätenliste stand ganz oben die Hi-Hat und danach ein (ja, eins) Becken, das eben notgedrungen
erst mal alles abdecken musste. Es wurde ein Meinl Laser Crash 18", ein für mein Empfinden eher etwas dünnes
Becken, seinerzeit aber am Anfang durchaus für simpleren Rock, Blues, Deutsch-Rock (das war damals noch etwas
anderes) etc. halbwegs geeignet, wenn man klangliche und funktionelle Abstriche macht.
Allerdings war ich froh, als ich das Becken später wieder verkaufen durfte.
Schon im Jahr 1986 kam dann der erste Beckensatz, wo eben ein Ride dabei war, also nicht das theoretische
Wunschbecken und ich hätte es mir auch einzeln sicher nicht gekauft, es war aber eben dabei:
Paiste Colorsound 5 Power Ride 20" in Schwarz, man könnte auch sagen: Amboss. Es hat mir nir richtig gefallen,
aber es war halt da und auch da war ich gar nicht traurig, als es wieder weg durfte.
1988 wurde es dann näher am Wunsch.
Nach der Theorie kamen für mich seinerzeit (und der Witz ist, dass sich das nur in Nuancen geändert hat) nur
drei Serien letztendlich in Frage (die Exoten Ufip waren schon irgendwie zu speziell und vor allem nur schwer zu
beschaffen nebst schwerem Preis): Paiste 2002 (und als Einstieg: 505), Sabian AA, Zildjian A.
Tatsächlich konnte ich gebraucht in einem nicht allzu weit entfernten Nachbarort an einem Tag, wo es auf dem
Rückweg Eis auf der Straße gab und ich lernte mit Sommerreifen aus dem Graben wieder heraus zu fahren und
danach unfallfrei nach Hause zu kommen. Auf dem Rücksitz: Sabian AA Heavy Ride 21".
Dies war fortan mein Begleiter für Rock, Hard Rock und alles, was sonst so zu bewerkstelligen war, ich liebte die
Kraft und unbändige Lautstärke und auch die Möglichkeit, ganz normal vor sich hin zu pingeln, eine tolle Glocke,
ein toller Klang.
Erst m Jahre 2001, als ich dem Trend zum Zweitschlagzeug folgte, kam ein Paiste Alpha Full Ride 20" hinzu.
Neben dem erschwinglichen Preis war der Grund, eine für etwas leisere Bereiche ein Allzweck-Becken zu haben,
die Musikrichtung war seinerzeit offen, die Band kam nach dem Becken, das ganze Set war für Allround ausgelegt.
Bedient wurde sodann experimentelles Chanson, später dann Oldies, dafür war es ein tolles Becken, neulich habe
ich ein baugleiches bei einer Bandvorstellung spielen dürfen. Nun ja, der Gral war es halt nicht, immerhin spielte
das Geld bei der Wahl ja auch eine Rolle.
Es kam die Zeit, wo ich meinen Beckensatz hinterfragte.
Jahrelang hatte ich nahezu denselben Satz gespielt, das Ride hatte gewechselt, sonst war alles geblieben bis auf
die Abgänge wegen Austauschs zum Besseren. Stand war eine bunte Mischung aus Paiste Colorsound 5/505,
Zildjian A und Sabian AA bzw. eben dem Paiste Alpha. Ich ging in mich und fragte mich, ob die Gemischtwaren so
bleiben sollten. Es war mir schon aufgefallen, dass die Becken nicht ganz harmonisch zueinander waren, man
merkte schon, dass es kein Klang aus einem Guss war, sondern ein babylonisches Sprachgewirr, um mal restlos zu
übertreiben. Zildjian A und Sabian AA passten noch eher zusammen also die Paiste-Sachen zu den Beiden, also war
klar: entweder - oder.
Aufgrund der Konsistenz bei Paiste und auch ein bisschen wegen der Farbe (ich mag Rot) habe ich entschieden:
auch wenn es weh tut: alles raus außer 2002.
Zunächst wurde es 2008 der Standard, das Ride in 20". Da merkte ich schnell, dass mir das zu brav war, für Pop
prima, für Rock oder gar Metal zu zart und als Crash dann wieder zu hart, also war es nicht das ganz richtige.
Es kam dann das Heavy Ride 20", dieses hatte ich früher schon im Prospekt favorisiert und es passte mir besser,
wenn auch die zarteren Gefilde nicht seine größte Stärke sind, aber es ist noch im Rahmen.
Dieses Becken besitze ich noch heute und es hat von Jazz bis Metal alles spielen dürfen, für mich stets ein guter
Kompromiss und schließlich doch erstaunlich multifunktionell, wobei die Verwendung als Crash nicht wirklich
befriedigt.
Zum Jahresende konnte ich ein Medium 20" ergattern, für mich ein klassiches Crash/Ride, für laute Musik ein
volles Crash und für leise Musik ein feines Ride, tatsächlich hat es vor allem in den letzten Jahren für die Jazz-
Einsätze sehr befriedigende Dienste geleistet und klang oft besser als ich gedacht hätte. Auch dieses Becken ist
geblieben, aufgrund der Multifunktionalität eines meiner absoluten Lieblingsbecken.
2009 kam aufgrund dem Trend zur Zweitband der Plan eines zweiten Beckensatzes auf und die strenge Linie wurde
aufgeweicht, ein 3000 Ride 20" durfte her. Da hat mir sehr gut gefallen, dass es multifunktionell ist und eine kräftige
Glocke hat, das was bei den 2002ern etwas klein ausgefallen ist. Ein fantastisches Becken, es ist dann später dem
wieder erstarkten Harmonisierungswahn zum Opfer gefallen, dieser Verkauf hat mich ein Tränchen gekostet, aber
mein Ziel war ein großer Satz, der beliebig teilbar und kombinierbar ist bis hin zum kleinsten Tönchen.
Konsequenterweise kam dann ein Ride 22". Es hat so ziemlich alles, was ich brauche und wäre das Becken, das übrig
bliebe, wenn es nur ein Ride sein dürfte. Für ganz harte Sache etwas zu dezent, für ganz softe zu grob, aber für
Ein 2010 gekauftes Rude Ride/Crash 20", was ich schon immer mal haben wollte und bei meinem ersten Auftritt mal
auf einem Fremdset spielen durfte, war auch ganz schön, aber letztendlich nicht ganz zur strengen Linie passend
und insgesamt gegenüber den 2002ern und auch dem 3000er dynamisch deutlich eingeschränkter.
Zusammengefasst (nur Live- und Aufnahme-Einsätze - Angaben ohne Gewähr)
Schul-Big-Band: Paiste 2000 Ride 20" (gehört der Kapelle)
Children of Desaster: Paiste Colorsound 5 Power Ride 20", Sabian AA Heavy Ride 21"
Deaf, Blind 'n' Lonely, Cut the Crap u. a.: Sabian AA Heavy Ride 21"
Gegengift, First in Line, Given Four: Paiste Alpha Full Ride 20"
Quosh: Paiste 3000 Ride 20", Paiste Rude Ride/Crash 20", Paiste 2002 Heavy Ride 20"
Dark Phoenix: Paiste 3000 Ride 20", Paiste 2002 Ride 22"
Soularplexus: Paiste 3000 Ride 20", Paiste 2002 Ride 22"
Äktschen: Paiste 2002 Heavy Ride 20", Paiste 2002 Ride 22"
Sax and Rhythm Orchestra: Paiste 2002 Medium 20", Paiste 2002 Heavy Ride 20"
Akkordeon-Orchester Bad Vilbel: Zildjian K Heavy Ride 20" (gehört der Kapelle)
Aktueller Entwicklungsstand seit nunmehr rund neun Jahren:
Jazz (indoor): Paiste 2002 Medium 20" (eigentlich schon nicht mehr aktuell)
Allround: Paiste 2002 Ride 22"
Allround und Open Air: Heavy Ride 20".
Auf der Suche bin ich schon lange nicht mehr so richtig, letztendlich ist die Spielweise
auch wichtiger als das Becken und der ein oder andere Stock kann dynamisch auch noch
ein bisschen zwischen Perle und Donner varieren lassen.
Grüße
Jürgen