Gude Morsche,
ich war ja ganz früher ein Fan von Massen-Castings, gemäß dem Motto "viel hilft viel" und "drum prüfe, wer sich ewig bindet".
Das hake ich inzwischen als Jugendsünde ab, wobei es auch realitätsfern war, denn:
In der Praxis haben sich aber nicht viele beworben
Meist waren es gar nicht so viele
Mein Rekord waren mal mehr als ein Dutzend Anfragen, da hätten wir aber auch nur ein halbes bis vielleicht knapp ein Dutzend
Castings hin bekommen, wobei dann schon klar wird, dass man das als Amateurkapelle organisatorisch gar nicht halbwegs vernünftig
machen kann.
jeweils nach ungefähr einer Woche kam die Zusage
Inzwischen erscheint mir das als eine angemessene Verfahrensweise, kein Schnellschuss, aber auch kein Warten auf Godot.
eher kompliziert, innerhalb einer Probe herauszufinden, ob man zur Band passt bzw. ob der Bewerber zur Band passt
Jein, Ausschließen kann ich relativ schnell, aber in der Tat kann man manche Dinge, die sich erst im Laufe der Zeit zeigen, nicht ohne weiteres sofort erkennen, das erlebe ich auch stets aufs Neue.
die beste Personen wählen; was ja nicht der beste Musiker sein muss
Früher legte ich tatsächlich auch mehr Wert auf das Handwerk, inzwischen habe ich eingesehen, dass das zu nichts führt, was nutzt der beste Musikant, wenn er beseelt im Keller verendet?
Die Erfolgswahrscheinlichkeit liegt bei 37 %
Da muss ich mal nachzählen, also jedes dritte Vorspiel ein Treffer?
Käme ungefähr hin (bei mir), wobei die Halbwertszeit unterschiedlich ist.
Ist doch eigentlich immer das gleiche Vorgehen
Das sehe ich anders, es ist das Häufigste, aber tatsächlich habe ich alles - zumindest ansatzweise - schon erlebt.
Mist, jetzt braucht man um Musik mit einer Band machen zu können auch noch ein Mathematik
Ich finde ja ohnehin, dass Musiker auch Rechnen und Schreiben können sollten, aber da stehe ich in der Rockmusikantenamateurliga ziemlich außen.
interessant, dass ich durch dieses Format noch ein bisschen vor dem Proberaum lauschen konnte, was mein Nachfolger so bringt
Das ist in der Tat interessant: wie geht jemand anderes mit der gleichen Situation um? Heutzutage hat man es da dank Audio und Video mit kleinen Apparaten und einem weltweiten Netz viel einfacher, manchmal kann man sogar Probeaufnahmen vergleichen, echt interessant, was der ein oder andere an der ein oder anderen Stelle tut oder auch nicht.
ehrlich sein und gleich sagen, wenn man das Gefühl hat, es passt irgendwie nicht.
Das war bis vor Kurzem meine Devise über längere Zeit, inzwischen bin ich wieder etwas vorsichtiger, manchmal legt man den Schwerpunkt auf das falsche Detail, aber wenn es sonnenklar ist, dann denke ich auch weiterhin: raus damit (mit der Sprache und dann aus dem Proberaum).
Nein, in diesem Jahr hatte ich nur sechs Vorspiele, das Meiste löst sich ja doch schon in der Vorkommunikation wieder auf.
Wert drauf legte, ob die "Bewerbung", die mich erreichte, gut zu lesen war und nett klang
Auch das finde ich interessant und wichtig, tatsächlich merke ich hinterher, dass verwirrende Anfragen meist auch ergebnislos verlaufen. Dennoch erlebt man auch da Überraschungen in jede Richtung.
und sagten noch am ersten Probeabend zu. Unsere Menschenkenntnis sei dank, es passt
Wenn man einen trifft und es passt alles, warum zögern und warten
So ist es optimal, nicht lange fackeln, wenn man merkt, dass es taugt.
Ich selbst ging mal zu einem Casting, sollte 3 - 5 vorgegebene Songs lerne, konnte sie alle, aber die Band am Ende nicht.
Auch eine schöne Sache und leider in der Amateur-Liga weit verbreitet. Da weiß man dann schon, dass die Halbwertszeit begonnen hat, bevor es überhaupt richtig los geht.
Vermutlich suchen wir Menschen aber immer noch mal nach dem Besseren, dank Internet mit Preisvergleichmaschinen, Kundenrezensionen u.ä. wird es einem ja auch "leicht" gemacht, immer alles (und jeden) zu vergleichen, um am Ende das Beste für sich selbst zu finden.
Ja, das ist ein Phänomen, manche Kapellen und Musiker suchen Ewigkeiten nach dem heiligen Gral, andere nehmen alles, was nicht bei Drei auf dem Baum ist, ich versuche da gerade mal wieder, den Mittelweg zu finden, trotz meiner Erfahrung tue ich mir damit immer wieder schwer und jedes Mal hatte der Bauch letztendlich recht.
Grüße
Jürgen