Um die Frage mit dem Leim (siehe auch Wie klingt eigentlich Leim?) durch einem größeren Herstellter mal zu klären, haben wir keine Kosten und Mühen gescheut und sind letzte Woche nach Bad Berleburg-Aue gefahren. Dort haben wir zahlreiche Eindrücke erfahren können. Im Kapitel Rohkesselfertigung wird näher auf die Leimfrage eingegangen.
Allgemeine Informationen
Sonor beschäftigt derzeit rund 90 Mitarbeiter in Bad Berleburg-Aue. Die Firma bildet ausschließlich bedarfsorientiert aus. Es gilt der Anspruch, dass jeder Auszubildende nach erfolgreichem Abschluss der Ausbildung übernommen wird. Zur Verbesserung der preislichen Konkurrenzfähigkeit hat Sonor bereits vor rund 15 Jahren umfangreiche Restrukturierungsprojekte begonnen. Mit verschiedenen Firmen, rund um den Erdball verteilt, wurden Kooperationen eingegangen, manche Partnerschaft besteht nun schon länger als zehn Jahre, erklärte uns während des Rundgangs der Proktionsmanager Rainer Dreisbach.
Die Konzeption und die Entwicklung von neuen bzw. modifizierten Produkten wird in Bad Berleburg- Aue gemacht. Die produzierenden Partnerfirmen entwickeln also nicht selbst, sondern bekommen das fertig entwickelte Produkt zum Nachbau. Sonor führt in regelmäßigen Abständen Besuche bei den für sie produzierenden Firmen durch, um jederzeit eine optimale Qualität sicher zu stellen. Außerdem werden vor der Montage die angelieferten Teile im Werk stichprobenartig auf Herz und Nieren geprüft. Dazu wurde im Wareneingang ein separater Bereich eingerichtet. In Bad Berleburg-Aue setzt Sonor darüber hinaus in jedem Fertigungsschritt auf Qualität, was durch langjährig beschäftigte Mitarbeiter (durchschnittlich 20 Jahre im Unternehmen) und Handarbeit an den meisten Stellen durchgehend gewährleistet wird: Jeder Mitarbeiter sieht das Produkt und kann eventuelle Fehler erkennen.
Beim Flaggschiff SQ² Drum System, das nur auf Bestellung gefertigt wird, sind 12 Wochen Lieferzeit vorgesehen, oft werden es auch ein bis zwei Wochen vorher. Die hierfür benötigten Bauteile inklusive der Sperrhölzer und Furniere liegen im Lager.
Holzanlieferung und Trocknung
In einem großen Ofen werden die Harthölzer für die Klangstäbe der Orffinstrumente getrocknet. Vom gesamten, weltweit eingeschlagenen Holz werden nur etwa 0,3% für den Instrumentenbau verwendet. Sonor ist darauf bedacht, auf umstrittene Hölzer zu verzichten und unproblematisches oder – wenn nicht anders möglich – wenigstens zertifiziertes Holz zu verbauen. Im Segment des Orffschen Instrumentariums hat Sonor durch die FSC-zertifizierten Primary-Serie ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal erreicht.
Als Alternative zum üblichen Palisanderholz bietet Sonor für ihre Xylophone den Werkstoff Palisono an, ein glasfaserverstärkter Kunststoff, der keine Feuchtigkeit aufnehmen kann und somit eine dauerhafte Stimmung garantiert. Der Klangcharakter ist gegenüber Holz perkussiver und durchdringender.
Rohwarenlager

Im Rohwarenlager liegen sämtliche Einkaufsteile, die zur Produktion benötigt werden.
In Aue werden gefertigt:
Drumsets: SQ² Drum System, Delite und S Classix, Artist Snares
Hardware: Giant-Step-Pedale und die 600er Hardware
Orffinstrumente, Instrumente & Zubehörteile für Marching & Concert, ausgesuchte Percussion-Instrumente
Daher hat Sonor auch ein recht großes Rohwarenlager mit ca. 3.500 verschiedenen Einzelteilen. In einem weiteren Lager in der Produktion werden Halbfertigteile aufbewahrt. Hierzu zählen auch vormontierte Baugruppen wie z.B. eine Snareabhebung, die vorher aus Einzelteilen zusammengebaut wurde.
Furnier- und Schichtholzlager

Sonor hält seine Furniere und Schichthölzer in einem speziellen Lager auf Vorrat. Bei der Lagerung des Holzes müssen bestimmte Bereiche hinsichtlich der Raumtemperatur und der Luftfeuchtigkeit gegeben sein. In Aue wird als Schichtholz für die Oberklassesets kanadisches Ahorn, skandinavische Birke und europäische Buche verwendet. Hier wird also komplett auf Tropenholz verzichtet und es werden ausschließlich unbedenkliche Hölzer verwendet.

Neben einigen Naturfurnieren wie z.B. Maserbirke und American Walnut bietet Sonor seit einiger Zeit ein großes Sortiment von sogenannten Blockfurniere an, die von der italienischen Firma Alpi geliefert werden.
Die Blockfurniere werden künstlich, allerdings aus dem Rohstoff Holz, hergestellt. Basisholz für diese Furniere ist überwiegend italienisches Pappelholz. Alpi baut Naturfurniere nach sowie auch Fantasiefurniere. Somit kann wiederum auf bedenkliche Tropenhölzer verzichtet werden.
Folien (bei SQ² und Marching) werden ganzflächig mit Druck auf dem Kessel verklebt, so dass eine kompakte Einheit entsteht und eine Dämpfung des Tons stark minimiert wird.
Holzverarbeitung


Im Großen und Ganzen wird in Bad Berleburg-Aue Handarbeit bevorzugt. Diese Handarbeit wird punktuell durch den Einsatz von Maschinen (z.B. CNC-Fräse) unterstützt. In der Fabrik wird im Einschichtbetrieb produziert, auch daher wird weitestgehend auf Industrieroboter verzichtet, da diese erst in einem höheren Schichtbetrieb wirtschaftlich rentabel nutzbar sind.
Es kommt ein einfaches, aber effektives Energierückgewinnungsverfahren zum Einsatz. Sämtliche Holzabfälle werden gesammelt und im Winter wird dann damit zugeheizt. Die Holzabfälle reichen aber nicht aus, um damit komplett zu heizen.
Lackiererei
Für die Lackierung eines kompletten Oberklasse Drum Sets wird 1-2kg Farbe benötigt.
Als Grundierung für deckende Oberflächen verwendet Sonor einen weißen Polyesterlack. Sonor setzt farbige Decklacke auf PU-Basis ein und zum Einfärben von Holzoberflächen Beizen auf Wasserbasis. Für Orffinstrumente wird umweltfreundlicher Proterra-Lack verwendet. Proterra-Lack hat einen geringen Lösungsmittelanteil. Als Lösungsmittel dient hier Alkohol. Ähnliche Produkte aus dem Proterra-Sortiment werden übrigens auch im Lebensmittelbereich eingesetzt.
Die Hochglanz-Kessel der Oberklasse Sets werden in fünf Lack-/Beizvorgängen behandelt. Nach jedem Lack-/Beizvorgang wird der Kessel manuell geschliffen. Die Hochglanzlackierung wird in einem eigenen Reinraum hergestellt. Nach dem Lackieren wird eine 45-minütige Rotationstrocknung eingeleitet.
Metalllackierung

Metallteile wie Klangstäbe für Glockenspiele werden in einer separaten Spritzkabine lackiert und dann anschließend in einem Ofen getrocknet, damit die Lackoberfläche eine hohe Haltbarkeit bekommt. Die fertig lackierten Klangstäbe eines Glockenspiels werden anschließend in speziellen Kabinen auf den gewünschten Ton gestimmt.
Rohkesselfertigung


Die Kessel werden in ölgeheizten Pressen gefertigt. Die Rohlinge bleiben, je nach Materialstärke, bis zu ca. 15 Minuten in der Presse. Es wird dabei ein Zweikomponenten-Leim verwendet, der extrem hart wird und auch in jeder normalen Schreinerei eingesetzt wird, also kein Geheimprodukt*, dessen Bestandteile aus speziellen Komponenten für den Instrumentenbau bestehen. Wichtig ist, betonte Rainer Dreisbach, dass die Holzlagen sauber und exakt zugeschnitten sind. Ein Überlappen der Lagen oder ein Lücke zwischen ihnen ist zu vermeiden. Die Zuschnittsmaße sind in stets aktualisiert gepflegten Tabellen aufgelistet. Somit wird gewährleistet, dass die Lagen optimal durch den dünn aufgetragenen Leim verklebt werden. Zuviel Leim und schlechte Verarbeitung würden den Klang dämpfen. Damit ist die Frage bezüglich, wie Leim klingt, wohl ausführlich beantwortet.
Alle Kessel werden mit Übermaß in Bezug auf die Kesselhöhe gefertigt und dann erst nach dem Pressen durch beidseitige Bearbeitung auf das genaue Maß geschnitten. Anschließend werden die Kessel auf 45 Grad (mit leichtem, minimalem Gegenschnitt) gegratet.
*) Aber es gibt einen geheimen Zusatz, der das Holz noch zusätzlich glättet.
Endmontage und Verpackung


Nach der Lackierung und einer nochmaligen Gratung der Kesselränder werden die Löcher für die Beschlagteile gebohrt. Anschließend werden alle Einzelteile montiert, die Felle aufgezogen und die Snaredrums gestimmt. Danach werden die fertigen Produkte verpackt. Bis zur Versendung lagern die fertigen Produkte verpackt in einem großen Lager. In dieser Halle befindet sich auch das Lager für die zahlreichen Verpackungsmaterialien, die überwiegend in den benachbarten Montagebereichen benötigt werden.
Showroom und Museum

Im Showroom schließlich trafen wir den Produktmanager für Drums, David Schulz. Er gab sehr ausführlich Antwort zum Beispiel über die Einführung von Snares nach Vorgaben und mit Signaturen von Endorsern. In der Produktion war uns schon die große Anzahl von Snares aufgefallen, die das Logo von Herrn Greb zierten.
Überhaupt kann der Wechsel eines Endorsers zu Sonor eine steigende Nachfrage nach bestimmten Trommeln bedeuten. Es ist also nicht nur so, dass die Endorser Werbung für Sonor machen, sondern auch messbar den Verkauf bestimmter Produkte ankurbeln können.
Im Museum zeigt Sonor seine Schätze aus der langen Firmengeschichte. Teile davon wurden auch in einer Sonderausstellung in der Halle 4 währende der Frankfurter Musikmesse 2011 gezeigt.

Fazit
David Schulz nahm sich sehr viel Zeit für uns. Er stand dabei dem Produktionsmanager in Nichts nach, auch Rainer Dreisbachbeantwortete ausführlich unsere Fragen. Da er aber schon von sich aus sehr viel Interessantes zu sagen wusste, hielten sich unsere Fragen in Grenzen.
Ein toller Tag mit zwei tollen Sonor-Mitarbeitern (vielen Dank!) und die Erkenntnis, dass zumindest in Bad Berleburg-Aue noch sehr viel von Hand gebaut wird. Deswegen erklärt sich auch der Preis eines Produktes Made in Germany. Wir könnten auch sagen, Qualität hat ihren Preis und Leim sollte nur sparsam verwendet erden.