Chuck Boom
Dieser theoretische Ansatz ist nachvollziehbar und "stimmt" ja auch soweit. Im Ergebnis relativiert man dadurch allerdings ALLES und die Praxis zeigt, dass viele Top-Instrumentalisten tatsächlich anders, nämlich "traditionell" agieren.
Fakt ist, dass vor dem Aufkommen von IEM (auch hier spielt "marketing" eine Rolle) die Musikerwelt so funktionierte, dass der "natürliche, unverfälschte Klang des Instruments" die Leitlinie darstellte und vom Auditorium auch so akzeptiert wurde.
Beim Musizieren sind hinsichtlich "Gehörschutz" 2 Werte relevant. Das eine ist die "Dauerbelastung", die einen Verschleiß verursacht, das andere sind "Schmerzgrenzen" die ein Gehör sofort zerstören kann.
Dauerbelastung gibt es im Alltag sehr viele. Wenn man sich mal mit einem Schallpegelmessgerät bei schlechtem Wetter in einen Kindergarten begibt, würde man sich wohl wundern. Auch als Verkäufer in einem Warenhaus, auf der Kirmes, im Straßenverkehr usw. Es gibt unzählige Situationen, wo das Gehör stärker belastet wird, als es dahingehend empfindlicheren Menschen angenehm ist.
Trommler wie z.B. Antonio Sanchez oder Brian Blade, die für mich zu den aktuell bestklingendsten Spielern zählen, sind sich über die Problematik sicher sehr bewusst, entscheiden sich aber trotzdem für den freien Gehörgang (zumindest sehr regelmäßig, was sich ja über youtube überprüfen lässt). Und die spielen über ein sehr breites Dynamikspektrum. Ihr Vorteil ist, dass sie es quasi in jeder Sekunde selbst in der Hand haben, einige db abzusenken, wenn ihnen gerade danach ist.
(Im Gegensatz zu Spielern, die Stücke - vor allem auf der Snare - "durchnageln" müssen).
Sie hätten sicher kein Problem, per endorsement die teuersten IEM-Systeme nutzen zun können, weil sie hier als webewirksame Maßnahme für den gesamten Bereich "Jazz und Artverwandtes" ziemlich sicher sehr gerne gesehen wären...Letztlich brauchen sie aber offensichtlich ihre Herangehensweise, um aus ihrer Perspektive bestmöglich zu spielen. Irgendwie wird diese Tatsache in den entsprechenden Diskussionen immer ignoriert.