Hallo,
für mich gibt es nur Gehörschutz, für die Kinder finde ich die Peltor 3m in leckeren quitschbunten (und damit kindgerechten) Farben angemessen.
Wer sein Gehör nicht schützt, wird es verlieren und zwar vorzeitig.
Wenn man damit schon in früher Jugend beginnt, wird man eben schneller schwerhörig.
Genau diese Art ideologisch geprägter Konsequenz hatte ich im Sinn und hier wollte ich eben etwas entgegenwirken, weil ich diese Konsequenz zumindest für einige Spielweisen als überzogen empfinde und im Weiteren zumindest für mich persönlich einige Nachteile sehe.
Im speziellen Fall hier geht es ja dann um Schlagzeuger. Wobei sich von Trompete bis Trillerpfeife mit sehr vielen Instrumenten erhebliche Lautstärken produzieren lassen, die doch sicher aus Spielerposition teilweise auch bis in den Stressbereich für das Gehör reichen können. Selbst ein "voll angespieltes Klavier" könnte ja vielleicht (oder sogar wahrscheinlich?) für Kinderohren bis zu einem gewissen Alter bereits eine zu vermeidende Überforderung darstellen.
Gibt es denn belegende Quellen darüber, wie sich das nun tatsächlich für die ganzen Schlagzeuger in der Vergangenheit ausgewirkt hat? Sind alle gleichermaßen betroffen oder gibt es Unterschiede? Könnten auch andere Faktoren relevant sein? Das mit zunehmendem Alter die Hörfähigkeit relativ regelmäßig nachlässt, ist ja grundsätzlich erstmal ein generelles und häufig diagnostiziertes Problem.
Ich persönlich glaube, dass es den Grad des Verschließes betreffend hier auf jeden Fall Unterschiede geben wird. Lautstärke funktioniert auf den Körper nicht so vorhersehbar wie z.B. Feuer. Es ist auch zu beobachten, das Lautstärke subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen wird. Was dem einen bereits zu laut und nervend, ist dem anderen noch nicht laut genug.
Ich erinere bloß mal an die Zeiten des "walkman". Die Dinger konnten üblicherweise schon bis "fies laut" und es wurde seinerzeit dann auch entsprechend vor Spätfolgen gewarnt. Nicht auszuschließen also bzw. sogar wahrscheinlich?, dass auch hier Leute den Verschleiß ihres Gehörs beschleunigten. Aber generell und alle gleichermaßen (vergleichbarer Ge-/MIssbrauch vorausgesetzt)? Letztlich ist das bis heute jedenfalls nicht nachweisbar zu belegen, aus welchen Ursachen sich Schwerhörigkeit im Alter nun im Detail ergibt.
Natürlich macht es grundsätzlich Sinn, auf das Gefahrenpozenzial in diesem Zusammnhang hinzuweisen. Andererseits gib es jede Menge Ratschläge und empfohlene Verhaltensweisen aus medizinischer Sicht...am Ende muss da jeder in Eigenverantwortung seine Entscheidungen treffen.
Alleine die Tatsache, dass sich Ohren bereits im Bereich Außenohr doch deutlich voneinander unterscheiden, lässt mich vermuten, dass hier schon die ersten - eventuell sogar meßbaren ?- Unterschiede bestehen. Es ist davon auszugehen, dass sich das im Bereich Mittel- und Innenohr so fortsetzt. Also sollte hier bereits unterschiedliche Empfindlichkeit/Robustheit zu konstatieren sein. Ob und inwiefern diese Tatsache im weiteren Verlauf der Verarbeitung des eingehenden Signals "im Gehirn" nun hinsichtlich Wahrnehmung und Empfinden korrelliert, bzw hier nochnmal unabhängig Einfluss auf die subjektive Wahrnehmung genommen wird, wären weitere Fragen, die vielleicht ebenfalls Einfluss haben könnten. Hieraus ergibt sich letztlich dann die Frage:" Gibt es ein verlässliches Signal an den Verstand, die jeweilis notwendige Konsequenz zu ziehen oder darf man sich nicht auf die persönliche Einschätzung verlassen?" Auch das wird individuell unterschiedlich zu beantworten sein. Es gibt z.B. Menschen mit Ermüdungsbrüchen oder burn-out. Andere haben die Sensibilität, diese Dinge für sich zu vermeiden ( oder ist das immer nur Glück bzw. Pech?). Teilweise hat es zusätzlich sicher auch immer mit der Veranlagung zu tun.
Wer grundsätzlich immer jedes Risiko vermeiden will, steigt auch nicht in ein Flugzeug, bewegt sich nicht im Straßenverkehr, steigt im Haus auf keine Leiter usw. Vergleichende Beispiele hinken natürlich immer, trotzdem wäre das zumindest eine sehr konsequente Fortsetzung des Gedanken, weil es eben jedes Risiko ausschließt.
Ich persönlich mache mich lieber bei lauter Musik (und Musik ist meistens mit Geräusch verbunden und wird deshalb als Lärm empfunden) künstlich schwerhörig und höre dann aber bei passenden Gelegenheiten dafür umso besser.
Gerade beim Schlagzeug wird das korrekte Hören des Instrumentariums meiner Meinung nach völlig überschätzt.
Ich höre auch Besengeraschel mit Gehörschutz. Ob dann die Frequenzen alle original sind, ist unwichtig.
Selbst der Tubist nebenan wird schon eine andere Frequenzmischung hören, der Dirigent vorne sowieso und im Publikum hinten kommt wieder etwas ganz anderes an. Wenn dann noch Elektronik (Mikrofone, Vorverstärker ...) im Spiel sind, wird es wirklich argumentativ fragwürdig.
Vergleichbares liest man auch immer wieder...und es stimmt unter dieser Prämisse natürlich auch absolut. Für mich persönlich ist das aber zunächst überhaupt nicht ausschlaggebend. ICH muss für mich beim Spielen ganz prioritär den bestmöglichen Zugang zum von mir produzierten Klang haben. Dann erst habe ich den Eindruck, auch bestmöglichst bis in die mir möglichen Feinheiten vorzudringen um möglichst gut ( mein subjktives Empfinden) zu klingen.
Und das gilt bei mir ehrlich gesagt für sämtliche Spielarten, wobei ich bei den lauteren Spielweisen im ungeschützten Modus natürlich nicht merkbefreit in "die Vollen" gehe. Hier bewege ich mich dann eben langsam, wohldosiert und vorsichtig in die oberen Bereiche und vertraue meinem Empfinden was die Belastung angeht. Meine Ohren, bzw. was auch immer letzlich hierfür verantwortlich ist, melden mir meinem Eindruck nach schon recht frühzeitig an :" uns reichts jetzt so langsam."
Ab dann geht es eben mit entsprechendem Hörschutz weiter, aber die bis dahin erarbeitete Spielbalance bietet mir hier eben eine sehr dienliche Basis. Hieraus abgeleitet übrigens die Sache mit dem "Feintuning". Übe ich nun mehrere Tage so ein Zeugs mit Schutz, verliere ich zunehmend das Gefühl der Kontrolle und bemerke dann ohne Schutz tatsächliche Veränderungen.
Was dann selbst unmikrofoniert bereits in 2m Entfernung ankommt hängt bereits von vielen Faktoren ab. Noch gravierender wirds dann über elektrische Verstärung. Das Schlagzeug ist aufgrund der vielen Instrumente ganz besonders davon betroffen, was sich der Mann am Pult unter gutem Klang für die jeweilige Musik im jeweiligen Raum so vorstellt. Streng genommen ist sowohl bei größeren Konzerten als auch auf CD besonders der Schlagzeugklang ein Podukt von nachträglichem Design, das im besten Fall der Quelle wenigstens ansatzweise entspricht. Im direkten Kontext spielt man z.B. ein Becken so an, wie an dieser Stelle eben als richtig erachtet. Alleine die durch EQ veränderten Frequenzen spiegeln das schon nicht so wieder, wie es gedacht war und man würde dieses nun veränderte Becken wahrscheinlich anders anspielen. ( sicher, das ist im Bereich der Nuancen, aber ich denke trotzdem, dass diese Überlegung relavant ist)
Es gibt ja durchaus weit verbreitet die Theorie, dass alleine Überzeugung und Selbstverständnis des Spielers großen Anteil auf die Wahrnehmung des Zuhörers hat. Natürlich lässt sich über diese Methode trefflichst streiten ( besser hoffentlich konstruktiv diskutieren) und mir ist auch z.B die Position vorstellbar, dass ein anderer Spieler allein aus Angst vor Schädigung psychologisch gesehen nachvollziehbar auf andere Weise ein besseres Ergebnis erzielt. Gar keine Frage
Zitat
Wenn man jetzt diverse hochkarätige Musiker aus sehr speziellen Genres anführen will, dann ignoriert man zwei Fakten:
einerseits
gibt es noch ganz andere Genres, wo gerade selbst diese hochkarätigen
Musiker schwer vorstellbar sind, insbesondere mit ihrem typischen Spiel
und andererseits ist ein Anfänger genreunabhängig jenseits von
hochkarätig und ein ungeschliffen geschlagenes Instrument klingt einfach
unschön und leider laut.
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Ich verstehe den Sinn dieser Aussage nicht. Jedes Genre hat seine Berechtigung. In jedem Genre gibt es weltweit bekannte Spieler. Verschiedene Genres erfordern verschiedene Überlegungen in der Herangehensweise und Vorbereitung.
Der Jazz-Spieler wird mit dem Speed-Metal-Spieler wenig Gemeinsamkeiten in allen möglichen Belangen haben. Allen gemeinsam ist ledioglich das Instrument in seiner Grundidee ( und selbst das ist selbstverständlich nur sehr bedingt vergleichbar)
Auf den thread bezogen sollte man aus meiner Sicht eine musikalische Ausbildung möglichst breit anlegen, weil man eben nicht weiß, in welche Richtung sich der Schüler entwickeln wird.
Meine Intention beim Verlinken dieser Beispiele war es keinesfalls, das Spielen ohne Schutz dadurch zu propagieren. Vor allem nicht für Kinder!!! Es war vor allem an die gerichtet, die da wahrscheinlich reflexartig denken "Oha, ist das nicht vielleicht viel zu gefährlich ( berechtigterweise!). Mich selbst interessiert diese Thmeatik seit längerem, weil ich ja selbst darüber nachdenke, was wie funktioniert und was sich über diesen Weg als Empfehlung für mich persönlich ableitet.
Wie nun das vom Anfänger gespielte Instrument klingt, kann hoffentlich vom Übungsleiter zum Besseren beeinflusst werden.
Zitat
Ganz nebenbei gibt es mindestens eine hochkarätige Musikerin, die ganz schlecht hört, manche sagen, sie sei taub.
Man
kann jetzt sagen: prima, dann kann das Kind ja auch taub und
erfolgreich werden. Man kann aber auch sagen: schwere Körperverletzung
ist eine Behinderung, der man trotzen kann, man muss sie sich aber nicht
sehenden Auges selbst mutwillig zuführen. Und Eltern haften für ihre
Kinder.
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...naja
Zitat
Ich würde ihn kaufen und selbst mit gutem Beispiel vorangehen.
Ich werde nicht von irgendwm bezahlt und trage selbst gerne Elacin ER-25, aber auch Beyerdynamic DT-100, Ohropax und Noton.
Wenn
ich daheim Musik mit dem Kopfhörer höre, freue ich mich, Details zu
hören, die bei anderen in meinem Alter längst abgefackelt sind.
Wenn das für Dich aus Überzeugung so am besten funktioniert, hast Du ja bereits den Weg für Dich gefunden. Hieraus eine allgemeingültige Regel ableiten zu wollen halte ich aber auch angesichts der aktuellen Sachlage durch recht viele Spieler demonstriert dann aber für unangemessen und überzogen. Mein Weg zB. war, ist und wird auch zukünftig anders aussehen. Und nach mehreren Jahrzehnten trommeln ( eher ziemlich intensiv, was den Zeitaufwand betrifft) habe auch ich noch immer ziemlich frische Ohren.
Und auch an dieser Stelle nochmals der Tipp, insbesondere für Kinder : Im Zweifel lieber einmal zu oft den Gehörschutz tragen. Überhaupt keine Frage!!!!!