Beiträge von Xian01

    Hi Folks,


    nachdem Seppel mir so ausführlich geschrieben hat, möchte ich natürlich niemandem meine
    Antwort vorenthalten....


    Hallo Dirk,


    vielen Dank für Deine ausführliche PN, über die ich überrascht war,
    über die ich mich aber auch sehr gefreut habe.


    Bevor ich meine Gedanken dazu nun zum besten gebe gestatte mir aber bitte eine Frage:
    Warum postest Du nicht gleich so differenziert und verständlich?
    Das würde es (zumindest mir) viel leichter machen...
    Trotzdem schätze ich Dich und deine Statements im DF sehr, auch wenn
    sie mir wie in diesem Fall nicht unbedingt in den Kram passen. :D


    Du hast zum einen natürlich recht mit Deiner Kritik an dem Ausbildungssystem.
    Es gab noch nie so viel Information über das Trommeln mit solch schneller und
    leichter Verfügbarkeit wie heute. Und doch scheint das der musikalischen Innovation nicht wirklich
    gut zu tun.


    Das aber das "System" am Markt vorbei ausbildet und Leute in Verzweiflung stürzt halte ich so nicht für richtig.
    Ich habe auch den Eindruck, das Du hier den "Markt" zu eng definierst. Aber eins nach dem anderen....


    Zuerst einmal muß ich aus meiner bisherigen Erfahrung sagen, das die Frage ob ein Schüler später auf dem Markt bestehen kann
    sich höchstens bei 1 - 2 % der Schüler überhaupt stellt. Für den allergrößten Teil der Leute geht es um ganz andere Dinge.


    Bei vielen Kids geht es z.B. darum zu lernen pünktlich zu erscheinen, es geht darum, zu lernen das man manche Dinge und Probleme nur mit
    Ausdauer und Beharrlichkeit lösen kann, das es bereichernd ist etwas "gut können" zu wollen, nicht um des Lehrers oder Eltern willen sondern für sich selbst.
    Drumdidis Posts sind hier sehr gut.
    Wieder andere möchten einfach nur ein wenig trommeln, um sich zu entspannen. Und der Unterricht ist da
    oft dann auch der Moment wo Sie Ihren alltag etwas hinter sich lassen und genau das dan tun.
    Wieder andere möchten einfach mit Freunden musizieren und dafür ein klein wenig Handwerkszeug mitbekommen,
    ohne sich groß stressen zu müssen oder gleich "etwas leisten" zu müssen.


    Viele meiner Schüler wollen noch nichtmal in einer Band spielen, das is denen viel zu viel Stress.
    Die wollen einfach für sich ein wenig daddeln....


    Hier könnte man noch endlos viele Beispiele anführen.
    Jedenfalls sind das alles Leute die nicht am Markt vorbei ausgebildet werden.
    Auch finde ich nicht, das die Musik dieser Menschen quasi überflüssig ist,
    sondern sie bedeutet für die Ausübenden und auch oft für die Zuhörer
    wenn auch nur im kleinen Kreis einen nicht unerheblichen Teil Ihrer Lebensqualität.


    Irgendwann landet man dann bei den 2% die beruflich Musik machen möchten und hier
    beginnt meiner Ansicht nach Dein Denkfehler.
    Ich habe den Eindruck, das Du den Begriff des "Marktes" bzw. des "Berufsmusikers"
    schlicht viel zu eng definierst. Du scheinst ihn mir, mal platt ausgedrückt auf den Begriff "Rockstar" zu
    reduzieren. Diese Zielsetzung haben aber auch die meisten Schüler nicht. Manchmal ist das Ziel nur ganz vaage vorhanden ("Irgendwie davon leben können")
    bei manchen aber auch sehr konkret ("Ich möchte irgendwann in Roth eine Musikschule eröffnen").


    Ich versuche, wenn sich bei einem Schüler dieser Wunsch herausbildet zuerst seine Motivation zu ergründen,
    und auch zu erfahren wie denn sein Bild vom Beruf des Schlagzeugers aussieht.
    Und die Motivation "reich und berühmt" zu werden halte ich, im Gegensatz zu Luddie, für die schlechteste von
    allen, da sie fast schon zum automatisch zum scheitern führt. In diesem Sinne ist der Markt nämlich wirklich sehr klein,
    das Ziel nicht konkret genug und ein solcher wenn möglich noch internationaler
    Erfolg hat wie wir hier alle wissen fast nichts mit Planung und purem Können zu tun.


    Wenn ich dann die Motivation und Vorstellungen des Schülers kenne beginnt spätestens hier meine Verantwortung als
    Lehrer, den Schüler mit den verschiedenen "Wirklichkeiten" und Möglichkeiten dieses Berufs zu konfrontieren.
    Das bedeutet das ich ihn dann auch auf mögliche Hindernisse auf diesem Weg hinweise oder das ich ihm seine Schwächen vor
    Augen halte, an denen unbedingt gearbeitet werden muß, sowohl schlagzeugtechnisch als auch in Bereichen der Sozialkompetenz und all den
    anderen Bereichen die in unserem (und in so manch anderem) Beruf relevant sind.
    Und er muß natürlich auch klären ob er mit bestimmten Dingen nicht nur leben könnte,
    sondern glücklich wäre, wie z.B. auch Unterricht geben, auf Firmenfeiern spielen, Stile bedienen die man eigentlich nicht so mag,
    keine geregelten Arbeitszeiten haben, auch mal 2 Monate ohne freien Tag sein, allem und jedem hinterher telefonieren,
    unzuverlässige Kollegen ertragen, und und und...


    Und hier bietet das heutige System meiner Ansicht nach zum ersten mal den großen Vorteil, daß es eben kein
    Glückspiel mehr ist, von und mit Musik zu leben. Noch nie vorher konnte man soviel Information bekommen
    um einfach seine berufliche Existenz auf solide Füße zu stellen. Wenn ich nun mich, oder auch die anderen Leute
    vom DI mal so ansehe, dann profitiere ich einfach von der Umfassenden stilistischen Bandbreite die ich
    dort mitbekommen habe und natürlich von dem Handwerkszeug.
    Dadurch spiele ich Tanzorchester, Theater, Country, Salsa, Jazz, Progrock, Cover, Top40... immer auch mal als
    gern gesehene Aushilfe weil ich einfach komplette Programme notfalls vom Blatt spiele oder auch mal in zwei Tagen raushören
    und notieren kann, und ich kann eben die unterschiedlichsten Schüler bedienen. Oder auch ein Onlineportal aufmachen.... :D


    Und gerade hier legt das DI bzw. Jan Rohlfing auch großen Wert darauf, das die Leute zum einen die große Bandbreite der
    Beruflichen Möglichkeiten kennen, als auch lernen kurz- und langfristige Ziele zu definieren um dann zu überlegen
    wie sie diese Ziele erreichen können.


    Insofern ist das in keinster Weise "am Markt vorbei".
    Ich finde auch nicht, daß hier ein "Problem an die nächste Generation" weitergegeben wird.
    Ich finde aber auch nicht, das jemand, der nicht "reich und berühmt" ist automatisch in diesem
    Beruf gescheitert ist. Ich finde es geht darum, das jemand eine seinem Können und seiner Presönlichkeit
    und seinen Zielsetzungen angemessene Position in diesem Berufsfeld findet und damit seinen Lebensunterhalt
    bestreiten kann, wenn er das denn will.


    Und diese Zielsetzungen und Ergebnisse können so vielfältig sein, das es
    im Normalfall die Vorstellungskraft des Lehrers und auch des Schüler übersteigt.
    Ich persönlich weiß z.B. nicht ob ich 4 Monate im Jahr international touren möchte.
    Das würde bedeuten, das ich auch 4 Monate meine Frau nicht sehe, oder später mal mein Kind,
    wenn ich denn eins haben sollte. Insofern sehe ich mich da nicht als gescheitert an, sondern es ist gut so wie es ist.
    Und so ist es mit vielen meiner professionellen Kollegen. Die möchten einfach unbedingt
    neben Ihrer Frau einschlafen und im eigenen Bett wieder aufwachen. Und somit spielen die nur Jobs
    wo Sie abend wieder anch hause können. Darum sind es aber trotzdem sehr gute Musiker die genug Geld verdienen
    und die dem Publikum einen tollen Abend bescheren können.


    Natürlich gibt es immer Schüler und Kollegen mit, sagen wir mal "seltsamer" Selbstwahrnehmung, die dann scheitern
    und auch nicht wissen wieso. Aber gegen die ist jedes Ausbildungssystem machtlos....


    Das das natürlich nicht immer zu künstlerischen Innovationen führt ist auch klar. Das ist aber
    ebenfalls nicht immer das Ziel der Schüler und auch nur bedingt Aufgabe des Ausbildungssystems.
    Nichtmal von einem großen Teil des Publikums werden solche Innovationen gewünscht... die meisten
    möchten einfach etwas Vertrautes hören. Aber auch hier empfinde ich dann die jeweiligen ausübenden Musiker nicht als "gescheitert",
    sondern sie üben schlicht einen Beruf aus. Und es können auch alle Beteiligten in diesem System glücklich damit sein.


    Innovatoren funktionieren meistens unabhängig von Ausbildungsystemen, oder gerade weil sie nicht "konditioniert"
    wurden. Man kann natürlich beklagen das zur Zeit wenig wirklich bahnbrechend neues kommt, aber das liegt sicherlich nicht nur
    am vorhandenen Ausbildungsystem sondern ist auch ein Symptom unserer "utopielosen" Zeit. Und diese Diskussion bräuchte mindestens
    einen neuen Thread... :D


    In diesem Sinne liebe Grüße
    Christian

    Was geht denn hier ab?


    Werden hier jetzt alle die unterrichten müssen, oder - schlimmer noch - WOLLEN als Versager abgestempelt oder was?
    Ich glaub ich kotz.... :cursing:


    Bin ich nun erst ab 2 Mio verkaufter Alben ein vollwertiges Mitglied der Trommlergemeinde,
    dessen Erkenntnisse es wert sind weitergegeben werden zu dürfen???


    Was für ein Schwachsinn...


    Und ich wollte nie reich und berühmt werden.
    Nachdem ich in Montreux war und gesehen hab was da in den Kreisen so abgeht noch viel weniger.
    Da is mir der Arschlochfaktor viel zu hoch um daran kostbare Lebensenergie zu verschwenden...


    Xian


    Wie z.B. Claus Hessler, oder was? ;)
    Oder Ulf? Oder Matz?
    Man man man....

    Das Problem an der Geschichte ist, das wir als Musiker ein höheres Limit brauchen um
    unsere Musik praktizieren zu können,
    das aber medizinisch gesehen, die Hörschädigung viel früher beginnt,
    nämlich bereits bei 85dB, sofern man diesem Pegel lange genug ausgesetzt ist.


    Deshalb gilt auch ab diesem Pegel Gehörschutzpflicht am Arbeitsplatz.
    Aber 85 dB sind ja echt nix. das muß ich nur an ner viel befahrenen Strasse
    wohnen, da hab ich das dann den ganzen Tag wenn ich das Fenster aufmache...


    Einem Mediziner kommt ein Limit von 110dB wohl etwa so vor wie ein
    Tempolimit von 200km/h auf Autobahnen...


    Das nennt man dann wohl Interessenskonflikt...


    lg
    Xian

    Hmmmm......


    Das Problem, daß ich sehe ist, daß sich bei medizinisch sinnvollen GRenzwerten viele Musikstile nicht mehr wirklich
    praktizieren lassen.


    Drumdidis Problem aus der Schweiz kenne ich nur zu gut:


    Ziggy Marley, Miles-Davis-Hall, Montreux. Publikumslautstärke, gemessen am Pult: 114 dB. Ohne Band.
    Wie soll man da noch ein Konzert veranstalten mit max. 99 dB ???


    Slayer durfte in der gleichen Halle dann ohne PA spielen.... weil die Band pur ja schon knapp über 100 dB hatte...


    Und in meiner Big Band hätten wir auch ein Problem. Die hohen Lagen in den Trompeten gehen
    leise einfach nicht...


    Dieses Problem hatte auch mal Iraquere... Bläser & Percusion ohne PA gemessen am Pult 110 dB...
    Die haben halt einfach ihr Zeug gespielt so wie´s gehört....
    Und solche Bands kommen dann nicht ohne Elektrik aus, wie z.B. E-Bass oder verstärktes Klavier...


    Was soll man da dann machen??? E-Instrumente weglassen? Trompeten eine Oktave tiefer arrangieren???
    Das macht alles keinen SInn so...


    Xian

    Liebe Gemeinde,


    auch dieses Jahr gibt es natürlich wieder eine Weihnachtsverlosung! :)


    http://www.einfach-trommeln.de verlost in Zusammenarbeit mit
    der Firma Meinl unter allen registrierten Kunden einen


    Mb8 Beckensatz bestehend aus je 1x 14" HH, 16" Cr, 20" Ride
    im Wert von ca. 580 Euro.


    Auch Roland wird noch etwas zur Verfügung stellen.
    Hier folgen noch genauere Infos.


    Es besteht keinerlei Kaufverpflichtung.
    Es muß zur Teilnahme lediglich ein Kundenkonto eröffnet werden.
    Teilnahmeschluss ist der 24.12.2008
    Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.


    Bis das auf der Webseite sichtbar wird, dauert es noch ein paar Tage,
    da mein Grafiker noch im verdienten Urlaub ist.


    Viel Spaß!


    Euer
    Christian