Für mich teilt sich die Problematik anhand der ohnehin vorgegebenen Dreiteilung:
Lernen, Üben und spielen.
1. Wenn ich - bsp. am Ende eines langen Arbeits-Tages - schlecht drauf, psychisch-mental ausgelaugt und groggy bin, scheidet für mich der Aspekt des Lernens, also sich-neue-Sachen-aneignen, zumeist aus. Zappaeske Black- Page-Sachen nach 10 Stunden beruflicher Tätigkeit sind einfach eine Überforderung, die man bereits auch deshalb vermeiden sollte, um sich die Sache nicht zu verleiden. Mir fehlt in einer solchen Situation dann schlichtweg die notwendige Geduld, Aufmerksamkeit und Ruhe, um offen für Neues zu sein.
2. Was in einer Situation dann aber immer noch geht, ist das bloße Üben, d.h. das wiederholte Einüben von bereits Gekonntem und Bekanntem.
Diesbezüglich brauche ich keine sonderlichen physischen oder psychischen Reserven, im Gegenteil: das abspulen von Routinen ist für mich so etwas wie Meditation, bei der ich entspannen kann.
Wichtig ist dabei allerdings, die Dinge zu Beginn einfach und langsam zu halten und seinen Kopf zu leeren. Das umgangssprachlich "schlecht drauf sein" zeigt sich ja in erster Linie an einer Verspannung von Muskeln, Sehnen und Gelenken, die man zunächst erst mal lockern muss. Diese Lockerungsroutine dauert bei mir mittlerweile nur noch ca 15-30 Minuten.
Anschließend bin ich zumindest so locker, dass ich ein durchaus langes Übungsprogramm abspulen kann, was mich einfach trainiert und Bekanntes einfach noch tiefer in der muscle memory verankert. Ich bin anschließend auch völlig entspannt, wenn auch völlig erschöpft, aber eben im positiven Sinne.
3. Das Spielen schließlich, dass ausprobieren nach Herzenslust, das kreative Entwickeln von Ideen im Moment, ist mehr oder weniger ja ein künstlerischer Akt, der nur gelingen kann, wenn wir wirklich gut drauf sind. Hier gilt: auch Picasso hat nicht an allen Tagen ein Meisterwerk geschaffen. Da muss man sich der Laune der Musen anheim fallen lassen und die Dinge kommen und gehen lassen, wie sie wollen. Da entscheidet dann das intuitive Verwenden von Eingeübtem, beziehungsweise das, was man gemeinhin Talent nennt.
(An schlechten Tagen das sinnvoll nur dann gelingen, wenn ich zuvor 1-2 Stunden konzentriert geübt habe, dann sind sämtliche Verspannungen weg, mein Fokus ist da und ich kann mich dann vollkommen gehen lassen.)
Für mich ist also "schlecht drauf sein" kein Grund, die Sticks zwingend liegen zu lassen, sondern zumindest noch ein Routine-Übungsprogramm absolvieren zu können, was ich aber nicht als zusätzliche Pflicht-Aufgabe erachte, sondern vielmehr als gegenteiligen Möglichkeit: nämlich mich zu entspannen und gleichzeitig zu verbessern.