in Sachen Jazz gehts mir offen gestanden derzeit, wie mit vielen anderen aktuellen Musiksachen auch: Irgendwie überzeugen mich die ganzen neuen Sachen nicht, es ist so wenig innovatives da, was zu hören sich lohnen würde. Ertappe mich daher eher dabei, unter älteren Sachen die Perlen zu suchen als unter den neuen, erfahre auch immer wieder, dass es da noch so manchen Schatz zu heben gilt.
Ansonsten komme ich immer auf meine Alltime Favorites zurück, die sind irgendwie wie klassische Musik, die nutzen sich einfach nicht ab:
1. Miles
Immer wieder kram ich in regelmäßigen Abständen den schwarzen Prinzen raus, seine Musik ist für meine Ohren einfach nicht totzukriegen. Angefangen von dem Meilenstein "Kind of Blue", der Filmmusik zu "Fahrstuhl zum Schaffott", seinen Arbeiten mit Gil Evans bis hin zu "Bitches Brew". Einen Aussetzer machen meine Ohren lediglich bei seinen FreeJazz-Electrik-Phase Mitte der 70iger, da hilft auch die Tastenbesetzung mit Keith Jarret nicht weiter. Aber bereits "We want miles" Anfang der 80iger ist nach wie vor eine Kathedrale der Modernen, das dichte Spiel von Miles/Stern/B.Evans/Foster und Cinelu treibt einem die Gänsehaut in die Poren, ähnlich wie bei der Neubesetzung der Gitarre mit Scofield.
Auch die zwischenzeitliche Besetzung dann Mitte/Ende der 80iger mit McCreary/Wellmann/Jones/Garret war eine Ausgeburt von schwarzer improvisierter Musik, lediglich die letzte Besetzung (fast identisch, abermit Rietveld am BAss) war in meinen Ohren etwas schwächer.
2. K. Jarret
Egal, ob die einstigen Solo-Sachen (Köln/Tokyo etc), oder aber im Trio mit Johnette und Holland: Keith ist wohl mit Corea zusammen nach wie vor der Jazz-Pianist. Seine Platten klingen immer frisch, immer gut ausbalanciert. Zu den alten Solosachen übe ich zuweilen Drums, man kann ne Menge über Rhythmus lernen von dem Mann, inspirierender gehts wohl kaum. Zu den Trio Sachen gehts nicht, die gebrochenen Phrasierungen von JackdeJohnette liegen defintiv über meinem Horizont, ähnlich wie bei Roy Haynes, das ist ne Welt für sich. Da ist dann pures Staunen angesagt und- wenn ausgestaunt - genießen.
3. Chick Corea
Initialzündung bei mir bei der CC Acoustic Band I (1989 meine ich) mit Weckl und Patitucci, für mich unter den Top 10 ever. Wenn ich die Autumn-leaves Version höre, kann ich nur auf die Knie fallen. Und: Wohl selten ist bei den Drums eine derartige Verquickung von Jazz und modernem Schlagzeugspiel gelungen. Für mich schlagezugtechnisch das MAß aller Dinge. Seine elekrisichen Sachen in der Zeit haben mich nie so recht angemacht. Auch sein neues Trio Werk AC II (mit Gary Novak) ist nett, aber irgendwie ohne Zündung, Chicks letzes Machwerk Past,Present and Future einfach nur gräußlich.
4. John Scofield
Immer mal wieder bei mir auf dem Teller, insbesondere die alten Sachen mit Nussbaum und Swallow. Die funkigen mit Chambers auch immer mal wieder, aber zunehmend seltener, ohne den damaligen Überraschungseffekt der Herren Chambers/Grainger wirkts heutzutage etwas kalt und steril. Die neuen Sachen hör ich um BillStewarts Drummin' Willen gerne, aber mehr nicht. Nicht verpassen sollte man aber "Still warm", eine etwas ödes Album, aber am Ende des Titelstücks zeigt Omar Hakim mal, wo Bartel seinen Most holt ............. ja.
5. Mike Stern
Es gibt eigentlich keine Scheibe, die Mist ist, sicher, er klingt auf allen irgendwie ähnlich, auf allen sind die gleichen Stern-typischen Stück-Variationen drauf und doch: grade seine letzten Scheiben (mit Richard Bona) sind einfach wunderbar abwechselungsreich, auch die alte Bootleg Scheibe mit Bob Berg zieht bei mit immer noch.
6. Pat Metheny
Kann ich irgendwie nicht wegdenken aus meiner persönlichen Biographie, es gibt halt so Typen, die sind immer da bzw, immer wieder, egal, was sie machen. Obs aus den Anfängen das wunderbare 80/81 Album ist / oder aber auch seine etwas glatte Seite (Travels/Live) bis hin zu seinem Trio 99(live mit Bill Stewart: schwere, aber gute Kost), oder aber sein geniales Trio-Werk mit Roy Haynes und Dave Holland (Questions and Answers), er kommt immer wieder. Manches mal kann ich ihn nicht mehr hören und dann nach langer Zeit dürstet es mich doch wieder nach einem Gitarristen, der spielt, als sei er der Wind persönlich, und dann ist er da.
7. Herbie Hancock: Nicht mein Ding, seit er aber mit TLCarrington spielt, bin ich dabei. Sein Konzert vor 2 Jahren hier in Duisburg war ne Welt für sich. By the way: ich meine, der war kürzlich oder ist grade auf Tour, auch in Deutschland.
8. Habe ich Musiker nicht genannt: Ja, so ziemlich alle, aber so viel kann man hier nicht schreiben: Vielleicht noch Weather Report, Zawinul (mit Paco Sery oder Nathaniel Townsley), TLCarrington selber und natürlich die ganzen alten Sachen, Parker, Gillespie und wie sie alle heißen. Ansonsten: Ab und an Mitch Forman, immer wieder sehr gerne Robin Eubanks (wirklich empfehlenswert) und auch immer mal wieder - aber wohldosiert - Steve Coleman, und alles, wo Walt Fowler Trumpet oder Flügelhorn spielt, muss ich hören (unter anderem auf Steve Babkos & S. Phillips Vintage Point).
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