Hab das Konzert auch gesehen: Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie subjektiv die Dinge doch sind J:
I. Mezzoforte an sich:
Ich mag Fusion, ich mag auch Gefrickel, aber das ganze muss Sinn machen und musikalisch spannend und energiereich sein: Nichts davon hat die Musik von Mezzoforte und hatte es noch nie. Bei aller Fusion-Neigung: genau da ist meine persönliche Hörgrenze: Breaks, Unisono-Passagen und Gefrickel, welches lediglich aus der Lust am Gefrickel gebastelt wird. Und immer noch hören sie sich an, als wenn alle Bandmitglieder einfach zu viele alte Spyro Gyra Platten gehört haben.
Die Mezzo’s machen Musik, die so belanglos ist, dass man noch nicht einmal auf den Gedanken kommt, sie nicht zu mögen. In den 80igern war das alles noch neu, ja, ein-zwei gefällige Liedchen sind auch dabei herausgekommen, aber das war’s.
Fazit: Es ist harmlose Einkaufs-Musik ganz hübsch, ganz gefällig, sehr sauber, aber es bleibt Einkaufsmusik, was ja kein Todesurteil für sich ist, die Sache aber auch nicht besser macht: Spinat mag man mögen oder nicht, einerlei: Es bleibt am Ende doch Spinat.
II. Das Konzert
Wenn ich richtig zugesehen habe (es ist bei dieser Musik ja auch durchaus denkbar, dass ich zwischenzeitlich eingeschlafen bin) war’s nur ein Konzert-Ausschnitt, von daher gesehen ist eine Kritik immer mit Vorsicht auszusprechen, aber:
Insgesamt ein ödes und spannungsarmes „Dahingespiele“, orgasmusfördernd wie ein Stepptanz im Haferflockenbrei. Sicher, das ist alles sauber arrangiert, mit einem 16tel-Akzent hier, einem dort, hier mal eine Synkope, dort mal eine klitzekleine Taktverschiebung, Bass und Bassdrum harmonieren, aber alles in allem doch sehr bedächtig und verhalten. Da ist keine Hookline, die einen aufhören lässt, keine Harmoniefolge, die Gefühle auslöst. Ein Solo reiht sich an das andre, eins so uninspiriert wie das andere.
Mit einem Wort: Musik, die sich um sich selber dreht. Das Problem: Trotzdem ist sie glattgebügelt und zugeschnitten auf das Zuschauerohr, welches ja nicht überfordert werden soll. Und so sauber haben sie am Ende dann doch nicht gespielt: Viele Breaks waren nicht sauber, das Timing hierbei stimmte oft nicht. Zeitweilig machten die den Eindruck, als wenn sie 1 Jahr lang nicht zusammen gespielt haben und nun mal wieder was zusammen machen. Der Keyboarder war der Einschläferndste, der Saxmann zeitweilig ebenfalls nicht auf der Höhe seiner Puste.
III. Der Drummer
Auch hier habe ich das völlig anders gesehen: Ja, er groovt sauber, aber die Geschwindigkeit der Stücke spielt sich auch in Bereichen ab, in dem es schwer fällt, unsauber zu spielen und wo erste Drummerpflicht wohl ist, nicht vor Langweile vom Hocker zu kippen.
Das Solo selbst war denn aber doch der absolute negative Höhepunkt. Ich habe selten ein derart unmusikalischeres Solo gesehen. Das Solo war ja eingebettet in ein Stück und wurde von synkopierten Breaks eingeleitet, die unisono von allen gespielt wurden. Zunächst wurden die schon mal vereiert, kaum ein Break kam stimmig, zeitweilen hörte sich das wie ne Amateurcombo an. Das Solo selbst hatte dann mit dem Stück eigentlich wenig zu tun.
Das Metrum wurde völlig verlassen und der gute „Gulli“ machte seinem Namen denn auch alle Ehre und warf zudem erstaunliche Fragen auf: 1) Warum spielt er dieses Solo in diesem Stück ? Keine Ahnung, aber was noch schlimmer war: Es beschlich einen das Gefühl, dass insbesondere Gulli selbst keine Antwort darauf wusste. 2) Braucht das Stück überhaupt ein Solo ? Die Antwort fällt schwer bei einem Stück, welches an sich bereits überflüssig ist.
Egal wie, das Solo war selbst in seiner völligen Abgehobenheit vom Stück unbrauchbar: Keinerlei Dynamik, viele Kombinationen wurden zudem auch noch unsauber gespielt, keine Abwechslung, oftmals liefen alle Ansätze auf den gleichen Schlussbreak hinaus (Single-Roll-Gehampel auf den Standtoms).
Fazit: Ich meine, nicht jeder gute Drummer ist auch ein guter Solist, das gibt es. Es gibt viele hervorragende Drummer, die im Combo-Spiel gut oder gar fantastisch sind, die aber einfach keine guten Solisten sind. Gulli gehört zu dieser Sorte ( Was nicht schlimm ist, aber man sollte das dann auch erkennen und einfach lassen. Schlagzeugsoli sind kein Selbstzweck).
Der Sound: Das Premier klang im Rahmen der Band gut, der Solosound war mäßig, viel zu trocken, wenig dynamisch und ohne vernünftige Raumklangentfaltung, was natürlich auch an dem Mix gelegen haben mag.
Insgesamt: Hätte ich die Jungs neulich bei mir in der Stammkneipe gesehen, hätte ich gesagt: „Mensch, ist zwar öde, aber die spielen ja ganz flüssig“. Für Profimusiker war das aber ein Offenbarungseid, wie ich meine.
In diesem Sinne
alles ford
Seelanne
PS: Was noch zu bemerken bliebe trotz der harschen Kritik: Die Mezzos sind mir aber selbstverständlich noch immer lieber als die ganze Reihe von echten Plastikmusikern, die grade mal ihr Instrument als Wort in den Sand kritzeln können und ansonsten damit beschäftigt sind, auf dicke Hose zu machen oder sich in Betten mit Satinbezügen wälzen, schimpfend um brennende Mülltonnen zu tanzen oder deren Sorge lediglich darin besteht, sich zu überlegen, am welcher Körperstelle noch ein neues Tattoo hinpasst.