Das Problem haben wohl alle irgendwann mal gehabt:
1. Zunächst einmal, nicht immer glauben, was andere sagen. Auch wenn alle Bandmitglieder behaupten, der Drummer sei zu laut, besagt das zunächst für sich betrachtet gar nichts, Empfindungen von Laustärken ist sehr subjektiv. Das muss schon mal wirklich überprüft werden.
2. Hierbei ist zunächst zu beachten, dass vor dem Drumkit ein ganz anderer Sound aufgebaut wird, als dahinter, und das Schlagzeug in der Regel davor also auch lauter klingt. Dies gilt insbsondere für die Bassdrum und die Snare. Ich wollte es auch lange Zeit nicht glauben, aber insbesondere die Snare wirkt bei den meisten Soundgebenheiten vor dem Set meist lauter als dahinter. Woher das kommt, keine Ahnung.
3. Entscheidend ist aber weiterhin überhaupt festzustellen, ob der Drummer für die anderen relativ oder absolut zu laut ist. Was ich meine: Viele anderen Instrumentalisten meinen mit "zu Laut" zunächst , dass sie ihr eigenes Instrumet oder andere einzelne Instrumente nicht mehr hören. Das kann - und hat auch oft - in der Regel ganz andere Ursachen:
Ich habe schon mit Unmengen an Gitaristen zusammengepielt, die ihre zusätzliche Box oder ihren Verstärker wer weiß wo im Raum aufstellen und sich dann wundern, wenn sie sich selbst nicht mehr hören. Umgekehrt wird aber auch häufig kein Schuh draus: Jeder steht vor seinem Amp, um sich besser zu hören, also schlecht zu hören für die anderen, zusätzlich nimmt man mit dem Davorstehen den anderen auch noch den Schall weg, und so setzt sich dann als erstes insgesamt das Drumkit durch und alle meinen, den Drummer verantwortlich zu machen.
Also: Für ein unausgegorenes Soundergebnis, bei dem jeder meint, es sei zu laut, kann es durchaus daran liegen, dass die Beschallung einfach falsch aufgestellt worden ist. Am Ärgsten ist es natürlich bei denen, die unter Live-Bedingungen proben wollen und wie auf der Bühne alles nach vorne ausrichten und sich dann wundern, dass dann das Drumset zu laut ist (kein Witz alles schon erlebt.)
4. Wenn die Fehlerquelle ausgeschaltet worden ist, sollte man überlegen, ob die Innenschalldämpfung des Proberaumes okay ist. Es gibt einfach Räume, in denen die Höhen überwiegen, andere unterstützen die Tiefen (seltenst), andere die Mitten. Hier sollte Abhilfe geschaffen werden hinsichtlich der Höhen, denn solche Räume transportieren natürlich in erster Linie die Snare und die Becken sehr heftig. Allerdings sollte man sich nun auch davor hüten, den Raum schalltot zu machen, Musik braucht Luft zum atmen, und jeder weiß, dass ein schalltoter Raum das schlechteste ist für einen guten Drumsound. Hier muss man den richtigen Kompromiss finden.
5. Erst wenn das alles geklärt ist, kann man sich wirklich mit der Frage beschäftigen, ob der Drummer zu laut ist.
Klar ist: Einige Proberäume vertragen einen Drumsound, andere wiederum sind einfach entweder zu klein oder so ungünstig im Sound, dass man letztlich machen kann, was man will, es will einfach nicht passen. Frage, wie kann man damit umgehen:
- eine Möglichkeit wäre, leiser zu spielen.
Leichter gesagt, als getan. Viele Dinge am Drumset kann man nun eben nicht ohne gewisse Kraftentwicklung spielen. Insbesondere bei Rock / Metall oder dergleichen scheidet das Leisespielen nunmal generell aus. Ich meine, man kann es ja mal probieren, aber der Effekt ist immer der Gleiche: Die anderen Bandmitglieder drehen sich um und fragen: "Was ist denn mit dir heute los, keine Lust ?" Es geht einfach nicht, es rockt nicht.
Weiteres Problem hierbei, wurde ja bereits auch schon angesprochen: Man läuft Gefahr, sich den Stil zu versauen. Wer immer nur mit zu geringer Anschlagshöhe und vorsichtig agieren muss, verliert jegliches natürliches Gefühl für das Drummin, verkrampft am Ende. Und das entscheidende: Man verliert auch allmählich die Lust am Zocken, bekommt körperliche Probleme mit den Armen.
Das Problem dabei ist, den anderen Mitgliedern das klar zu machen: Die wenigsten Nichtdrummer können sich vorstellen, das es sehr schwierig ist, Bewegungsbläufe einfach so runterschrauben zu können. Das ist grade das schwierige am Drummen, alles zu jeder Geschwindigkeit in jeder Dynamikstufe spielen zu können. Ich pflege dann immer meinen Jungs zu sagen: "Kinder, wenn ihr jemanden haben wollt, der das ganze Zeug virtuos in en Lautstärkebereichen spielen kann, dann holt euch einen, das Probelm wird dabei sein: Den müßt ihr dann aber auch bezahlen. Wenn ich es könnte, würde ich nicht hier sitzen, sondern raus gehen und einen Haufen Kohle damit verdienen."
Wenn also wirklich die Frage nicht tot zu bekommen ist, ob der Drummer zu laut spielst, ein Tip: Kontrolliere mal deine Bewegungen in einem Spiegel und vergleiche dass mit anderen Drummern. Oder besser: Nimmmal andere Bandmitglieder auf eine DrumClinic mit: Anschließend wird oftmals mit der Frage Ruhe sein. Ich war seinerzeit mit ein paar Leuten auf der Simon Phillips Clinic: Kommentar von allen anschließend: Also der haut ja schon ziemlich rein. Ja tut er.
zumindest häufig.
Oder laß dein Spiel einfach mal von jemandem kontrolleren, der davon etwas versteht, einen Kollegen, einen Drumlehrer oder dergleichen.
- zweite Möglichkeit: Drums dämpfen. Ich weiß, eine Todsünde, aber alle werden zugeben, dasses einfach Räumlichkeiten gibt, in enen es anders nicht geht.
Bei dem ganzen sollte man natürlich nicht versäumen, sich auch selbst kritisch zu hinterfragen: Ich meine, jeden Snare-Schlag als Rimshot auszuführen ? Klar ist, dass damit dann jegliche Möglichkeit der Dynamik im Eimer ist. Wenn ich den lautesten Schlag zum Durchschnitt mache, kann ich nur noch nach unten korrigieren, nicht aber mehr nach oben.
Sicherlich gibt es nun Musik, die sowas verlangt, aber in einem solchen Fall muss man dann zu dem greifen, was bereits im Sinne der eigenen Gesundheit unumgämglich: alle sollten sich dann um ihre Lauschlappen kümmern und sich überlegen, ob ein vernünftiges Monitoring-System nicht das Mittel der Mittel ist.
In diesem Sinne
Seelanne